Kapitel 51

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„So Ellie, ich werde jetzt noch schnell einen Ultraschall machen und dann hast du es auch schon geschafft, ok?" „Tut das weh?" „Es ist ein bisschen kalt und könnte, wenn ich näher zum Eierstock komme, auch ein bisschen weh tun, aber ich verspreche dir, dass der mögliche Schmerz wirklich nur kurz anhalten wird, ok?" „Ich weiß nicht, ich will das nicht!" Sie wird total nervös und versucht, vom Untersuchungsstuhl zu springen. „Hey, hey, hey, Ellie, ganz ruhig", versuche ich sie von ihrem Vorhaben abzubringen, jedoch hört sie nicht wirklich auf mich und versucht weiter, der Situation zu entkommen. Felix drückt sie fest auf die Liege und kommt ihrem Gesicht mit seinem ganz nahe. „Ich weiß, dass diese Untersuchung jetzt nicht wirklich angenehm für dich werden wird, aber ich möchte, dass du dich jetzt beruhigst. Der schmerzhafte Part des Ultraschalls wird nur ein paar Sekunden dauern. Währenddessen drückst du, so fest es geht, meine Hand und lässt dich von mir unterstützen. Das muss jetzt noch sein und nachher hast du es auch schon geschafft. Ich bin da, Michi ist da und wir werden versuchen, dir diesen Part der Untersuchung so angenehm wie möglich zu machen, einverstanden?" Sie weicht seinem Blick aus, nickt jedoch leicht, was mein Signal dazu ist, den Ultraschallwagen herzurollen. Ich verteile etwas Gleitgel auf dem Schallkopf und beginne, wirklich ganz ganz vorsichtig, ihn in sie einzuführen. „Ganz locker, Ellie.", sagt Felix und streichelt sie beruhigend. „Ok, jetzt wird es kurz unangenehm." Ich bilde ganz schnell ihren Eierstock ab und ziehe den Stab kurz danach schon wieder aus ihr raus. „Schon vorbei, das hast du super gemacht.", lobe ich sie. „Es hat gar nicht so weh getan, wie ich dachte." „Na, siehst du. Jetzt kannst du dir hinter dem Vorhang wieder deine Unterhose anziehen und danach besprechen wir noch schnell die Ergebnisse.", biete ich ihr an, da ich mir denken kann, dass es ihr unangenehm wäre, sich hier vor uns anzuziehen.

„Also, du hast eindeutig einen entzündeten Eierstock, was echt weh tun kann. Kein Wunder also, dass du vorhin solche Schmerzen hattest. Die gute Nachricht ist aber, dass sich das ganz leicht mit Antibiotika behandeln lässt. In zwei bis drei Wochen gehört das wieder untersucht – falls du willst, dass ich das mache, kannst du mich einfach anrufen und ihr könnt vorbeikommen." „Die Untersuchung war für die Umstände echt nicht so schlimm und nach meinen Erlebnissen hätte ich mir nie gedacht, dass Abtasten bei mir auch ohne Schmerzen funktioniert, aber ich muss sagen, dass ich mich nicht gerne öfter von meinem quasi Schwager untersuchen lassen möchte.", gibt sie zu und ich merke, dass sie sich etwas schuldig fühlt. „Hey, das ist völlig in Ordnung. Ein Freund hat mir mal bei einer Untersuchung von Jackie geholfen. Sie hat sich, trotz ihrer Angst, bei ihm total wohlgefühlt. Vielleicht möchtest du ihn ja mal googeln und dir ein paar Bewertungen durchlesen – er ist echt kompetent und wirklich einfühlsam und lieb. Ich schicke dir gerne seine private Nummer. Wenn du möchtest, kannst du ihm dann schreiben und sagen, dass du eine Freundin von mir bist." „Ja, sehr gerne." „Ok super, schicke ich dir dann." „Danke Michi.", sagt nun auch Felix, dem ich ansehe, dass er sehr erleichtert ist.

Jackies P.O.V. :

„Den Abend habe ich mir echt anders vorgestellt", sage ich und lache leicht. „Ich bin mir sicher, dass Ellie auch nicht damit gerechnet hat, heute noch eine vaginale Untersuchung inklusive Ultraschall über sich ergehen lassen zu müssen." „Ultraschall? Wo habt ihr bitte einen Ultraschall gemacht?" „Ähm... Jackie, da ist etwas, über das ich eh schon länger mit dir reden wollte.", sagt er nervös. „Oh nein, was kommt jetzt? Ein geheimer Untersuchungsraum im Keller?", scherze ich. Plötzlich wird sein Blick richtig ernst. Nein, als ob er jetzt gleich wirklich mit sowas rausrückt. „Naja, ich wollte nicht, dass du dich bei deiner ersten gynäkologischen Untersuchung auch noch von dem Raum einschüchtern lassen musst." „Wir haben einen Untersuchungsraum im Keller und du schleppst mich zu einem Kollegen?!" „Das Zimmer ist nur weiß und wirklich nicht schön eingerichtet – es hätte sicherlich nicht zu deiner Entspannung beigetragen, wenn ich dich dort untersucht hätte. Die Praxis von Noah strahlt eine Ruhe aus, in der du dich bei deiner ersten Untersuchung sicher viel wohler gefühlt hast, als in dem weißen, sterilen Zimmer im Keller." „Du hast ja recht... aber trotzdem hättest du mir das nicht verschweigen sollen." „Ich weiß, mein Schatz. Es tut mir leid." „Ist schon gut", sage ich und kuschle mich ein wenig an ihn. „Möchtest du ihn sehen?" „Wie wär's, wenn du ihn wirklich schön einrichtest und ich ihn mir dann mal anschaue." „Ich hätte da eine andere Idee. Du kannst mit dem Zimmer tun, was du möchtest. Wir können es streichen, Deko kaufen und Vorhänge aufhängen – alles nach deinem Geschmack. Falls ich dich dann mal untersuchen muss, hast du ein Zimmer innerhalb unseres zuhauses, indem du dich voll und ganz wohlfühlen kannst. Wie fändest du das?" „Ja, klingt nach einem soliden Plan.", gebe ich zu und küsse ihn auf den Mund. Untersuchungen zählen ja bekannter Weise nicht zu meinen Lieblingsaktivitäten, aber es wäre schön, zumindest an einem Ort untersucht zu werden, wo ich mich total wohlfühle. 

Warum ausgerechnet Arzt? (Teil 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt