17 |Er tut dir nichts

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Evette

Grübelnd saß ich am Tisch und starrte auf mein Handy herab. Wie viele Nachrichten hatte ich ihm geschickt? Er antwortete nur nicht mehr. Er musste zu mir zurück kommen. Er musste einfach. Liana war einige Tage zu Mum gefahren, weil sie das unbedingt wollte und ich dringend mal Ruhe brauchte. Ich musste nachdenken. Sehr viel nachdenken.

Seufzend strich ich mir durch meine Augen und schüttelte meinen Kopf. Wieso antwortete er mir auch nicht? Was war wenn ihm etwas zugestoßen war? Wenn er jetzt irgendwo fest saß und wieso glaubte ich das, wenn er einer der gefürchtetsten Menschen war? Rowan würde mir immer antworten. Er brauchte vielleicht mal länger, aber das hier ging zu weit. Ich machte mir Sorgen. Ein Zittern durchdrang meinen Körper und die Angst machte sich immer mehr bemerkbar. Rowan war zwar der emotionsloseste und erbarmungsloseste Mann den ich je getroffen hatte, aber er war auch verletzlich. Seufzend strich ich über meinen Bauch und biss mir auf meine Unterlippe. Ich schreckte zusammen als die Klingel durch die Wohnung jagte.

Erschrocken sprang ich auf und lief zur Tür. Ich riss sie auf. Dunkle Augen sahen in meine und entlockten mir ein Keuchen. »Rowan« hauchte ich. Er legte seinen Kopf schief und trat in in die Wohnung. Ehe ich die Tür schloss, schoss auch schon die Wut durch meinen Körper. Zwei Wochen. Zwei ganze Wochen. Er hatte mich zwei Wochen hier zurück gelassen. Verdammt. Zwei Wochen. »Du siehst wütend aus.« er stoppte und musterte mich intensiv. Verdammt ja. Ich war sauer. Und schon passierte es. Meine Hand  holte aus und prallte auf seine Wange. Ein zischendes Geräusch hallte durch die Wohnung. Und es tat mir nicht einen Moment leid. »Verdammt Rowan!« die Wut entkam meinen Lippen und Tränen füllten meine Augen. Wut, Trauer, Angst. »Das waren zwei Wochen.« ich brach zusammen. Seine Arme umschlungen meinen Körper und bewahrten mich vor dem harten Aufprall.

»Denkst du ich wollte nicht zurück zu dir?« er presste mich an sich. »Ich habe mich so sehr nach dir gesehnt, meine Schönheit.« seine Stimme klang anders. Verletzlich. Mein Herz pumpte gegen meine Brust und mein Körper drückte sich fest an seinen. »Es tut mir leid.« er legte seinen Kopf in meine Halsbeuge und verteilte leichte Küsse auf meiner Haut.

»Wieso hast du mir nicht geschrieben?« ich schloss meine Augen und atmete sein gewohntes Parfüm ein. Seine Nähe beruhigte mich augenblicklich. »Mein Vater war mit mir in Spanien und wollte nicht, dass wir irgendwie auffindbar sind.« erklärte er sanft. Ich nickte leicht. »Was hat er zum Deal gesagt?« ich blickte zu ihm auf, in die dunklen Augen, die mir so vertraut waren. »Er wird dir nichts tun.« Rowan beugte sich zu mir runter und leckte leicht über seine Lippen. »Er wollte keinen Deal. Er will dir aus irgendeinem Grund nichts antun, Evette.« sein Blick wurde forschend, weil er wusste, dass ich ihm etwas verheimlichte.

Nein eigentlich nicht, weil ich noch keine Chance hatte es ihm zusagen. Also verheimlichte ich ihm nichts. »Ich-« ich löste mich leicht von ihm und ging in die Küche. Ich nahm mir den Wasserkocher zur Hand, ließ das Wasser hinein laufen und drückte dann den Schalter. Langsam wandte ich mich zu Rowan, der mich ganz genau beobachtete. Er wollte wissen was los war. Und ich wollte es ihm sagen, aber ich hatte Angst. Nicht vor seiner Reaktion, sondern vor meiner eigenen. Ich wollte ihm nicht wieder das Herz brechen. Nicht wieder verlassen. Nicht wieder verletzen.

»Was ist los, Evette?« er umrundete die Kücheninsel und stellte sich genau vor mich. Mein Atem stockte und hallte dann laut stark durch die Wohnung. »Was weiß mein Vater, das ich nicht weiß?« seine Stimme klang verletzt. Und ich konnte es verstehen, aber woher sollte sein Vater das wissen? Wurde ich beobachtet? Das wäre krank, aber vorstellbar. »Das meint er nicht.« hauchte ich und schaute ängstlich zu ihm auf. »Dann beobachtete er uns innerhalb dieser Wohnung, Rowan.« ich schluckte. »Dann beobachtet er das Badezimmer. Er beobachtet alles. Das meint er nicht.« ich schüttelte meinen Kopf und drängte mich an Rowan vorbei. Das konnte er einfach nicht meinen. Das wäre unheimlich. Dann wären hier Kameras. Überall.

Die Panik nahm meinen gesamten Körper ein. Durchquerte jede noch so kleine Ecke. Ich strich mir über mein Haar und spürte die ersten Tränen. »Was ist los, meine Schönheit?« Rowans warme Hände strichen über meine Taille und seine Brust schmiegte sich behutsam an meinen Rücken. Augenblicklich fühlte ich mich wohl. Beschützt. Als könnte ich keine Fehler machen. Als wären wir unbesiegbar.

»Ich habe Angst, Rowan.« meine Hand glitt über meinen Bauch. »Vor meinem Vater? Er wird dir nichts tun.« hauchte er mir leise zu. Sein Blick war so intensiv. Spürbar. Überall, auf meinem ganzen Körper. Die Reaktion auf ihn war schon unnormal aber ich liebte es. »Er tut mir nichts, weil er weiß dass ich schwanger bin, Rowan.« ich löste mich und drehte mich zu ihm um. Mein Blick geriet geradewegs in seinen.

Unstillbares Verlangen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt