▫▪Kapitel 5▪▫

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TAEHYUNG

Dass sich jemand wie ich mal tatsächlich an einen Ort, wie diesen hier bewegen würde, wäre mir nicht einmal in meinen kühnsten Träumen in den Sinn gekommen. Als ich meinen Blick das erste Mal umhergleiten ließ, erkannte ich eine Ansammlung von Menschen, deren Alter nicht unterschiedlicher hätte sein können. Vorsichtig spähte ich an den Eingang und überlegte mir noch einmal, ob ich hier wirklich meinen Kopf entleeren wollte oder mir Zuhause einfach einen Wein auf edle Art und Weise die Kehle herunterkippen sollte.

Letzten Endes beantwortete ich diese Frage mit einem Schulterzucken und begab mich näher an den Eingang, je näher ich dieser Bar kam, desto strenger wurde auch der Geruch und es lag vermutlich nur an meiner Nase, dass ich diesen so intensiv wahrnahm. Ich verbrachte nicht wirklich viel Zeit an solchen Orten, eigentlich überhaupt keine, also was genau hatte mich hierher verschlagen? Ich wusste es nicht.

Ich betrat das Innere dieser Bar und laute Musik dröhnte in mein Ohr, es war schon spät und dementsprechend war auch die Stimmung hier - lärmend und ausgefallen, aber das sollte mich nicht weiter kümmern. Meine Augen, die sich mittlerweile an die neuen Sichtverhältnisse angepasst hatten, erblickten einen freien Platz zum Sitzen; ich wollte mich nicht in die hintersten Ecken begeben, lediglich einen freien Kopf bekommen.

Ich nahm Platz und blickte zu der Menge an teurem Alkohol, der hier auf einem Regal zur Schau stand und schon gleich wurde ich von einer Brünette empfangen, die ihr Hemd etwas zu weit aufgeknöpft hatte. Ihre offenen Haare gingen ihr bis etwa zur Brust, ihre Lippen waren ein wenig gespitzt und sie blickte mich fragend an. Ich bestellte mir einen, nein, gleich zwei Shots und beobachtete sie dann weiter bei ihrer Arbeit. Sie war genauso schön, wie eine Frau sein sollte. Ein darauffolgendes Seufzen verließ meine Lippen, ich konnte doch nichts dafür, ich war auch bloß ein Mann.

Es dauerte nicht lange, da kam sie mit meiner Bestellung wieder und lächelte mir noch einmal zu, ehe sie sich wieder ihren anderen Kunden widmete. Ich wusste, welche Signale sie mir damit geben wollte und wundern tat es mich nicht, meine Augen funktionierten beide sehr gut und deshalb war ich mir auch bewusst, welche Wirkung ich auf andere Menschen hatten. Es waren Menschen, die sich von meinem guten Aussehen täuschen ließen und dann das Weite suchten, wenn ich sie langsam in meine Welt zog. Genau aus diesem Grund bevorzugte ich es auch, alleine zu bleiben.

Den ersten Shot kippte ich herunter, als sei es nichts Besonderes und schon gleich spürte ich ein ätzendes Brennen in meiner Kehle, welches mich aber nicht daran hinderte, den Zweiten gleich danach wegzuhauen. Das war Nichts, was eine gewisse Grazie besaß und es war sicherlich keine Wiederholung wert, aber für heute würde ich damit zurechtkommen und wenn es mir zu dumm wurde, konnte ich auch ganz einfach wieder gehen. Ich kannte meine Grenzen und ich hatte kein Interesse daran, meine Fahrerlaubnis zu verlieren, weil ich alkoholisiert am Steuer sitze.

Meinen Kopf lehnte ich gegen meinen Arm und beobachtete stumm die Leute, die hier entweder ein und aus gingen oder eben die, die sich aus ihrer Gruppe lösten und mit jemand anderem mitgingen. So klärten sich die Jugendlichen von heute also ihren Spaß für die Nacht, ziemlich raffiniert, aber überhaupt nicht lieblich.

,,Ziemlich bitter zu wissen, dass man nie mehr so jung sein wird, wie damals", vernahm ich auf einmal die Stimme eines anderen Mannes unmittelbar neben mir, weshalb ich meinen Kopf drehte und dann eine mir fremde Gestalt erblickte. Während ich fragend meine Augenbraue nach oben zog, beobachtete ich, wie er gerade an seinem Cocktail nippte und genüsslich sein Gesicht verzog.

,,Wer sind Sie?", fragte ich ihn dann konkret, denn ich hatte kein Interesse an einem Gespräch mit einem Fremden. Und würde er sich nur zu mir setzen, weil ich wohl in seinem Alter bin, konnte er sich gleich einen anderen Platz suchen, denn ich war nicht hierher gekommen, um neue Freundschaften oder Kontakte zu knüpfen.

,,Choi Minho", stellte er sich vor und hielt mir mit einem Grinsen auf seinen Lippen die Hand hin, welche ich zögerlich ergriff und ihm dann tief in die Augen starrte, um mögliche Intentionen aus seinem Blick herauslesen zu können. Denn ganz gleich, welche Worte die Lippen meines Gegenübers verließen, wenn seine Augen etwas anderes sprachen, verlierten all diese Laute ihre Bedeutung.

,,Kim Taehyung", erwähnte ich nun ebenfalls meinen Namen, aber er nickte mit dem Kopf und sagte mir dann, dass er bereits über meine Identität bescheid weiß. Es wunderte mich nicht einmal, aber wenn er mich schon kannte, konnte ich mir auch bereits den Grund denken, weshalb er mich hier ansprach. Aber so unhöflich wollte ich nicht sein, schließlich war ich hier, um meine schlechte Laune loszuwerden und nicht, um sie noch weiter zu intensivieren.

,,Was verschlägt jemanden wie Sie an einen Ort wie diesen, wenn ich fragen darf?", wollte er dann von mir wissen und scheinbar plante er nicht, dieses Gespräch so schnell enden zu lassen, weshalb ich mich seufzend darauf einließ und ihm schon gleich meine Antwort darauf präsentierte. ,,Pure Neugier, nichts Besonderes."

,,Verstehe...", murmelte er vor sich hin und eigentlich konnte ich ihn nun dasselbe fragen, doch wirklich interessieren tat es mich nicht und mit einer aufgesetzten Nettigkeit konnte ich nicht wirklich viel anfangen, weshalb ich es einfach dabei beließ. So wie ich das einschätzen konnte, war er in demselben Alter wie ich, vielleicht auch ein wenig jünger, aber keinesfalls älter.

Seine Haare waren hellbraun, auch wenn das durch das nicht besonders helle Licht hier schwer zu erkennen ist. Er trug einen gewöhnlichen, schwarzen Hoodie und eine schwarze Skinny-Jeans, sah für mich wie ein alltäglicher Gebrauch von Klamotten aus und ähnelte meiner Auswahl, wenn ich wirklich mal nur Zuhause blieb und keine Pläne für den Tag hatte. Aber das waren Sonderausnahmen, denn meine Existenz wurde durch die Arbeit bestimmt - ich tat nicht viel anderes und das war wie ein Segen und Fluch zugleich.

Tatsächlich überlegte ich bereits, wieder von hier zu verschwinden, aber er verwickelte mich weiter ins Gespräch und hielt mich damit noch für eine Weile davon ab, diese Gegend endlich wieder zu verlassen. Es war meine eigene Schuld, also musste ich wohl oder übel damit leben und es über mich ergehen lassen.

Missing メ VkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt