▫▪Kapitel 28▪▫

1.6K 129 36
                                    

TAEHYUNG

Geduldig wartete ich darauf, dass Jungkook mir keinerlei Beachtung mehr schenkte. Es war mittlerweile spät abends und wir hatten uns noch eine Kleinigkeit zu essen zubereitet. Es war nichts besonderes, lediglich Popcorn, da wir gemeinsam einen Film anschauen wollten. Oder eher, ich versuchte dafür zu sorgen, dass Jungkook andere Dinge im Kopf hatte, als meine Anwesenheit.

In meinem Kopf braute sich ein Plan zusammen und ich dachte mir etwas aus, um den Jüngeren zu beschützen. Wieso genau ich das tat, war mir selbst ein Rätsel, jedoch missfiel mir der Gedanke, dass man ihn erneut bedrohte. So viele Fehler er auch begangen haben mochte, dank mir hatte er eine zweite Chance erhalten und diese würde ich ihm gönnen. Er sollte zeigen, dass er sich ändern konnte, dass er sich bessern konnte und kein selbstsüchtiger, gieriger Idiot sollte ihm dafür im Weg stehen.

Darum hatte ich zuvor Hoseok kontaktiert, damit er mir helfen würde, von Jungkook wegzukommen und meinen Plan in die Tat umzusetzen.

Das funktionierte folgendermaßen: Wir beide saßen zusammen auf dem Sofa und schauten uns den Film an. Zwischendurch aßen wir immer wieder Popcorn und genossen die Stille, fixierten uns lediglich auf den leuchtenden Bildschirm. Mir persönlich gefiel diese Ruhe in gewisser Weise. Zum einen nervte mich Jungkook in dieser Zeit nicht mit seinen Worten und zum anderen provozierte er mich auch nicht. Dadurch war es sogar für mich entspannend, einfach nur einen Film anzusehen und ich war froh darüber, das vorgeschlagen zu haben.

Wie Jungkook jedoch dachte und empfand, konnte ich bloß erahnen.

Nichtsdestotrotz fing ich an, mich in seiner Nähe wohlzufühlen. Ich konnte es nicht ganz beschreiben, doch seine Anwesenheit ohne seine andauernden, nervenden Kommentare war wirklich wohl tuend. Womöglich hatte mein Unterbewusstsein dies von Anfang an gewusst und ich hatte mich von meinem Stolz, den Jungkook stets meinte angreifen zu müssen, blenden lassen. Zumindest würde es erklären, wieso mir dieser Junge in irgendeiner Form wichtig war und ich den Plan, den ich gefasst hatte, umsetzen würde. Doch sicher war ich mir nicht und so beließ ich es einfach bei den Annahmen, mit dem Hintergedanken, dass sie stimmen könnten.

Dann plötzlich fing mein Handy an zu klingeln. Hoseok rief mich an. Verärgert stieß ich einmal auf und biss mir leicht auf meine Unterlippe, damit der Brünette neben mir nichts bemerkte. Der Film war gerade ziemlich interessant und ich hatte mich beinahe an den Frieden zwischen mir und Jungkook gewöhnt. Ja, ich hatte meinen Kollegen darum gebeten, mich anzurufen, doch nun bereute ich es. Dabei hatte der Anruf keinen banalen Grund.

"Entschuldige bitte, aber ich glaube, es gibt einen Notfall", informierte ich Jungkook über den Anruf und stand dann rasch auf. In einer fließenden Bewegung griff ich nach meinem Handy und hob es auf, bevor ich damit den Raum verließ und den Anruf abnahm.

"Hoseok?", fragte ich mit gesenkter Stimme und warf noch einmal einen kurzen Blick zu Jungkook. Jedoch rührte dieser sich nicht, nach einem bestätigenden Nicken hatte er sich einfach weiter auf den Film konzentriert. Offenbar war dieser - wie ich gehofft hatte - deutlich interessanter für ihn, nun aber störte mich dieser Fakt ein wenig. Doch kaum hörte ich Hoseoks Stimme, wandte ich meinen Blick von Jungkook ab und schloss leise die Tür. Es war an der Zeit, meinen Plan zu verwirklichen und den Jungen, welcher dort in meinem Wohnzimmer einen Film ansah, zu beschützen.

"Wir haben alles vorbereitet, wie du gesagt hast, Taehyung. Nur du fehlst noch", erklärte mir mein Kollege ein wenig hektisch. Er war nicht darauf ausgelegt, solch eine Art Befehle durchzuführen, allerdings zählte er zu den wenigen Menschen in meinem Leben, denen ich absolut vertraute. Nie zuvor hatte er es gewagt, mein Vertrauen zu missbrauchen und worum auch immer ich ihn gebeten hatte, jederzeit hatte er seinen Auftrag erfüllt. So auch heute, wenngleich mein Befehl anders gelautet hatte als sonst.

"Ich ziehe mich gerade an und schließe auch gleich die Haustür ab, damit Jungkook nicht auf die Idee kommt, das Haus zu verlassen, während ich weg bin. Ich habe keine Lust darauf, von ihm bestohlen zu werden und auch wenn ich bezweifle, dass er es versuchen würde, möchte ich mich einfach in Sicherheit wiegen können", erklärte ich Hoseok und schnappte mir währenddessen meine Jacke. Geschickt klemmte ich das Handy zwischen meine Schulter und mein Ohr, damit ich sie anziehen konnte. Danach öffnete ich die Haustür und verließ mein Appartment, hatte meine Schuhe bereits angezogen und schloss hinter mir die Haustür ab. Ich glaubte nicht, dass Jungkook in der Lage sein würde, meinen Ersatzschlüssel zu finden, der in der Wohnung lag, aber dennoch wollte ich nicht allzu lange wegbleiben.

Je schneller ich diesen Leuten einen Besuch abstattete, desto früher würde ich wieder daheim sein.

Gepackt von dieser Motivation begab ich mich zu meinem Auto, in welches ich sogleich einstieg und losfuhr. Hoseok hatte für mich in Erfahrung gebracht, wo Jiyong und seine Männer lebten, und er hatte mir ebenso Unterstützung besorgt. In mein Navi tippte ich rasch den Ort ein, an dem wir uns treffen würden und fuhr dann in einem grenzwertigen Tempo los, um zügig dort anzukommen. Was genau ich mit diesen Typen anstellen würde, wusste ich noch nicht, ich hatte mir lediglich vorgenommen, sie einzuschüchtern und Jungkook auf eine gewaltsame Weise von seinen Schulden zu befreien. Dafür hatte ich Hoseok eine kleine Truppe an Männern zusammenstellen lassen, die mir helfen würden, Jiyong und seinen Kumpanen zurückzuzahlen, was sie Jungkook angetan hatten.

Gewiss würden wir vor Ort besprechen, wie genau wir vorgehen würden, weshalb ich keine weiteren Gedanken daran verschwendete. Stattdessen dachte ich über den Jungen nach, der bei mir Zuhause lebte und ich befürchtete, dass ich wohl nicht ohne Wunden zurückkehren würde, wodurch er herausfinden könnte, was ich getan hatte. Mein Plan war nun einmal ziemlich riskant und spontan, doch je schneller ich diese Männer beseitigte, desto weniger würden sie ein Problem für mich darstellen. Das alles war es mir wert, insbesondere, da ich auf diese Weise auch Jungkook beschützen konnte.

Und das war im Moment meine höchste Priorität. Auf seine Fragen, wo ich in dieser Nacht gewesen war, würde ich mir zu einem anderen Zeitpunkt Antworten ausdenken.

Missing メ VkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt