▫▪Kapitel 19▪▫

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JUNGKOOK

Überrascht über die plötzliche Wortwahl Taehyungs sperrte ich meine Lauscher erneut auf und ließ meinen Blick zu dem anderen Typen gleiten. Seiner Miene konnte man entnehmen, dass er gerne etwas erwidern würde und die harschen Worte seines Chefes ihn verärgert haben, noch mehr als die bloße Anwesenheit von Taehyung es schon tut. Aber er war nicht der einzig überraschte hier, denn ich war es genauso.

Tat er das, weil er die versteckte Intention der Fragen von vorhin herausgehört hatte oder ging es ihm tatsächlich sogar um mich? Es war das erste Mal, dass ich ihn über mich reden hörte, ohne eine Spur Abscheu mir gegenüber. Diese galt seinem Gegenüber, der offenbar gerade nach den richtigen Worten suchte, um sich die Wut nicht anmerken zu lassen. Er wusste, er konnte nichts dagegen sagen, schließlich war dieser Beruf der Grund für sein vermutlich gut finanziertes Leben.

"Nun ja", sagte er dann und räusperte sich, als er merkte, dass seine Stimme nicht so wollte, wie er gerne hätte. Taehyung musterte ihn skeptisch, als würde sein einschüchternder Blick sein Gegenüber an die Wand hinten nageln.
"Einer unserer Sponsoren hat auf einmal das Interesse verloren und wird uns nicht mehr unterstützen", erklärte er dann weiter und versuchte gefasst zu bleiben.

"Wer ist es?", hakte Taehyung dann nach und wirkte ein wenig verärgert, dennoch hörte man keinerlei Emotionen aus seiner Stimme raus und ich fragte mich schon seit einer Weile, wie ein Mensch wirklich dauerhaft kalt sein konnte. War das seine Natur oder sorgte ein Ereignis in seinem Leben dafür, dass er so wurde? Nicht, dass ich mich zu viel mit ihm oder seiner Geschichte befassen wollte, aber es machte mich skeptisch, denn nicht mal ich war so.

"Mr. Park", brummte unser Gegenüber und etwas in seinem Gesichtsausdruck sagte mir, dass auch er sich schon seit einer Weile den Kopf darüber zerbrach.
Ein entnervtes Seufzen war von Taehyung zu hören, "Und für sowas musste ich extra hierher kommen?"
Ich konnte es schon verstehen, dass man nicht gerne auf die Arbeit ging, wenn man die Möglichkeit hatte den Tag Zuhause zu verbringen, aber wenn man den Luxus eines Autos und den eines kurzen Weges hatte, wird man sich sicherlich nichts dabei brechen, ein paar Minuten für seine Einnahmequelle zu opfern.

Er müsste schließlich mal damit leben, wenn sie je pleite gehen sollten und ich konnte mir nicht vorstellen, dass sein hohes Ego damit klarkommen würde. In diesem Bereich war ich ihm wohl um einiges voraus, denn mein gesamtes Leben fand in Armut statt und ich wusste damit umzugehen. Zumindest einigermaßen.

"Es erschien mir als ziemlich wichtig, weshalb ich es Ihnen lieber persönlich mitteilen wollte", war die Antwort des Mannes, dessen Name ich noch immer nicht kannte.
Und eine Tatsache, die mir ebenso aufgefallen ist, war der Fakt, dass der uns gegenüberstehende Typ älter aussah als Taehyung. Wie konnte es sein, dass er in einem so jungen Alter zum Leiter einer so großen und auch erfolgreichen Firma ernannt wurde?

Da stellte sich mir die Frage, wie er es bis zu diesem Posten geschafft hatte und welche Menschen einen Einfluss darauf hatten. Vielleicht war das auch einer der Faktoren, wieso die Arbeiter nicht allzu begeistert von Taehyung waren, denn wer auch immer vor ihm die Führung hatte, hatte seine oder ihre Mitarbeiter wohl mit deutlich mehr Respekt als Taehyung behandelt.

"Wenn sonst nichts ist, werde ich wieder gehen", beschloss Taehyung und wartete die Antwort seines Mitarbeiters gar nicht erst ab, ehe er kehrt machte und davon stolzierte. Ohne noch einen Blick über die Schulter zu werfen, folgte ich ihm, entschied mich aber dazu stumm zu bleiben.

In meinem nächsten Leben möchte ich auf jeden Fall kein Firmenleiter werden, so viel steht fest.

"Aber Chef", hörte ich den schwarzhaarigen Typen uns dann noch hinterher rufen und Taehyung blieb abrupt stehen. "Ich werde mich drum kümmern, also mach dich wieder an die Arbeit", erwiderte Angesprochener schroff und setzte seinen Marsch fort.
Gemeinsam verließen wir das riesige Gebäude und liefen nun denselben Weg zurück, den wir vor ein paar Minuten erst hinter uns gebracht hatten.

"Wenn es eines gibt, das ich hasse, dann ist es die Unfähigkeit meiner Mitarbeiter", murmelte Taehyung vor sich hin und schnalzte mit der Zunge.
Ich zischte kaum merklich. Wenn es eines gab, das ich hasste, dann waren es Menschen, die ihren Hass erst zur Schau stellten, wenn die betroffene Person außer Reichweite war.

Ich ließ es unkommentiert stehen, schließlich war es keine Aussage, auf die ich eine Antwort liefern musste. Schweigend setzte ich mich in das Auto und schaute auf die Uhr, nur um zu erkennen, dass es bald Abend war und mir wieder in den Sinn kam, dass wir später noch auf so ein bescheuertes Meeting mussten. Ich wusste nur nicht, wann genau das sein sollte, aber das wird Taehyung mir schon sagen.

Es ging mir zwar auf den Zeiger, jeden Mist von diesem Geschäftstypen mitmachen zu müssen, doch für jetzt war es besser als das, was mich auf der Straße erwarten würde, also nahm ich es hin.

"Wir fahren jetzt zu mir nach Hause und suchen dir ein paar akzeptable Klamotten für das Treffen", sagte Taehyung mir als er in das Auto stieg und ich rollte innerlich mit den Augen. Jetzt sollte ich mich auch noch in solche Klamotten zwängen? Ich wusste, dass viele auf der Straße von so einem Leben träumten, aber mich reizte das Ganze absolut nicht. Ich wollte schon immer nur ein normales Leben führen und für mich bleiben. Und ich wollte die Welt zu sehen bekommen und nicht immer nur die verdreckten Viertel einer Großstadt, in der sich sowieso keiner um Menschen wie mich schert.

"Wenn es sein muss", erwiderte ich bloß noch, ehe er losfuhr und ich mich tiefer in den Sitz fallen ließ.

Missing メ VkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt