00 |Priviligen

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Rowan

Meine Augen glitten durch den Raum und blieben an dem Psychologen hängen, der mich beobachtete.

Es störte mich nicht. Mich störte gar nichts mehr. »Wie geht es ihnen heute, Mr. Sanchez?« fragte er und schrieb etwas auf den Block, der auf seinem Schoß lag. »Meine Laune ändert sich nicht über einen Tag.« zischte ich und spürte die Wut, die sich in mir sammelte. Ich war viel gereizter seit sie weg war. »Wieso?« fragte der Mann interessiert, obwohl er die Antwort doch schon lange wusste. Seit einem Jahr fragte er die selben Sachen und bekam immer wieder die gleiche Antwort.

»Weil sie nicht bei mir ist.« flüsterte ich mit einem kühlen Unterton. Niemals würde ich meine Gefühle präsentieren wie auf einem Silbertablett. Nur ihr. Nur meiner Schönheit hatte ich meine Gefühle gezeigt und nur ihr würde ich meine Gefühle immer und immer wieder zeigen. Ein Jahr war nun schon wie in Zeitlupe an mir vorbei gekrochen und jeden Tag wurde ich ein bisschen gereizter. Jeden Tag wollte ich die Männer, die sich in ihr Leben schlichen, ein bisschen mehr umbringen. Qualvoll.

»Haben sie versucht Kontakt auf zunehmen?« der Psychologe, dessen Name ich mir nicht merken wollte, lehnte sich in den Sitz zurück und musterte mich. »Nein.« knurrte ich und krallte mich in das Sofa. »Was würde das schon bringen? Sie wäre in Gefahr-« ich stoppte und starrte in die blauen Augen des Mannes. »Wiedermal.« gab ich zu und spürte ein Zittern, das durch meinen Körper ging.

Jeder neuer Tag war eine Qual.
Es würde nicht aufhören.
Niemals könnte ich eine andere Frau lieben. Bei jeder Frau, die ich aus Frust in mein Bett schmiss, dachte ich an sie. Ich hatte keinen guten Sex mehr, weil mein Körper nur nach ihrem verlangte. Weil alles nur nach ihr verlangte. Keine Frau war so wie sie. Ich strich mir verzweifelt über mein Gesicht und ließ meinen Blick auf den Boden gleiten. Ich konnte nicht mehr. Ich brauchte sie. Alles sehnte sich nach ihr. Nach ihrem Lachen, ihren grauen Augen, ihren vollen Lippen und verdammt nach ihrem wundervollen Stöhnen. Keine Frau schaffte es mir einen Ständer zu verpassen, aber alleine bei dem Gedanken an ihr Stöhnen, stellte sich mein Schwanz auf. »Sie beobachten sie.« stellte der Mann, mit dem Block in seinen Händen fest. Natürlich beobachtete ich sie.

»Ja.« gab ich knapp zu und zog meine Augenbrauen zusammen. Sie war meine Frau, die ich schützen musste. Wie sollte ich sie beschützen, wenn ich sie nicht beobachtete? »Was ist mit den Männern in ihrem Leben?« der Psychologe schwang seinen Stift über das Blatt und zog seine Augenbrauen nachdenklich zusammen. Was sollte mit den Männern sein? Sie gingen wie bei mir die Frauen ein und aus.

Keiner blieb lange und keiner gewann ihr Herz.

Weil ich es hatte. Ich trug ihr Herz bei mir und niemand sonst würde es bekommen. »Es kommen Männer in ihr Leben und verschwinden wieder.« ich lehnte mich zurück und setzte meine kalte Miene wieder auf. Mir gefiel der Gedanke nicht, dass andere Männer ihre samtweiche Haut berührten und ihr einen Orgasmus verschafften. Das gefiel mir ganz und garnicht. Ließ sie andere Männer an ihren Körper? An ihren wundervollen Körper? »Sie sind eifersüchtig.« stellte der Mann vor mir fest und traf damit genau ins Schwarze. Ich war eifersüchtig. Verdammt Ja. Sie war meine Frau. Meine. Kein anderer Mann durfte das Privileg besitzen sie so zu berühren wie ich. Sie so zu sehen wie ich. Wenn sie kam, dann durfte nur ich ihren atemberaubenden Orgasmus beobachten.

»Sie gehört mir.« sagte ich knapp und hob meinen Kopf wieder. Ganz alleine nur mir. »Sie haben sich getrennt.« erinnerte er mich an diese eine Nacht, die mich in tausend Stücke zerrissen hatte. Mein Imperium hatte sich durch den Schmerz bloß erweitert und die Menschen, die mich verrieten oder mir etwas schuldeten hatten keine Chance auf Wiedergutmachung. Ich war zu gereizt. Mit Logan hatte ich kein Wort mehr gewechselt, weil er alles zerstört hatte. Er hatte mir meine Frau genommen. Ich atmete tief durch und biss meine Zähne zusammen. »Sie hat jetzt ihre eigene Wohnung.« ich lächelte, innerlich und wandte meinen Blick zu einem Bild, das an der Wand hing und ein Herz zeigte. »Und ihre kleine Schwester lebt bei ihr.« murmelte ich und erinnerte mich an die Liebe, die sie ihrer kleinen Schwester geschenkt hatte.

Sie liebte keinen Menschen mehr. »Einen Freund?« fragte der Psychologe knapp. »Nein!« ein Zischen entkam meinen Lippen und mein Körper spannte sich an. Jeder Muskel. »Sie liebt mich.« knurrte ich sauer und krallte mich erneut im Sofa fest. Vorsichtig nickte der Mann, musterte mich schnell und schrieb etwas auf seinen Block. »Aber sie hat Männer in ihren Leben.« flüsterte er leise. »Ja und das wird sich ab heute ändern.« ich wollte aufstehen, doch der Mann stoppte mich. »Wie meinen sie das?« er hob eine Augenbraue.

»Weil ich sie zu meiner Frau mache, weil sie außer mir keinen anderen gehört und weil sie nur mir gehören will.« ich sah dem Psychologen einige Sekunden in die Augen und wendete mich dann ab. Keiner würde es mehr wagen sie anzurühren. Mein Ruf hatte sich in einem Jahr vollkommen verändert. Ich half nicht mehr. Und jeder wusste, dass er sterben würde, wenn man ihr auch nur einen Meter zu nahe kam. Wie sonst hatte sie dieses Jahr überlebt. Ich schmiss die Tür hinter mir zu und rannte die Treppen herab, zu meinem schwarzen Lamborghini. Ich würde sie wieder für mich gewinnen. Ich musste ihr klar machen, dass sie nicht in Gefahr war und wenn doch, das ich sie vor allem beschützen würde.

Ich hatte sie schon einmal beschützt, sonst wäre sie jetzt tot. Mein Körper erzitterte und meine Augen starrten einen Moment aus dem Fenster. Nur wie sollte ich ihr gegenüber treten? Sollte ich einfach vor ihrer Haustür auftauchen? Frustriert atmete ich durch und raste los, ohne auf die Geschwindigkeit zu achten. Mir war alles egal gewesen, seit sie weg war. Nichts ergab mehr einen Sinn. Nichts war mehr gut genug. Nur sie. Nur sie hing ständig in meinem Kopf und nur sie war gut genug.

Unstillbares Verlangen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt