TAEHYUNG
Sobald ein Mensch erstmals in Kontakt mit Macht gerät und diese einzusetzen weiß, verliert er den Sinn für alles Zwischenmenschliche auf dieser Welt.
Emotionen wie Wut, Hass, Trauer, Freude und Liebe waren etwas, das ein einziges Individuum schwächte und ihn in seiner Vollkommenheit beeinträchtigte. Sie waren etwas, das überhaupt nicht da sein sollte.Schon seit ich denken konnte war mein Leben geprägt von unbändigem Hass und Wut. Diese beiden sich so nahe stehenden Emotionen wirkten wie eine zweischneidige Klinge auf mich, so verwandt sie auch miteinander zu sein vermochten, so gegensetzlich waren sie auch. Viel zu naiv hatte ich den Prozess eben dieser Emotionen bestaunt, während ich selbst nie gemerkt hatte, dass dieser mich innerlich zerfraß.
Als kleiner Junge war ich unbeschwert und viel am lachen, mir fehlte es nie an etwas, wir hatten Geld und Freunde hatte ich auch viele. Wirklich alleine war ich nur, wenn ich am Nachmittag von der Schule wieder nach Hause kam und verbittert feststellen musste, dass meine Eltern wieder einmal abwesend waren.
Die Zuneigung einer Mutter für ihr Kind war für dessen Wachstum von immenser Wichtigkeit, genauso wie der Vater, der eine erhebliche Vorbildsfunktion für sein eigen Fleisch und Blut hatte. Sollten einem diese beiden Dinge aber von Grund auf fehlen, fühlte man sich leer und missverstanden.
Mit der Zeit wurde ich älter, größer und reifer. Ich hatte gelernt, mit all diesen Emotionen umgehen zu können, hatte in meinem Leben viele Erfahrungen machen können. Es waren Erfahrungen, die mich teilweise bis heute noch prägten und welche, die für den drastischen Wandel in meinem Leben verantwortlich waren.
Ich machte diesen Menschen keinen Vorwurf, denn ohne sie wäre ich niemals zu der Person geworden, die ich heute nunmal war, aber ich wusste genauso, dass ich ohne diese Menschen weiterhin ein Leben in illusorischer Glückseligkeit gelebt und mir selbst damit einiges erspart hätte.
Wenn ich darüber nachdachte, konnte ich froh sein, ein solcher Mensch geworden zu sein. Mein Leben bestand aus arbeiten, doch ich war der Boss meiner eigenen Firma und hatte eine Menge Geld, um glücklich zu sein. Für viele war Geld nicht wichtig und klar, es war nicht das Einzige auf dieser Welt, doch selbst wenn Geld selbst einen nicht glücklich machte, konnte es trotzdem ein entscheidender Aspekt sein.
Ein Mensch wie ich, der weder Empathie noch Skrupel zeigte, war nicht für etwas derartiges wie Zuneigung geschaffen. Mit der Zeit hatte ich den Sinn für all das verloren, während ich auf den kalten Fliesen meines Hauses benommen zwischen Wach- und Bewusstlosigkeitszuständen vegetierte. Es war die Müdigkeit, die ich durch verschiedene Drogen zu bekämpfen versuchte und deren Wirkung mich damals noch umgehauen hatte.
Immer wieder stellte ich mir selbst die Frage, was das Leben aufregend genug gestaltete, um die Entscheidung zu treffen, dieses nicht von selbst zu beenden. Eine Antwort darauf hatte ich aber nie gefunden, liefern konnte sie mir erst recht keiner.
Oftmals war ich umgeben von Menschen, die den Posten meiner Arbeitskollegen hatten und die ich sogar als meine Freunde bezeichnen würde. Es waren die Menschen, die mich durch mein Leben begleiten.
Aber manchmal wollte ich auch einfach nur in Ruhe in meinem Büro verweilen. Wenn ich dort die Augen schloss und mich meinen eigenen Gedanken widmete, hörte ich nur noch das, was ich hören wollte. Während ich in diesem Zustand der Ruhe verharrte, kamen mir plötzlich wieder Dinge in den Kopf, die ich eigentlich in die hinterste Ecke meiner Gedanken gedrängt hatte.
Noch während ich gerade versuchte, meine Gedanken wieder einmal neu zu ordnen, ließ ich meinen prüfenden Blick skeptisch über die ganzen Unterlagen auf meinem Schreibtisch, die schon stapelweise vertreten waren, gleiten und ein lautes Seufzen verließ kurzerhand meine viel zu trockene Kehle.
,,Warum nochmal hat diese aufgespritzte möchtegern Blondine von Sekretärin diesen Job letzte Woche gekündigt? Zu mehr als dem Waschlappen wird sie es doch sowieso nicht bringen", seufzte ich vor mich hin und ließ meinen Kopf genervt gegen meinen Arm lehnen, während ich meinen Blick weiter durch den Raum gleiten ließ.
Viele kündigten diesen Job mit der Begründung, meine Tyrannei nicht mehr aushalten zu können, aber in Wahrheit waren sie doch alle nur viel zu faul zu arbeiten und taten alles entweder halbherzig oder auf den letzten Drücker. Das Ende vom Lied war dann meistens, dass ich sie aufgrund ihrer Fehlleistung anbrüllte und ihnen an den Kopf warf, wie nutzlos sie doch waren. Das ist es, was Macht aus einem machte ㅡ einen anderen Menschen, der seine Position auszunutzen weiß.
Vielleicht war ich auch einfach nur zu unfähig mit dem Umgang mit anderen Menschen, aber ihre Fehler waren nicht meine Schuld. Und Fehler konnten hier gefährlich ausgehen, sie konnten einen erheblichen Schaden anrichten und Menschen, die keine saubere Arbeit verrichten konnten, hatten hier sowieso nichts zu suchen. Was die meisten Frauen hier her lockte, waren diese ganzen Werbebilder, die mein Gesicht in einer Größe zeigten, wie es mir selbst nicht mehr lieb war.
Die letzte Sekretärin war nicht anders; ihre blond gefärbten Haare waren immer zu einem ordentlichen Zopf gebunden und schmeichelten ihren eisblauen Augen. Der zartrosane Lippenstift gab dem ganzen einen gewissen Touch, das etwas zu weit geöffnete Hemd und das beabsichtigte Lehnen über den Schreibtisch war alles nur Mittel zum Zweck. Sie war im Grunde genauso schön, wie eine Frau sein sollte.
Aber ich hatte nichts für Menschen übrig, die sich selbst als billiger und wertloser verkauften, als sie eigentlich waren und deshalb hatte sie mit ihrer schleimerischen Masche auch nie Erfolg.
Ein plötzliches Poltern an der Tür riss mich aus meinem Gedankengang und ließ mich überrascht in besagte Richtung blicken. Die Holztür wurde mit einem Schlag geöffnet und ich erblickte die wütende Miene meines Arbeitskollegen und Freunds Jung Hoseok, der wütend funkelnd hier rein spazierte und offenbar jemanden mit sich schleppte.
Sein Griff umfasste den Kragen des mir fremden Jungens fest und ich war immer wieder überrascht, wieviel Kraft doch in ihm steckte.,,Stell dir vor, dieser Typ hatte gerade eben versucht mich zu überfallen."
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Missing メ Vkook
Fanfic❝Dein nackter Körper sollte nur denjenigen gehören, die sich auch in deine nackte Seele verlieben.❞ Jungkook und Taehyung sind beide Männer, die unterschiedlicher nicht hätten sein können. Taehyung ist ein machtbesessener Mann, wohingegen Jungkook a...