𝕯er Wald begann langsam aber sicher alle zu zermürben. Seit Stunden hatte niemand einen Ton von sich gegeben. Sie alle ritten von Aebbe geführt durch das Dunkel, ihre Laternen waren Inseln des Lichtes in der Finsternis. Stellenweise war das Nadelwerk über ihnen so dicht, dass der Himmel nicht zu sehen war und nur der ausgetretene Pfad ihnen Orientierung bot.
Ivar hatte schon vieles gesehen, war fünf Jahre lang zur See gefahren und hatte sogar einen Meerjungfrauenangriff überlebt. Doch die Gestalten, die sie beobachteten, neckisch an die Lichtkegel herantraten, sich aber nicht offenbarten, machten ihm noch mehr Angst als der Schrecken, den die See barg. Letzterem hatte er nämlich ins Gesicht gesehen.
Nicht nur die Geräusche waren fremdartig, auch der Geruch. In einem Nadelwald würde man den Duft von Harz erwarten, den des kalten Schnees und Moder von unter der Schneedecke Rottendem. Doch es war der Gestank des Atems eines Fleischfressers und der verdorbenen Fleisches.
Als bräuchte es noch etwas um die Pferde aufzuscheuchen. Die Tiere gingen wohl nur deshalb nicht durch, weil sie schon in Schlachten zum Einsatz gekommen und den widerlichen Atem des Todes gewohnt waren.
»Riecht ihr das?«
Holmger brach das Schweigen als Geruch nach Verwesung stärker wurde. Zwar wurde es langsam Frühling und das Tauen begann bald, doch die Opfer des Winters begannen so früh im Jahr noch nicht zu stinken.
»Ja. Riecht nach Leichengrube.«
Ivar zog die Schultern hoch und griff sein Schwert fester das er auf seinen Oberschenkeln balancierte. Um die Hände frei zu haben, hatte er die Laterne an seinen Sattel gehängt.
»Ich will eigentlich gar nicht wissen wonach das riecht!«
Holmger beschleunigte und überholte den Prinzen und seinen besten Freund. Dass der erste von ihnen die Nerven verlor, trieb Ivar instiktiv ebenfalls zur Flucht an. Was auch immer ihnen nachgestellt hatte, hatte sie erreicht. Und dem Geruch nach waren sie potenzielle Beute.
Der Prinz und sein Freund gaben ihren Pferden ebenfalls die Sporen. Das Licht der Laternen strich zittrig über Rinde, Geäst und Weg, doch Ivar meinte aus dem Augenwinkel Pelz und lange Zähne zu erhaschen. Die Welt um ihn verschwamm zu einer düsteren Pfütze in der ihn seine Angst zu ertränken versuchte. Hätte er die Hände nicht zum Festhalten der Waffe und der Zügel gebraucht, hätte er nach seinem Medaillon gefasst und ein letztes Gebet an Nethjor, den Gott der See und Seefahrer, geschickt.
Die Luft war erfüllt vom Verwesungsgestank und dem Geruch der Angst, so dick, dass sie sie festzuhalten schien, wie dichter Nebel auf See. Dann hörten sie einen Schrei von Berit. Er schlug sich wie eine Axt in ihr Mark.
Ivar warf einen flüchtigen Blick nach hinten und sah im flackernden Licht eine aufrechte Gestalt. Sie hatte etwas menschliches, die Haut schimmerte rötlich nass. Doch um Näheres zu erkennen war es zu dunkel. Was genau da hinter ihnen reglos auf dem Pfad stand, war ihm herzlich egal solange er es nur abschüttelte. Zu seiner Beruhigung sah er wie Berit zu ihnen aufholte.
DU LIEST GERADE
Blutbesiegelt - Hexenerbe
ParanormalDie Fürstentochter Hedda Droyde von Hers ist dem ansehnlichen Bastard des Herzogs der Eismark versprochen. Doch in der Nacht vor ihrer Vermählung wird sie entführt. Kennet, der Anführer einer Bande Schatzjäger, raubt die junge Frau und ehe sie sich...