JUNGKOOK
Mit wenig Motivation versuchte ich mich durch all den Papierkram zu kämpfen, den Taehyung mir hinterlassen hatte und ich konnte mir das ein oder andere Seufzen dabei nicht verkneifen. Wenn mir jemand mal gesagt hätte, dass ich als Bürosklave enden würde, hätte ich ihn vermutlich bloß ausgelacht. Ich sollte mich nicht beschweren, Papierkram zu erledigen war um einiges einfacher als jeden Tag ums Überleben zu kämpfen. Unwissend, ob man den nächsten Sonnenaufgang noch erleben würde.
Mit einem vorsichtigen Blick spähte ich zu Taehyung rüber, der seinen Kopf gerade mit seinem Arm abstützte und einen entnervten Gesichtsausdruck hatte. "Jungkook", sagte er dann, ohne in meine Richtung zu schauen und ich antwortete ihm mit einem trockenen "Ja".
"Such nach Hoseok und sag ihm, dass er die Angebote von potentiellen Geschäftspartnern rüberschicken soll", wies er mich dann an und ich nickte mit dem Kopf, verdrehte innerlich dazu noch meine Augen. Das war zumindest eine Gelegenheit, mir die Beine zu vertreten, aber ich konnte es nicht ausstehen, dass ich einem anderen Menschen gehorchen musste.
Ich versuchte meinen Stolz beiseite zu legen und machte mich auf den Weg. Allerdings wusste ich nicht, in welchem Abteil sich Hoseok befand, also beschloss ich zuerst nach unten zu gehen und jemanden, der am Eingansbereich arbeitete, zu fragen.
Ich achtete nicht besonders auf meine Umgebung und die Menschen, die mich beim Vorbeigehen begrüßten bekamen meistens nur ein kaum erkennbares Nicken als Antwort. Ich fragte mich, was diese Leute über mich dachten. Das waren alles Menschen, für die das Geld wahrscheinlich höchste Priorität hatte. Menschen wie ich und Menschen wie sie tendierten häufig zu kollidieren, weil die unsere Arten zu leben und zu denken komplett verschieden waren.
Als ich unten angekommen war, schaute ich umher und es schien, als konnte ich mir das weitere suchen sparen. Ich entdeckte Hoseok an dem unten stehenden Kaffeeautomaten und ging wie von selbst auf ihn zu. Er entnahm seinen Kaffee und erblickte mich, seine Augenbrauen zuckten kurz und ich versuchte ein Lächeln zur Begrüßung aufzusetzen.
"Was gibt es?", fragte er mich und konnte heraushören, dass seine Begeisterung sich in engen Grenzen hielt. Kein Wunder, ich hatte versucht ihn zu überfallen und nun lebte ich bei dem Chef hier, wenn er mich doch wahrscheinlich am liebsten an Ort und Stelle zu Brei geprügelt hätte.
Ich überbrachte ihm die Nachricht von Taehyung und er nickte mit dem Kopf, ehe er an mir vorbeiging und offenbar wieder zurück ins Büro wollte.
"Hoseok", sagte ich und er drehte sich überrascht um.
"Ich wollte mich noch bei dir entschuldigen", murmelte ich mehr als dass ich sprach, Entschuldigungen lagen mir nicht und deshalb war es mir jedesmal unangenehm, wenn ich sie aussprechen musste.Hellhörig kam er einen Schritt näher, "Bitte?"
Ich seufzte einmal, ehe ich ihm in die Augen schaute, "Dass ich versucht hatte, dich zu überfallen an jenem Tag. Das war falsch von mir."
Leicht nickend musterte er mich von oben bis unten und setzte dann ein Lächeln auf. "Komm mit", sagte er und ich spazierte ihm verwundert hinterher.Er führte mich zur Cafeteria und ließ sich dort an einem der weiter hinten stehenden Tische nieder. Unsicher nahm ich ihm gegenüber Platz und sah, wie er vorsichtig an seinem Kaffee nippte.
"Ich bin dir ehrlich, ich war dir gegenüber die ganze Zeit skeptisch. Erst versuchst du mich auszurauben und nun lebst du bei unserem Chef Zuhause", sprach er dann wieder und ich seufzte.Ich wusste selbst, wie absurd und lächerlich das klingen mochte und dass es eigentlich keinen logischen Grund für all das gab. Nicht einmal ich konnte es mir wirklich erklären, keiner konnte wissen was im Kopf von Taehyung vor sich ging. War vielleicht auch besser, dass ich das nicht wusste.
"Ich verstehe es auch nicht", antwortete ich ihm dann und er nickte wieder kaum merklich, seine Augen fixierten mich. "Es ist Taehyung, er macht immer Dinge, die für andere keinen Sinn machen und irgendwie hat er es trotzdem geschafft so erfolgreich zu werden. Vielleicht auch genau deswegen. Wenn Taehyung dir vertraut, werde ich das auch, also ist es gut, dass wir das aus dem Weg schaffen konnten", erklärte er mir dann und setzte wieder dieses Lächeln auf, das man vermutlich aus hundert Metern Entfernung erkennen würde.
Es gab tatsächlich Menschen, die das Leben genossen und Spaß daran hatten, Hoseok war eines der besten Beispiele.
"Und noch was", ergriff er dann wieder das Wort und meine Aufmerksamkeit galt wieder komplett ihm.
"Du nennst uns bei unserem Vornamen, was für mich kein Problem ist, weil du nicht wie die anderen Arbeiter bist. Aber versuche es zu vermeiden, wenn andere in der Nähe sind. Gerade letztens habe ich einen neuen Angestellten bekommen und ich möchte nicht, dass er sich das von dir abschaut."Er hatte recht, mir war selbst schon aufgefallen dass Taehyung oder er hier anders addresiert wurden und man hier viel formaler sprach als sonst. Dort, wo ich herkam, waren Formalitäten in etwa so viel Wert wie ein benutzes Kaugummi am Straßenrand - nichts. Deshalb hatte ich mir darüber auch nie Gedanken gemacht, ich sah Hoseok und Taehyung aber auch nicht als Menschen, die mir in irgendeiner Weise überlegen waren.
Schulterzuckend bejahte ich seine Bitte, bis mir der letzte Teil davon wieder in den Kopf kam.
"Ein neuer Angestellter?", fragte ich dann und versuchte dabei so interessiert zu klingen wie ich nur konnte.
"Ja, ihr habt euch soweit ich weiß schon mal gesehen. Jimin heißt er, ist etwa in deinem Alter und hat pinke Haare", erzählte er mir und ich zuckte innerlich mit den Augenbrauen."Wie findest du ihn?", hakte ich weiter nach und wusste nicht, warum ich so interessiert daran war.
"Er ist süß", antwortete Hoseok knapp und erhob sich dann wieder. Schade, ich hätte ihn gerne etwas mehr ausgefragt. Verhältnisse mit dem Chef könnten hier ja Gang und Gebe sein, den Startschuss hatte ich zumindest gegeben.Er sagte mir, dass er wieder zurück ins Büro musste und verabschiedete sich schnell von mir, ehe er davon spazierte. Auch ich machte mich wieder auf den Weg ins Büro, um Taehyung davon zu berichten.
Ich begegnete kaum Menschen auf dem Weg und deshalb dauerte es auch nicht lange, bis ich wieder vor der Tür stand und sie leicht öffnete. Ich vernahm Taehyungs Stimme und runzelte irritiert die Stirn.
"Ruf mich noch einmal an und ich werde dafür sorgen, dass du das für den Rest deines Lebens bereust", hörte ich einen aufgebrachten Taehyung sagen, ein lauter Knall folgte kurz darauf. Ich öffnete die Tür und erblickte Taehyung, der gerade auf den Tisch geschlagen hatte und mich mit finsterer Miene inspizierte.
"Was ist los?", fragte ich ihn und er seufzte entnervt."Nichts, nicht so wichtig", versuchte er wahrscheinlich auch sich selbst zu überzeugen, doch ich glaubte ihm kein Wort. "Das klang aber nicht danach", widersprach ich und erntete dafür einen giftigen Blick von Taehyung.
"Wenn du offenbar so viel Zeit hast, kannst du die Zeit auch sinnvoll nutzen und dich an die Arbeit machen", blaffte er wütend und ich murrte genervt.Er wollte offenbar nicht reden, aber ich fragte mich wirklich, worum es in dem Gespräch ging.
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neues Kapitel, yay
wer ist denn eigentlich noch mit dabei?

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Missing メ Vkook
Fanfiction❝Dein nackter Körper sollte nur denjenigen gehören, die sich auch in deine nackte Seele verlieben.❞ Jungkook und Taehyung sind beide Männer, die unterschiedlicher nicht hätten sein können. Taehyung ist ein machtbesessener Mann, wohingegen Jungkook a...