JUNGKOOK
"Ich wüsste nicht, was dich das angehen sollte", erwiderte ich wie aus Reflex, ohne mir seine Worte noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen. Es gab Dinge, mit denen ich kein Problem hatte sie zu teilen und eben Dinge, die ich nur ungern teilen würde. So war das doch bei jedem Menschen, deshalb konnte man einen anderen auch nie richtig kennen oder alles über ihn wissen. Man kann es nur denken, weil sie einen das glauben lassen.
"Wenn ich die Situation genauer betrachte, wundert es mich, dass du mir noch immer so bissig entgegen trittst. Immerhin habe ich dein Leben gerettet, ohne mich würdest du weiter im Dreck leben und bald schon das Zeitliche segnen", entgegnete er kahl und zugegeben trafen mich seine Worte. Nicht, weil sie so schroff gewählt waren, sondern weil sie der Wahrheit entsprachen und ich hasste es, das zugeben zu müssen.
"Du hast mein Leben gerettet, ja, stimmt. Aber das gibt dir nicht das Recht, darüber zu bestimmen", blaffte ich wieder zurück, obwohl mir eigentlich sämtliche Kraft zum Streiten fehlte. Nur machte seine Art mich sauer, Menschen wie er erweckten meinen inneren Zorn und das Bedürfnis, meine Faust in seiner viel zu feinen Visage zu versenken, stieg stetig an. Leider hatte ich keinen richtigen Grund dafür und meine Fäuste schmerzten nach wie vor.
Ein Seufzer entwich seinen Lippen und für einen kurzen Augenblick schauten wir uns in die Augen, nur schien er wie verschleiert, während man aus mir wie aus einem Buch lesen konnte. Er zog seine Augenbrauen zusammen und zog weiter an dem Verband, bis es irgendwann anfing zu schmerzen und ich seine Hand gewaltsam wegschlug.
"Du tust mir weh", sagte ich und für einen Moment wirkte er überrascht, mein Blick wich seitlich nach unten und ich blickte auf meinen rechten Arm, der noch voll mit Kratzern war. Würde ich jemandem erzählen, dass ich mit einer Raubkatze Krieg geführt hätte, würde man das bei diesem Anblick wahrscheinlich auch noch glauben.
Er reagierte nicht, seine Miene veränderte sich nicht, aber sein Griff wurde lockerer und er klebte zwei Pflaster an den Verband, damit dieser auch fest war.
Am Ende würde ich hier noch als Mumie durchgehen.
Aber der wirklich erschreckende Part war leider nun mal mein Oberkörper, den er vorher schon kommentiert hatte und dem er sich nun widmete. Er war gar übersäht mit blauen Flecken und Schnittwunden, die ich mir alle nicht selbst zugefügt hatte.
Das Leben auf der Straße war gewiss hart und das wusste mein Gegenüber mit Sicherheit auch, aber solche Wunden gehörten nicht immer dazu. Das geschah, wenn man sich auf die falschen Leute verlässt.Was auch einer der Gründe war, weshalb ich es verabscheute, auf andere angewiesen zu sein.
Seine Finger legte er behutsam an mein Schlüsselbein und ich schluckte, hatte weder die Kraft einen dummen Spruch zu bringen, noch ihn irgendwie davon abzuhalten. Ich hatte aber auch nicht das Bedürfnis dazu.
Langsam fuhr er meinem Oberkörper entlang, bis er unten an meinem Hosenbund ankam und seinen Finger von meiner nackten Haut entfernte."Zart wie eine Rose", wisperte er leise und ich legte meinen Kopf schief.
Er liebte es wohl, Menschen mit anderen Gegenständen zu vergleichen und diesmal hatte er wohl einen Passenden gefunden.Aber ich war eine Rose, die schon lange verwelkt war.
"Was soll das?", fragte ich dann leicht bissig und schaute ihn zwischen zusammen gepfetzten Lidern an. Er schaute auf und kurz blieb es so stumm zwischen uns, dass ich glaubte mein Herz gegen meine Brust hämmern zu hören.
"Verkaufst du deinen Körper?", fragte er mich dann und ich musterte ihn dann verwirrt. Woher kamen diese Spekulationen bloß immer?"Wie kommst du drauf?", stellte ich die Gegenfrage, denn die Neugier begann mich zu packen und ich wollte wissen, ob ich seine Art zu denken irgendwie nachvollziehen konnte. Nicht, dass das irgendwas an unserem Verhältnis verändern würde, aber vielleicht half es, die Zeit hier tot zu schlagen, bis sie ihr Ende fand. Wann auch immer das sein sollte.
"Du reagierst nicht, wenn ich dich berühre und das ist unüblich", antwortete er mit fester Stimme und ich begann mich zu fragen, was dieser Kerl sich eigentlich einbildete. Dachte er wirklich, dass er einen Menschen nur berühren musste, damit dieser ihm verfällt? Vielleicht war das bei seinen Sekretärinnen so gewesen, doch man sollte nicht jeden unter einen Hut stopfen.
"Du bist ein Mann, warum sollte ich reagieren?", wollte ich dann von ihm wissen und zog meine Augenbraue nach oben, um der Skepsis einen Ticken mehr Ausdruck zu verleihen. Es schien, als hätte er sich schon ein Bild von mir gemacht und das war mir noch nicht möglich gewesen, denn er hatte trotz seiner arroganten Art und Weise etwas mysteriöses an sich.
"Darum geht es nicht. Du scheinst es schon gewohnt zu sein, dass Menschen deinen entblößten Körper berühren und das ließ mich glauben, dass du in dem Gebiet keine Niete bist", erwiderte er und ich begann zu verstehen, anhand welcher Basis er anfing zu spekulieren. Es störte mich, dass ich unbewusst Informationen an ihn gab, aber vielleicht ließ er mich auch absichtlich so handeln. Nur merkte ich es nicht, wusste auch nicht, wie ich es verhindern sollte.
"Vergewisser dich dessen doch selbst", provozierte ich ihn und stellte ihn damit gleichzeitig auf die Probe. Ich wollte wissen, ob er zuschlagen würde, denn es wäre doch nicht unüblich für reiche Leute, direkt zuzuschlagen. Meistens waren sie wie ich alleine und verschufen sich mit ihrem Geld den Spaß, den ein Mann manchmal gut gebrauchen konnte.
"Nein." Seine Stimme klang ernst und es überraschte mich, dass er so darauf reagierte. Immerhin hatte ich ihn förmlich dazu provoziert, mit mir ins Bett zu gehen, auch wenn ich es niemals zugelassen hätte.
"Ich möchte nicht, dass du dich weiter verkaufst für Geld. Du hast mich, Jungkook. Das brauchst du nicht", forderte er mich dann auf und ich ballte meine Hand zur Faust.
"Es ist mein Leben, was kannst du mir schon vorschreiben?", entgegnete ich wütend, auch wenn ich keinen einzigen Grund hatte, sauer zu sein."Nichts, da hast du recht. Aber...", sagte er und machte eine kurze Pause, in der er tief durchatmete und mich anschließend ernst musterte.
"Dein nackter Körper sollte nur denjenigen gehören, die sich auch in deine nackte Seele verlieben."
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Missing メ Vkook
Fanfic❝Dein nackter Körper sollte nur denjenigen gehören, die sich auch in deine nackte Seele verlieben.❞ Jungkook und Taehyung sind beide Männer, die unterschiedlicher nicht hätten sein können. Taehyung ist ein machtbesessener Mann, wohingegen Jungkook a...