Kapitel 48

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Ellis P.O.V.:

„Also, wo tut's weh?", fragt Felix mich, nachdem die beiden Jungs mich auf das Sofa verfrachtet haben. „Nirgends. Mir geht's schon wieder viel besser.", behaupte ich und versuche, mich aufzusetzen, werde jedoch von Felix zurückgehalten. „Hey, sitzenbleiben. Du sagst uns jetzt, was los ist." Diese dominante Art, wenn Felix im Arztmodus ist, regt mich so auf. Ich war zufällig schon mal dabei, wie er eine Patientin behandelt hat, die er nicht kannte und bei ihr war er lange nicht so dominant wie bei mir. Ist ja schön, dass ich ihm wichtig bin, aber trotzdem kann er nicht so mit mir umgehen. Ich bin, wie die meisten Hebammen, eine starke Frau und muss mir nicht von meinem Freund sagen lassen, was ich zu tun habe. „Ich werde euch gar nichts sagen. Mir geht's gut. Ich bin erwachsen und kann gut auf mich alleine aufpassen." „Anscheinend ja nicht. Wenn wir nicht da gewesen wären, wärst du vorhin in der Küche kollabiert. Ich finde nicht, dass das als gut auf sich selbst aufpassen gilt.!", erwidert Felix streng. „So tragisch war es jetzt auch nicht – ich hätte das bestimmt auch alleine geschafft." „Ja, ganz sicher...", sagt er sarkastisch. „Es spielt doch jetzt keine Rolle, ob du es auch alleine geschafft hättest oder nicht. Dir geht es offensichtlich nicht gut und es wäre angenehmer für dich und uns, wenn du uns sagen würdest, was dir genau weh tut. Ich weiß, es ist nicht schön, unter diesen Umständen untersucht zu werden, aber ich denke, es ist notwendig.", sagt Michi versöhnlich. „Nichts ist notwendig. Ich will jetzt nach Hause.", sage ich und stehe nun bestimmter auf, so, dass ich es fast schaffe, gegen Felix anzukommen. „So, jetzt reicht es. Du sagst uns jetzt sofort, was mit dir los ist!" „Nie und nimmer!"

Michis P.O.V.:

Ich denke, dass wir so bei Ellie nicht weiterkommen. Anscheinend geht es ihr nicht sooo schlecht, sonst hätte sie sich bestimmt schon untersuchen lassen – das ist doch ein gutes Zeichen. Wenn ich mich nicht täusche, ist Ellie der Fall von Patientin, bei der man in den meisten Situationen nicht mit Dominanz, sondern eher mit Einfühlungsvermögen vorgehen sollte. Ich verstehe, dass Felix sich Sorgen macht, aber Ellie stellt sich im Moment nur total quer, was uns allen nichts bringt. „Können Ellie und ich vielleicht mal alleine sprechen?", schlage ich mit einem fragenden Blick in Felix und Jackies Richtung vor. Jackie wäre zwar sicher eine gute Unterstützung für Ellie, jedoch sehe ich ihr an, dass sie, obwohl sie nicht mal die Patientin ist, schon eine ziemliche Panik bekommt. „Na gut, ihr habt maximal 10 Minuten. Wenn du dich dann immer noch so aufführst, untersuche ich dich, ohne vorher lange mit dir darüber zu diskutieren." Er legt einen Arm um Jackie und verlässt mit ihr gemeinsam den Raum.

„Na, das war ja aufregend, hm?" Ellie nickt leicht. Jetzt wo Felix, der ihr Druck macht, weg ist, scheint sie nicht mehr so trotzig zu sein – vermutlich war ihr Trotz nur eine Reaktion darauf, dass sie sich nicht gerne sagen lässt, was sie zu tun hat. „Ok, ich kann verstehen, dass dir die Situation unangenehm ist, aber es wäre echt keine schlechte Idee, uns zu sagen, was dir weh tut. Du bist doch Hebamme und weißt, dass solche Schmerzen nicht von selber weggehen." „Wenn's um meine Gesundheit geht, bin ich oft ein bisschen nachlässig.", gibt sie leise zu. „Jackie ist das auch. So geht es vielen Menschen aus den verschiedensten Gründen, aber du musst wissen, dass du mir vertrauen kannst. Ich habe schon einen kleinen Verdacht, was das sein könnte und wenn ich Recht behalte, dann handelt es sich um meinen Fachbereich. Ich verstehe, wenn du lieber ins Krankenhaus, zu jemandem anderen, möchtest, weil du mich kennst, aber ich kann dir versichern, dass ich extra vorsichtig sein würde." „Was ist denn dein Fachgebiet?", fragt sie ängstlich. „Gynäkologie." „Oh nein, das auch noch." Ich lache leicht und lege meine Hand auf ihr Bein, um sie ein bisschen zu beruhigen. „Ich weiß nicht, ob ich möchte, dass du mich untersuchst." „Viele Patientinnen meinten, dass ich der vorsichtigste aller Gynäkologen bin, bei dem sie jemals waren. Ich kenne aber auch ganz tolle FrauenärztInnen die dich untersuchen könnten. Jedoch wäre es natürlich besser, wenn ich gleich mit der Untersuchung beginnen könnte, da das Problem sonst vielleicht schlimmer werden könnte." Ich sehe, dass sie etwas mit sich ringt. „Ich will nicht zu irgendeinem fremden Arzt und du scheinst echt nett zu sein, aber ich muss noch was loswerden..."

Warum ausgerechnet Arzt? (Teil 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt