▫▪Kapitel 42▪▫

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TAEHYUNG

Ich wusste nicht, woher das plötzliche Interesse von Jungkook kam, aber was für mich noch viel merkwürdiger war, war die Tatsache, dass er mir dieses ohne Weiteres offenbarte. Normalerweise war das nichts unübliches, doch da die Rede von dem viel zu stolzen Straßenjungen war, der sich bisher gegen alle meine Worte und Taten gesträubt hatte, konnte ich nicht glauben, dass da nichts dahintersteckte.

Natürlich könnte ich mir auch zu viele Gedanken um eine belanglose Sache machen, doch wenn ich eines im Leben gelernt hatte, dann, dass Menschen nichts ohne einen bestimmten Grund taten. Irgendetwas, das sie animierte, so zu handeln, wie sie es taten. Es war ein Instinkt, vollkommen normal.

Stirnrunzelnd betrachtete ich den Bildschirm vor mir und beschloss, die Arbeit zunächst mal beiseite zu legen, denn wenn mich eine Sache so beschäftigte, wie diese es eben tat, dann konnte ich mich nicht mehr auf das, was sich direkt vor mir befand, konzentieren.
Also erhob ich mich und meine Hände verschwanden in meinen beiden Hosentaschen, ehe ich Jungkook in die Küche folgte.

Er stand dort mit dem Rücken zu mir an der Theke und schien irgendetwas zu betrachten, das sein Körper aber verdeckte. Zwar gab es in meiner Küche nichts allzu spektakuläres, doch er schien mich noch nicht einmal zu bemerken. Ich räusperte mich und zog damit seine Aufmerksamkeit auf mich, erschrocken drehte er sich um und blickte mir für einen Moment giftig in die Augen.

"Musst du dich so anschleichen?", fragte er und rollte entnervt mit den Augen, ich lachte auf und sah nun, dass er lediglich ein Glas Wasser in der Hand hielt und dieses offenbar auch der Gegenstand war, den er eben noch so intensiv beaugt hatte. Fragte sich nur, weshalb er das tat.
"Ich bin normal hier rein gekommen, aber wenn deine Gedanken woanders sind, ist das nicht mein Problem", erwiderte ich, doch diesmal war er es, der lachen musste und ich zog meine Augenbraue nach oben.

"Nichts ist dein Problem", sagte er jedoch bloß und ich seufzte. Er hatte recht mit der Sache, gerade was ihn anging, hatte ich mich in etwas eingemischt, was mich nichts anging, aber das beruhte offenbar auf Gegenseitigkeit.
"Ich habe es zu meinem Problem gemacht, damit dir dein Problem nicht zum Verhängnis wird."

Daraufhin erkannte ich einen Funken in seinen Augen, der mir sagte, dass er mit einer solchen Antwort wohl nicht gerechnet hatte, doch um ehrlich zu sein war die Überraschung ganz meinerseits.

"Was auch immer, was suchst du hier?", wollte er dann von mir wissen und ging gar nicht mehr weiter auf das Thema ein, aber das überraschte mich nicht, denn es würde zu nichts führen. Ich überlegte für einen Moment, denn eigentlich hatte ich keinen wirklichen Grund, der mich hergeführt hatte. Ich hatte mir selbst bloß Fragen gestellt und ihre Antworten befanden sich eben in meiner Küche.

"Ich habe überlegt mir ein paar Tage frei zu nehmen", erklärte ich ihm dann und brummte anschließend, allerdings verschränkte er nur skeptisch seine Arme vor dem Oberkörper. "Keine Sorge, du wirst auch nicht arbeiten müssen", erwähnte ich dann noch, weil ich glaubte, dass das der Grund für sein Misstrauen war, doch scheinbar irrte ich mich.

"Und was bezweckst du damit? Unser Deal bestand darin, dass ich bei dir arbeite", hakte er nach und schnaufte, doch ich sah kein Hindernis. "Ja, bei mir zu arbeiten ist deine Bezahlung. Aber wenn ich nicht arbeite, kannst du auch nicht bei mir arbeiten. Außer du möchtest auf andere Weise bezahlen."
Den letzten Kommentar konnte ich mir nicht verkneifen, auch wenn ich wusste, wie er das letzte Mal auf meine Provokationen reagierte.

"Sag mir das doch, wenn du wieder betrunken bist. Ist bestimmt interessant zu hören, was der sonst so kühle Taehyung sich in seiner Freizeit alles wünscht und vorstellt", konterte er und ich musste zugeben, dass er in der Zeit, in der wir miteinander leben, schon einiges in dieser Hinsicht dazu gelernt hatte.

Anfangs hatte ich die Oberhand immer behalten können, konnte ihn steuern wie eine Marionette und sein Handeln vorhersagen. Ich genießte Macht, doch irgendwann war das langweilig, deshalb freute ich mich, dass sich das ein wenig geändert hatte.
"Kann ich machen, ich bin mir sicher, du wirst mir deinen Arsch wieder hinhalten."

Darauf erwiderte er nichts mehr und ließ seine Finger nur knacken, was ein ziemlich hässliches Geräusch in den Raum warf.
"Na ja, da wir uns nun für eine Weile öfters sehen werden, könnten wir uns die Zeit auch etwas spannender gestalten oder nicht?", schlug ich ihm dann vor, er zuckte mit den Schultern.

"Was meinst du?", wollte er wissen und man hörte, dass er mir nach wie vor nicht über den Weg traute, allerdings war das nichts im Vergleich zu der Abscheu, mit der er mir anfangs begegnete. Das Vertrauen dieses Jungens zu gewinnen war eine Angelegenheit, bei der höhste Vorsicht geboten war. Ich hatte bereits einen fatalen Fehler gemacht.

"Dass wir auch etwas unternehmen werden, statt bloß Zuhause zu sitzen und die Zeit tot zuschlagen", beantwortete ich ihm seine Frage und er nickte langsam mit dem Kopf. Scheinbar hatte er verstanden, doch er fixierte mit seinem Blick einen Punkt hinter mir, weshalb ich ihn skeptisch musterte. Ich fragte mich, an was er gerade denken musste und was genau diese Entscheidung für ihn bedeutete.

Doch das konnte ich noch nicht aus ihm ausquetschen, weshalb ich zufrieden lächelnd aus der Küche marschierte und nun wieder einen freien Kopf für meine Arbeit hatte.

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Vielen Dank für die 30k reads, ihr seid der Wahnsinn ❤

Missing メ VkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt