26 |Mutterswillen

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Rowan

Ich warf meiner zierlichen Frau noch einen Blick zu, bevor ich in den Wagen stieg. Evette machte sich sorgen. Und das konnte ich verstehen. Sich mit meinem Vater an zulegen war dumm, sehr dumm sogar, aber ich musste es riskieren. Wenn ich wollte, dann konnte ich ihn stürzen. Er war nicht mehr der Mann, der er damals mal gewesen war.

Er war schwächer und verletzlicher geworden. Und zudem dachte er, er wüsste wie ich tickte. Aber ich hatte mich verändert. Vielleicht durch Evette und durch das Jahr, das ich ohne die ertragen musste. Denn in der Einsamkeit entwickelte man neue Fähigkeiten und neue mörderische Gedanken, die ich nunmal nicht mehr in die Realität umsetzen konnte. Wegen Evette, aber bei meinem Vater würde das gehen. Er war ein Monster und nur ich konnte ihn aufhalten.

»Solltest du mich noch einmal unterbrechen während ich mit meiner Frau rede werde ich dich töten, verstanden?« ich sah einen meiner Männer an, durchlöcherte ihn mit meinem Blick und wandte mich wieder ab als er hektisch nickte.
»Also das heran schleichen wird bei meinem Vater nichts bringen also bemüht euch nicht leise zusein-« ich schaute einmal in die Runde und bemerkte sofort die verängstigen Männer. Sie waren keine Waschlappen und Angsthasen, weil sie Angst hatten. Ich konnte die Angst absolut verstehen, denn immerhin ging es um William Sanchez.

Er war einmal gefürchtet und hatte sich in der Vergangenheit viele Feinde gemacht, die sich aber trotz seines Alters nicht an ihn heran trauten. Nur seine Söhne hatte er vergessen, denn auch Logan und mich hatte er zu seinen Feinden gemacht. Das hätte meine Mutter nicht gewollt. »Also sollen wir rein stürmen?« ich hörte das Schlucken, gab aber nur ein bestimmendes Nicken zurück. Die Angst der Männer interessierte mich nicht.

Ob Evette gerade Angst hatte? Vermutlich schon und ich konnte nicht bei ihr sein. »Ihr erschießt meinen Vater nicht, sondern nimmt ihn gefangen.« stellte ich klar und riss die Tür auf als der Wagen hielt. Nacheinander sprangen die dunkelgekleideten Männer aus dem Wagen und schon jetzt richteten die Männer meines Vaters ihre Waffen auf uns.

Zwei andere dunkle Vans hielten hinter meinem und weitere meiner Männer stiegen aus. Mit Handzeichen gab ich weitere Kommandos und mein Körper zuckte nicht einmal zusammen als die Schüsse an mir vorbei glitten. Ich starb heute nicht. Evette war der einzige Grund dafür. Ich sah mich um, nahm meine Knarre hervor und schlich mich an den Männern vorbei, direkt ins Haus.

Meine Augen sprangen sofort in seine. Da saß er. Ganz entspannt auf seinem Sofa mit dem Whiskeyglas in der einen und der Waffe in der anderen Hand. Ich zielte auf ihn. Bereit zu schießen sollte er nur eine falsche Bewegung wagen. »Das hätte deine Mutter nicht gewollt.« er sah nicht zu mir und blickte stattdessen herab auf die goldige Flüssigkeit. »Lustig daran habe ich eben auch gedacht.« erwähnte ich, während ich herab auf seine Waffe blickte. »Leg sie weg.« befahl ich kalt. Er legte sie auf den Boden und stieß sie zu mir rüber. »Ich bin schon lange nicht mehr der Mann von früher, mein Sohn.« er sah zu mir rüber, ganz langsam und kontrolliert. Obwohl er wusste, dass ich ihn jetzt töten könnte, war sein Blick nicht einen Moment von Angst oder Zweifel gefüllt.

»Du hättest mir Logan einfach übergeben sollen.« ich hockte mich zu der Waffe herab und verfestigte sie hinter meinem Gürtel. »Logan ist nicht hier.« er hob das Glas an und setzte es an seine Lippen an. Mein Körper spannte sich an und eine zischende Wut nahm meinen Bauch ein. »Er ist nicht im Keller?« zischte ich. Zwei Männer kamen in den Raum, mit einem Handzeichen deutete ich ihnen, dass sie nach Logan sehen sollten, damit ich mich besser auf meinen Vater konzentrieren konnte.

»Er ist nicht hier.« schrie einer der Männer hoch. »Steh auf.« sauer knurrend ging ich einen Schritt näher an ihn heran. Ich hätte ihn gerne eine Kugel in den Kopf gejagt, ließ es aber erstmal sein. Ich musste Logan finden. »Darf ich noch.« er deutete auf sein Glas.
»stell es zur Seite« mehr Worte brauchte ich garnicht. Mein Vater stellte das Glas beiseite und erhob sich von der Couch. Er ging langsam, entspannt -kontrolliert. Das hatte ich von ihm. »Ich hoffe du weißt was du tust, Rowan.« er ging aus dem Haus, ich hinter ihm. Sein Blick fuhr über die toten Männer auf dem Boden und blieb an dem schwarzen Van hängen. Die Toten interessierten ihn kein bisschen.

»Du musst mich töten wenn das vorbei ist.« er stieg hinten ein und rückte durch. »Wer sagt, dass das nicht schon mit eingeplant ist?« mit der Waffe auf ihn gerichtet schloss ich die Tür. »Ich bin dein Vater.« er stoppte. »Ich würde selbst meinen Bruder töten. Blut spielt in unserer Familie ja keine sonderlich große Rolle mehr.« mit den Worten beendete ich das Gespräch. Meine Gedanken glitten wieder zu Evette.

Ich wollte das alles schnell hinter mir haben. Ich hatte keine Lust mehr der Mann mit den vielen Feinden zusein. Ich wollte nur, dass sie und unser Baby in Sicherheit waren. »Sie wird niemals in Sicherheit sein, Rowan.« die zerbrechliche Stimme meines Vaters drang zu mir durch. Ich sah zu ihm. »Deine Mutter wurde ermordet, weil ich der Mann war der ich nunmal war. Dabei wusste sie von nichts.« ein seltsames Gefühl der Trauer nahm meinen Magen ein als die Worte seine Lippen entglitten.

»Sie wird niemals in Sicherheit sein und trotzdem bleibt sie bei mir. Ich werde sie beschützen selbst wenn ich dafür selbst sterben muss.« der Wagen hielt ruckartig. Ich riss Tür auf, drückte meine Gedanken in die hinterste Ecke und zwang meinen Vater in die Lagerhalle, in der auch meine Frau auf mich wartete.

Unstillbares Verlangen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt