▫▪Kapitel 17▪▫

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JUNGKOOK

Ich glaube, ich konnte mich nicht mal mehr an das letzte Mal erinnern, dass ich in einem bequemen Bett geschlafen habe und durch die angenehm warmen Strahlen der Sonne geweckt wurde. Ich vergaß, wie sich ein richtiges Leben anfühlte, in dem nicht jeder Tag ein weiterer Kampf ums blanke Überleben war.

Ausgiebig streckte ich mich und blickte durch den leicht erhellten Raum, ehe ich mich kurz darauf bereits dazu entschloss, das Bett zu verlassen. Immerhin hatte ich keine Ahnung, wie spät es war und ich wollte nicht den gesamten Tag hier verbringen. Klang zwar verlockend, diesem Idioten mal zu entgehen, doch ich erhob mich langsam und spazierte zu der Tür, die mich von ihm trennte.

Vorsichtig legte ich die Türklinke nach unten und betrat den Flur. Ich musste zugeben, dass sein Zuhause erschreckend groß war und ich fragte mich, wofür eine Person alleine so viel Platz benötigte. Denn wie es schien, war hier keine weitere Menschenseele, mal von mir ganz abgesehen, und Haustiere schien er auch keine zu besitzen.

Aber wenn man keine anderen Wege hatte, sein Geld auszugeben.

Ich ging weiter und betrat dann das Wohnzimmer, wo ich Taehyung auch schon wieder zu sehen bekam. Er saß mit einer Tasse Kaffee am Tisch und seine Aufmerksamkeit war dem Laptop vor ihm gewidmet, weshalb ich kurz unsicher war, ob ich mich bemerkbar machen sollte. Doch das schien überflüssig, denn sein Blick wanderte zu mir, jedoch verzog er keinerlei Miene bei meinem Auftreten.

"Auch endlich wach?", fragte er und ein Blick auf die oben hängende Uhr verriet mir, dass ich wohl ziemlich lange geschlafen hatte. So lange kam es mir gar nicht vor, aber da ich körperlich wirklich am Ende war, wunderte es mich nicht mal. Umso erfreuter war ich deshalb, dass ich mich nun wieder fit fühlte, wieder wie ein normaler Mensch, der nicht mehr am Rande der Verzweiflung trieb.

"Sieht man doch oder?", erwiderte ich dann und lehnte mich gegen den Türrahmen. Ich wusste nicht, ob seine Worte der Provokation galten oder er wirklich nur darauf hinweisen wollte, dass ich überraschend lange geschlafen hatte, aber beides passte mir irgendwie nicht in den Kram.

"Ich habe was zu Essen in der Küche. Bedien dich, wir müssen demnächst los", erklärte er mir und ich zog meine Augenbraue skeptisch nach oben. Wo wollte er denn um diese Zeit hin? Zur Arbeit? Ist es dafür nicht schon längst zu spät?

Protestlos folgte ich seinen Anweisungen und betrat die Küche, die schon alleine für den Fakt, dass er ein alleine lebender Mann war, ziemlich aufgeräumt und sauber wirkte. Aber Taehyung wirkte allgemein wie jemand, der viel Wert auf Hygiene legte. Nur stellte sich mir die Frage, ob er sich auch eigenständig darum kümmerte oder er sein Geld dafür spielen ließ.

Schulterzuckend verwarf ich auch diesen Gedanken, als ich das eben erwähnte Essen erblickte und ich spürte förmlich, wie das Wasser in meinem Mund zusammen lief und mein Instinkt sagte mir, nicht zu zögern und die Nahrung endlich zu mir zu nehmen. Ich schnappte mir einen Teller und machte mich dann über das Essen her. Mit ihm wollte ich nicht an einem Tisch sitzen, weshalb ich in mein Essen in der Küche verschlang.

Als das dann beendet war, musste ich ihm leider Gesellschaft leisten und betrat erneut das Wohnzimmer, wo er immer noch konzentriert an seinem Laptop arbeitete.
"Jungkook", entwich es dann seinen Lippen, als ich mich gerade an den Tisch setzte und meine Finger auf der Platte spielen ließ. Überrascht schaute ich auf und begann ihn fragend zu mustern.

"Wir müssen zur Firma, es scheint ein paar Schwierigkeiten zu geben und heute Abend müssen wir noch auf ein wichtiges Meeting", weihte er mich in den Plan des Tages ein. Ich verschränkte meine Arme vor meinem Oberkörper, "Und warum kannst du das nicht alleine tun?"
Er seufzte, was entweder an der Frage allgemein lag oder dem Ton, mit der ich sie äußerte.

"Weil du mein Sekretär bist und es deine Pflicht ist, auf deinen Boss zu hören", hörte ich ihn seine Machtposition ausnutzen und ich hasste es. Ich konnte es nicht leiden, wenn ich kein freier Mensch war und mich dem Willen eines anderen beugen musste, aber weil ich überleben will, bleibt mir keine andere Wahl und dessen war er sich durchaus bewusst. Er nutzte es raffiniert aus, jedoch werde ich dieses Spiel nicht ewig mitmachen.

"Worauf wartest du noch? Mach dich im Bad fertig, ich habe dir Klamotten hingerichtet", forderte er mich dann auf und kurzerhand erhob ich mich von meinem Platz. Ich hatte nicht einmal die Lust, ihm einen Protest an den Kopf zu werfen, denn dann müsste ich noch mehr Zeit mit ihm verbringen und das wollte ich eigentlich vermeiden. So war es also, mit Leuten zu leben, die man nicht leiden kann. Nicht, dass es mich wundern würde.

Ich verließ das Wohnzimmer erneut und suchte das Badezimmer auf, direkt erblickte ich die von ihm erwähnten Klamotten und zog mich rasch um. Danach kümmerte ich mich um mein Gesicht und anschließend um meine Haare, was ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr wirklich machen konnte. Sie ließen sich ohne Produkt stylen, aber da wir scheinbar noch raus mussten, wollte ich gepflegter als auf der Straße erscheinen.

Als ich mir selbst die Bestätigung gab, dass ich so die Außenwelt guten Gewissens betreten konnte, kehrte ich wieder zu Taehyung zurück, der mich prüfend musterte, gar inspizierte. Er nickte, "Gut, gehen wir los."
Er erhob sich und ging an mir vorbei.
Seufzend folgte ich ihm und beobachtete ihn dabei, wie er in seine teuer aussehenden Schuhe schlüpfte. Abwartend begann er mich zu mustern, allerdings wusste ich nicht so recht, worauf er hinaus wollte und wartete dann auf eine Anweisung, von der ich jetzt schon wusste, dass sie mich nerven würde.

"Zieh die Schuhe da an", sagte er und deutete auf ein weißes Paar in seinem Schuhregal. Nickend kam ich seiner Aufforderung nach und schlüpfte in seine Schuhe, die mir überraschend gut passten.

"Alles klar, gehen wir los."

Missing メ VkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt