▫▪Kapitel 46▪▫

1.3K 96 46
                                    

JUNGKOOK

Immer noch spürte ich ein leichtes Kribbeln auf meinen Lippen, fühlte die Wärme von Taehyung nach wie vor auf meiner Haut und mein Herz klopfte stark gegen meine Brust. Es waren ein paar wenige Momente vergangen, seit wir unsere Lippen aufeinander gelegt und uns im Schein des Mondes geküsst hatten. Ich dachte, ich wäre nicht der Herr meiner Sinne, als würde mein Körper von automatisch handeln, weil meine Gedanken benebelt waren, doch die Wahrheit war eine komplett andere.

Wir genossen die kühle Nachtluft und Stille herrschte zwischen uns. Sie war nicht unangenehm, doch ich wusste nicht, was ich sagen sollte und er vermutete wahrscheinlich, dass ich nicht sprechen wollte. Deshalb verblieben wir so an Ort und Stelle, bis Taehyung sich irgendwann von dem Geländer abstützte und zu mir blickte. "Möchtest du noch hier bleiben", wollte er wissen und ich überlegte kurz, ehe ich den Kopf schüttelte und seine Frage somit verneinte.

Das war das Zeichen, das wir brauchten, um wieder miteinander zu sprechen, während wir den ganzen Weg nach unten auf uns nahmen. "Hat es dir gefallen?", hakte er weiter nach und ich konnte das leichte Lächeln auf meinen Lippen nicht verstecken. Er hatte mir einen meiner größten Wünsche erfüllt und das, obwohl wir uns im Grunde noch nicht einmal wirklich kannten. "Es war super", war meine Antwort, über die er sich offenbar zu freuen schien.

Wir waren irgendwann unten angekommen und das Auto war nicht mehr weit entfernt, aber plötzlich meldete sich ein komplett anderes Gefühl bei mir, das ich in der Zeit dort oben komplett verdrängt hatte. Ein klägliches Seufzen verließ meine Lippen und das war Grund genug, das Taehyung mich mit fragender Miene musterte. Ich sagte ihm, dass ich noch mal kurz auf die Toilette müsste, er sich aber schon ins Auto setzen konnte. Nachdem er nickte, machte ich schnell kehrt und marschierte in die Richtung der Toiletten.

Dort angekommen atmete ich einmal tief durch und stellte mich an die erstbeste Stehtoilette.

Wenn mir jemand gesagt hätte, dass man von Alkohol auch so viel pinkeln musste, hätte ich es mir vielleicht zweimal überlegt, denn ich fühlte mich zwar langsam wieder richtig erleichtert, doch mir wurde auf einmal extrem warm. Ich ging meine Hände waschen und betrachtete mich im Spiegel, fuhr mir mit den nassen Händen einmal darüber und biss mir leicht auf die Unterlippe.

Auf einmal betrat eine andere Person den Raum und ich wollte mich gerade auf den Weg nach draussen machen, doch da wurde ich unsanft am Handgelenk gepackt und konnte nicht mehr weitergehen. Als ich in das Gesicht des Typen starrte, wusste ich auch direkt schon, was auf mich zukommen würde.
"Du schon wieder?", höhnte ich leicht genervt und blickte in sein teils wütendes Gesicht.

"Was soll das hier werden, Jungkook?", fragte er mich und ich zog leicht meine Augenbraue nach oben, verstand nicht genau, worauf er hinaus wollte.
"Deine Aufgabe war es Taehyung zu bestehlen, aber anscheinend verbringst du deine Zeit neuerdings sehr gerne mit ihm", fuhr er fort und langsam wurde mir bewusst, was er von mir wollte, allerdings zuckte ich bloß mit den Schultern.

"Offenbar bist du auf meine Hilfe angewiesen und hast nichts, das mich zwingen kann, deine Drecksarbeit zu erledigen. Also was ich wann und wie mache, hat dich einen Scheiß zu interessieren", blaffte ich wütend zurück und ballte meine Hand zur Faust. Er schnaubte amüsiert auf und ein selbstgefälliges Grinsen bildete sich auf seinen Lippen ab. Ich legte meinen Kopf leicht schief und begann ihn zu mustern, auch wenn ich meine Gedanken noch immer nicht richtig ordnen konnte.

"Wir hatten einen Deal, vergiss das nicht. Taehyung wird dich nur für seine Zwecke ausnutzen und dann fallen lassen. Mit mir hingegen bietet sich dir eine Zukunft, die du so schnell nicht mehr bekommst", versuchte er mich nun zu überzeugen, doch ich lachte bloß. Ich wusste nicht genau weshalb, aber ich lachte und fuhr mir mit der Hand einmal durch die Haare.

"Denk nicht mal dran, mich zu verarschen. Dein Ziel ist es nicht, Rache für das Gute auszuüben, dein Ziel ist es eine Person zu zerstören. Dein einziges Verlangen ist Taehyung das Leben zur Hölle zu machen, ganz egal, was du dafür tun musst", erwiderte ich und schnalzte abwertend mit der Zunge, blickte zur Seite, um ihm nicht mehr in sein Gesicht blicken zu müssen.

"Du willst also wirklich riskieren, dass Taehyung dich fallen lässt, willst deine einzige Chance auf ein besseres Leben gehen lassen?", hakte er weiter nach und ich konnte ihm ansehen, dass er seine Geduld verlor und wie zornig ihn das ganze zu machen schien. Er war anscheinend ein Mensch, der nicht damit klarkam, wenn etwas oder jemand nicht so funktionierte, wie er das wollte.

"Das ist absurd. Was auch immer du vorhast zu tun, kannst du alleine machen", zischte ich und hoffte, dass ihm das genug war und er endlich verschwinden würde. Doch das tat er nicht, er bewegte sich keinen Zentimeter und ich fragte mich, ob Taehyung sich schon wunderte, wo ich blieb.

"Du wirst diese Entscheidung noch bereuen. Der Mann hat dich schon um seinen Finger gewickelt, aber sieh selbst, wie du zurecht kommst", antwortete er mir dann und ich blickte ihm dann erneut in die Augen. "Im Gegensatz zu dir versucht er anderen Menschen zu helfen, nicht sie für die eigenen Zwecke zu missbrauchen."
Für einen Moment schien er irritiert zu wirken, doch anscheinend schien er etwas verstanden zu haben, das nicht einmal ich selbst bemerkte.

"Wenn das so ist", murmelte er noch, bevor er von mir abließ und aus dem Raum stolzierte. Ich starrte für wenige Augenblicke auf mein gerötetes Handgelenk, schüttelte dann leicht den Kopf und ging dann wieder nach draußen. Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen, auch nicht, als ich in das Auto stieg.

"Was hat denn so lange gedauert?", fragte Taehyung mich dann und ich rollte bloß mit den Augen. "Es gab einen Defekt", erwiderte ich amüsiert und war erleichtert, dass er mir das abzukaufen schien, den Motor startete und wir uns langsam auf den Weg zu ihm nach Hause machten. Denn langsam übermahnte mich auch die Müdigkeit und meine Augen wurden immer schwerer, bis alles um mich herum schwarz wurde.

Missing メ VkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt