Kapitel 47

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Als ich damals Sonny die Choreographie beigebracht habe, hätte ich mir niemals gedacht, dass ich mal in meiner eigenen Tanzschule stehen würde und das auch noch so schnell. Ich habe nach dem Gespräch mit Sophie und Michi viel darüber nachgedacht und bin schon ein paar Tage später auf den Entschluss gekommen, dass es das ist, was ich mein Leben lang machen möchte – Menschen meine Liebe zum Tanz weiterzugeben. Ich habe in Ms. Porters Studio begonnen und oft mit Michi über ein eigenes Studio gesprochen. Er hat mir immer angeboten, es mir zu finanzieren, was ich aber abgelehnt habe. Jedoch hat er mir eines Tages einfach eines gekauft. Anfangs war ich darüber ziemlich wütend, aber er meinte, dass er sein Geld in etwas investieren möchte, dass er liebt. Er hat gesagt, dass ich immer so glücklich bin, wenn ich vom Unterricht komme und dass er mir den Wunsch erfüllen wollte. Erst als wir uns ausgemacht haben, dass es ein verfrühtes Geburtstagsgeschenk ist, habe ich langsam lockergelassen. Inzwischen bin ich einfach nur froh, dass diese Tanzschule, in der ich gerade stehe, mir gehört. „Wow, das sieht echt toll aus", sagt Michi, als wir in der Schule herumgehen. Ich bringe nicht mal ein Wort heraus vor lauter Begeisterung, da dieser Ort schöner ist, als ich ihn mir jemals erträumen hätte können.

„Ja, dann können wir ja heute Abend auch die Eröffnung deiner Tanzschule feiern", sagt Felix aufgeregt, als ich ihm erzähle, dass wir heute am Vormittag dort waren und dass bald die Kurse beginnen. „Aber im Fokus des heutigen Abends stehst natürlich du. Wie fühlt es sich an, wieder Wiener zu sein?" „Ich liebe es hier. Ich habe auch schon einen neuen Arbeitsplatz und war schon zwei Mal dort – die sind alle super nett." „Wow, du warst schon öfter in der Arbeit als bei deiner Familie.", scherze ich. „Jap, das ist ziemlich traurig. Aber das holen wir ja heute nach – Ellie und ich freuen uns schon sehr." „Michi, Papa und ich freuen uns auch echt, sie endlich kennenzulernen und dich wiederzusehen." „Ja, das wird richtig cool. Na dann sehen wir uns heute um 6 bei euch – wir freuen uns." „Wir uns auch, bis später."

„Also, ich sag's gleich: Ich muss leider in eineinhalb Stunden schon wieder aufbrechen, da ich einen Nachtdienst eingeschoben bekommen habe. Es tut mir echt leid", entschuldigt sich mein Vater, als wir alle am Tisch Platz nehmen. „Das macht doch nichts, Thomas. Wir sind froh, dass du überhaupt kommen konntest – in meinem Krankenhaus ist auch grad so einiges los." „Ich bin ja schon gespannt, wie es mir in meiner Klinik gefallen wird, wenn ich mal länger da bin. Bis jetzt ist es auf jeden Fall schon mal sehr nett dort." „Bevor wir jetzt in Richtung Medizin abschweifen, wechsle ich schnell das Thema. Wie habt ihr euch denn kennengelernt?" Felix und Ellie schauen sich liebevoll an und ich sehe, dass Felix ihre Hand nimmt und sie streichelt. „Willst du erzählen?", fragt Ellie etwas schüchtern, worauf Felix nickt und beginnt, über ihr erstes Zusammentreffen zu erzählen. „Warte, bevor du anfängst, hole ich noch schnell das Essen, in Ordnung?" „Ja klar." Ich gehe in die Küche und hole die Ravioli, die ich extra für meinen Bruder gekocht habe, weil ich weiß, wie gerne er sie isst. „Nein, hast du echt Ravioli gemacht?", fragt er, als ich sie auf den Tisch stelle. „Jap, ich hoffe, du magst Nudelgerichte auch", sage ich und schaue zu Ellie. „Ja, perfekt.", lächelt sie mir zu. „Also, jetzt kannst du mit dem Erzählen beginnen."

„Es war echt sehr gut. Dankeschön", sagt Ellie, als sie den letzten Bissen von ihren Ravioli in den Mund nimmt. „Das freut mich." „Was machst du eigentlich beruflich?", fragt mein Vater. „Ich bin Hebamme." „Hebamme, wow, ein sehr schöner Beruf." Na toll, noch jemand aus dem medizinischen Feld. Warum immer in meiner Familie?! Ich versuche, mir meine Abneigung nicht ansehen zu lassen und lächle ihr zu. „Ja, ich liebe den Beruf – ich würde nichts lieber machen." „Sehr schön.", sagt Michi und Felix lächelt stolz. Während des weiteren Gesprächs merke ich, dass Ellies Blick ab und zu etwas schmerzverzerrt ist. Anscheinend fällt das auch Felix und Michi auf, da ich sehe, dass sie Ellie oft prüfende Blicke zuwerfen. „Danke ihr zwei, dass ich kommen durfte – es war wirklich sehr lecker. Ich muss mich aber jetzt leider auf den Weg machen.", sagt mein Vater, als es Zeit für ihn ist aufzubrechen. „Danke, dass du da warst", sage ich und stehe auf, um ihn zu umarmen. Er drückt uns alle, auch Ellie, und verlässt danach das Haus. Als Ellie nun während des weiteren Gesprächs auch ihre Hand auf den Bauch legt, schauen beide Männer sehr skeptisch. „Alles in Ordnung?", fragt Michi vorsichtig. „Ja, alles ok. Ich hab' nur ein bisschen zu viel gegessen." „Du hast aber schon vor dem Essen so schmerzverzerrt geschaut.", sagt Felix besorgt, aber auch etwas streng – wenn ich sie wäre, hätte ich inzwischen ziemlich Angst. „Hä, nein habe ich nicht." „Ellie, was ist los?" „Bitte Felix, nicht hier." „Warum nicht? Michi ist Gynäkologe." „Ihr könnt ruhig nach Hause gehen, wenn's dir nicht gut geht.", versuche ich die Situation etwas aufzulockern. „Das wäre vielleicht gut.", sagt Felix und wirft uns einen entschuldigenden Blick zu. „Ach, das ist nicht nötig. Ich gehe nur kurz mal aufs Klo." Sie steht auf, um den Raum zu verlassen, verliert jedoch noch bevor sie aus der Küche raus ist, das Gleichgewicht und kommt ins Schwanken. Felix und Michi springen sofort auf, um sie zu stützen. „So, ich würde sagen, wir verfrachten dich jetzt mal auf die Couch, hm?", schlägt Michi vor. „Nein, nein, das geht schon", sagt sie und versucht, sich aus dem Griff der beiden zu lösen. „Ganz sicher nicht. Du kommst jetzt mal auf die Couch. Wehr dich doch nicht so dagegen.", sagt Felix bestimmt. Oje, diese Tonlage ist kein gutes Zeichen...

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Ellie hätte sich bestimmt nichts schöneres für den Abend wünschen können ;) Wie denkt ihr, geht es weiter? Lässt sie sich direkt von Felix dominanter Art einschüchtern, oder traut sie sich doch, ihm zu widersprechen?  

Warum ausgerechnet Arzt? (Teil 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt