𝕬ls Kennet die Müdigkeit und die Kälte nicht mehr ertrug, die seine Finger trotz der dicken Handschuhe steif wie die eines alten Mannes machte, erhob er sich von seinem Platz. Vom langen Sitzen waren seine Beine taub, sodass er in die ungefähre Richtung von Stellan humpelte bis er über etwas stolperte, dass er im Schein der Nordlichter als Stellans Bein erkannte. Der Viertelefreet knurrte, dann öffnete er seine glühenden Augen und sah unter einem Fell hervor zu Kennet hinauf.
»Übernimm du den zweiten Teil. Ich kann nicht mehr.«
Stellan knurrte erneut und wühlte seinen Oberkörper unter seinen Decken hervor. Er wirkte wenig begeistert, wagte es aber nicht Kennets Befehl zu missachten, sondern stellte ihn nur halblaut in Frage: »Du hast mich nur ausgesucht weil ich wärmer bin als alle anderen.«
»Ja, habe ich. Zudem friert dir selten ein Finger ab«, gab sich Kennet nicht einmal die Mühe seine Beweggründe zu verschleiern.
»Warum hast du nicht Stig genommen?«
Stellan maulte weiter, richtete sich aber endgültig auf und räumte das Feld. Dabei flüsterte er etwas in der Sprache des Feuers gegen seine Hände und ließ sie aufflammen.
»Kein großes Feuer«, ermahnte er ihn während er sich in die vorgeheizten Decken warf, die nach Asche und Pfeife rochen, dem Geruch der beiden Zwillingen anhaftete. Die Stiefel ließ er an, um sie auszuziehen hing er zu sehr an seinen Zehen. Dann schloss er die Augen und war innerhalb kurzer Zeit eingeschlafen.
Hedda erwachte voller Schrecken aus ihrem unruhigen Schlaf. Im Traum war sie wie so oft an Festen in ihrem Zimmer eingesperrt. Doch statt die Sicherheit zu verspüren, die die Kammer mit dem Ofen, der komfortablen Fensterbank und dem weichen Bett immer versprüht hatte, hatte sie sich dieses Mal gefangen gefühlt. Das Gefühl war viel präsenter als früher und nicht zu ignorieren. Die Lampen an der Wand waren zwar entzündet, doch das warme Licht hatte das Gefühl der Beklemmung nur verstärkt. Ihr Brustkorb fühlte sich davon noch immer ganz zugeschnürt und ihr Magen war verkrampft als sie sich aufsetzte.
Sich das Brustbein reibend sah sie sich um. Nicht weit weg von ihr saß einer der Zwillinge, die sich so ähnlich sahen, dass Hedda sie nicht auseinander halten konnte. Der Mann kauerte an einem kleinen Feuer und fuhr spielerisch mit den Fingern durch die Flammen als streichelte er einen Hund. Der Blick seiner glühenden Augen ruhte auf ihr.
»Kannst du nicht schlafen, Fürstentochter?«
Erst jetzt fiel ihr auf, dass das Feuer aus dem Nichts zu kommen schien. Es tanzte über den schmelzenden Schnee ohne sich an Holz zu laben.
»Wie stellt Ihr das an?«, fragte sie fasziniert.
Anders als bei dem letzten feurigen Spektakel hatte sie keine Angst mehr vor dem Abkömmling eines Feuergeistes. Sie vertraute Kennet soweit, dass sie ihm glaubte wenn er etwas als gefährlich oder ungefährlich einschätzte. Wenn er wirklich Schatzjäger war - und fast alles sprach bisher dafür - kannte er sich mit gefährlichem und magischem gut genug aus. Und zudem wollte sie jetzt alles andere als wieder schlafen und erneut in diesen schrecklichen Raum müssen.
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Blutbesiegelt - Hexenerbe
ParanormalDie Fürstentochter Hedda Droyde von Hers ist dem ansehnlichen Bastard des Herzogs der Eismark versprochen. Doch in der Nacht vor ihrer Vermählung wird sie entführt. Kennet, der Anführer einer Bande Schatzjäger, raubt die junge Frau und ehe sie sich...