▫▪Kapitel 31▪▫

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JUNGKOOK

Wann auch immer ich auf dem warmen, bequemen Sofa erwachte, brauchte ich eine Weile, bis die schemenhaften Formen vor meinem Auge verblassten und ich realisierte, dass ich an einem Ort der Sicherheit war. An einem Ort, der mir fremder war als die eiskalten Straßen dort draußen und trotzdem hatte ich es hier aus banalen Gründen viel lieber.

Gähnend streckte ich mich und vernahm gleichzeitig das Geräusch einer sich öffnenden Tür, was mir symbolisierte, dass so langsam wieder Leben in dieses Haus trat. Ein rascher Blick auf die tickende Uhr an der Wand hinter mir zeigte mir, dass es noch frühmorgens war und da ich allmählich mein Zeitgefühl wiedererlangte, fiel mir auch ein, dass es Montag war. Der verhasste Wochentag, weil es da für die meisten wieder auf zur Arbeit oder zur Schule ging.

Murrend betrat Taehyung das Wohnzimmer und ich hob meine Augenbraue. Mir war klar, dass Taehyung niemand war, dessen gute Laune ihm ins Gesicht geschrieben stand, aber ihm stand allgemein nichts dort geschrieben. Aber heute wirkte es tatsächlich so, als wäre er mit dem falschen Fuß aufgestanden und das zeigte sich schon alleine an seiner grimmigen Miene. Dazu der Aggressivität, mit der er die Kaffeetasse unter die Maschine stellte.

Mit nur einem Seitenblick beachtete er mich für einen Moment und murmelte dann etwas vor sich her, das ich aber leider nicht verstanden hatte. Da mir aber klar war, dass er sicherlich gleich etwas sagen würde, erhob ich mich von meinem Platz und streckte mich einmal ausgiebig.

"Wann bist du gestern nach Hause gekommen?", fragte ich ihn und dies Mal schenkte er mir seine volle Aufmerksamkeit. "Spät", entwich es seinen Lippen und ich runzelte mit der Stirn. Meine Lippen schürzte ich und es wirkte, als wolle er besonders über dieses Thema nun nicht sprechen. Womöglich war das auch der Grund für die Laune, die ihn seit seinem Erwachen begleitet.

"Und wo warst du?", hakte ich nichtsdestotrotz nach und erntete dafür einen giftigen Blick. "Ich hatte was zu erledigen", sprach er monoton und damit entschied ich, es bei dieser Antwort zu belassen, denn alles andere wäre sowieso reinste Zeitverschwendung. Und wie hieß es doch so schön? Zeit ist Geld.

Etwas irritiert blieb ich dann aber in der Raummitte stehen, denn mein Magen begann zu knurren und ich fühlte mich hier nach wie vor nicht wohl genug, um mich überall selbst zu bedienen. Doch offenbar vernahm Taehyung das Klagen meines Magens, denn er winkte mich zu sich. "In der Küche sind Toasts. Mach dir welche und zieh dich dann an", wies er mich an und erhob sich von seinem Platz, nur um dann aus dem Raum zu stolzieren.

Gesagt, getan. Ich schnappte mir zwei Scheiben und warf sie in den Toaster, damit sie schön knusprig wieder rausspringen konnten. Anschließend verschlang ich sie gierig, zog mich dann an und wartete unten auf Taehyung. Ich wollte ihn nicht warten lassen, da er sowieso gereizt war und man sollte nicht mit der Geduld von solchen Leuten spielen. Es ersparte einem eine Menge Ärger und das tat man doch gerne.

"Bist du soweit?", wollte er von mir wissen, als er in seiner üblichen Arbeitskleidung vor mir stand. Sofort als meine Augen dieses selbstgefällige Grinsen auf seinen Lippen erblickten, fiel mir wieder ein, was genau ich so sehr an diesem Typen verabscheute. Als wir alleine waren und nicht beschäftigt mit der Arbeit, hatte ich das Gefühl, eine andere Seite von ihm kennenzulernen. Eine Seite, die nicht komplett von seiner Fassade verhüllt wurde.

Nickend bestätigte ich seine Frage und von da ab dauerte es keine zwei Minuten mehr, bis wir uns in seinem Auto befanden und uns auf den Weg zur Arbeit machten. Ich staunte immer wieder, denn Seoul mal aus solch einer Perspektive zu sehen, war wirklich ein unbeschreibliches Gefühl. Für viele war es Alltag, doch des einen Alltag war des anderen Luxus.

Als wir da waren verließ ich den teuren Wagen und wir spazierten in das Innere des riesigen Gebäudes. Es war unüblich, doch dies Mal begrüßte die Rezeptionistin nicht bloß Taehyung sondern auch mich, was ich mit einem aufgesetzten Lächeln erwiderte.
"Das scheinst du ja schon bestens drauf zu haben", kommentierte Taehyung und ich schnaubte. "Bei so einem Vorbild ist das nicht überraschend", konterte ich und darauf sagte er nichts mehr.

Allerdings, weil es ihn nicht weiter kümmerte, aber einfallen taten ihm bestimmt unzählige Konter, aus denen ein giftiger Streit werden konnte.
Ich musste aber zugeben, dass so eine entspannte Atmosphäre auch etwas an sich hatte und es definitiv was anderes war, als dauernd bloß zu streiten.

In seinem Büro angekommen ließ er sich auf seinem Sessel nieder und widmete sich seinem Computer. Da ich aber genau wusste, dass er mich alle paar Minuten losschicken würde, setzte ich mich gar nicht erst hin. Und innerlich nervte es mich zu realisieren, dass ich damit keineswegs unrecht hatte. Denn mal sollte ich ihm einen Kaffee bringen, dann sollte ich Akten verräumen, wegtragen oder neue besorgen. Im Grunde all die Drecksarbeit, wofür der Boss sich zu fein war.

Seufzend stellte ich die neuen Papiere auf dem Schreibtisch von Taehyung ab und versuchte für einen Moment seinen Blick einzufangen. Als er mich dann aber anblickte, fühlte es sich so an, als würde er mich damit gegen die Wand hinter mir nageln. Ich fragte mich, ob er wusste, was er anderen Leuten schon alleine durch seine Präsenz antat. Aber da er Taehyung war, war das sicherlich erst der Grund für sein selbstsicheres Auftreten.

"Was ist los?", fragte Taehyung mich dann und ich rollte mit den Augen.
"Ich habe keine Lust mehr die ganze Zeit Papiere zu besorgen", grummelte ich und er lachte einmal auf.
"Das ist nun mal die Arbeit eines Sekretärs", erklärte er mir und ich war mir dessen bewusst, aber das bedeutete nicht, dass es mich nicht abnervte.
"Kann ich nicht irgendwas anderes tun?", fragte ich stöhnend und er zog amüsiert seine Augenbraue nach oben, ein Grinsen schmeichelte dann noch den Zügen seines Gesichtes.

"Klar kannst du. Wenn du das Ganze auch so schön stöhnend machst, überlege ich mir sogar etwas ganz Besonderes."

Missing メ VkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt