TAEHYUNG
Schweigend verfolgte ich meine Arbeit und konzentrierte mich voll und ganz auf die hier liegenden Akten, welche bearbeitet werden mussten. Ich wollte noch das Maximum an dem, was ich heute leisten konnte, erreichen, sodass mir morgen nicht alles aufgeschoben sein würde. Jedoch erreichte mich bald der Feierabend und die Erschöpfung meines Körpers kündigte an, dass ich nicht mehr viel erledigen konnte. Irgendwann würde mich meine Konzentration endgültig verlassen und dann würde ich ebenso untätig wie Jungkook bloß herumsitzen und darauf warten, dass wir endlich gehen würden.
Ein tonloses Seufzen entwich mir, als ich für einen Moment zu dem Jüngeren sah. Ich hatte unseren Sex vorhin sehr wohl genossen, es hatte sich geil angefühlt. Man hatte gespürt, dass Jungkook alles andere als unerfahren in dieser Tätigkeit war und seine Unterwürfigkeit war zur Abwechslung wirklich angenehm gewesen. Seither jedoch hatten wir kein Wort mehr miteinander gesprochen, somit hatte ich ihm auch keine Aufgaben mehr erteilt. Bedeutete, er saß genervt herum und wollte nur noch hier raus - nachvollziehbar, aber langweilig.
Schließlich warf ich einen Blick auf die Uhr und entschloss mich, für heute genug geschafft zu haben. Was ich in den letzten Minuten noch machen konnte, würde nicht mehr viel zu meiner heutigen Leistung beitragen, der Stapel an Arbeit würde sich nicht wirklich verringern. Deshalb schaltete ich nun meinen Computer aus und erhob mich, räumte alles Überflüssige ordentlich zur Seite und kontrollierte ein letztes Mal, ob alles seine Ordnung hatte. Erst dann nickte ich zufrieden und wandte mich an Jungkook, um ihm mitzuteilen, dass wir nun gehen konnten.
"Ich bin fertig. Wir machen Feierabend", waren meine Worte, bevor ich an ihm vorbei zur Tür ging. Dennoch hatte ich kurz die Erleichterung in seinen Augen aufblitzen sehen, er freute sich offenbar darüber, dass wir endlich nachhause gingen. Nun, ich konnte sehr wohl, wieso er so empfand, immerhin hatte er hier deutlich weniger als ich zu tun. Aber auch bei mir Zuhause würde sich das nicht großartig ändern. Schließlich hatte er da ebenso wenig Unterhaltung. Jedoch würde das seine Sorge sein, deswegen beschäftigte ich mich damit nicht weiter, sondern verließ gemeinsam mit Jungkook die Firma.
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Entspannt glitten meine Augen über die Worte des Krimis, welchen ich gerade las. Mich hatte der heutige Arbeitstag erschöpft, nicht zuletzt wegen dem Sport, den wir in meinem Büro getrieben hatten, deshalb gab es nichts besseres, als sich am Abend ein gutes Buch zur Hand zu nehmen und darin zu lesen. Schon immer hatten Bücher eine beruhigende, fast schon magische Wirkung auf mich gehabt. Die erfundenen Geschichten wirkten wie Magneten auf mich, wenngleich ich eigentlich zur Sorte der Realisten gehörte, die keinen Gedanken an unerfüllbare Träume verschwendeten. Für mich gab es nur das Mögliche - alles darüber hinaus war der Fantasie von verzweifelten Menschen entsprungen.
Was mich dennoch so sehr an Bücher fesselte, konnte ich nicht erklären. Ich haderte selbst mit mir, es zu verstehen und machte mir aus diesem Grund nicht einmal mehr Gedanken darüber. Schätzungsweise lag es einfach nur an der Abwechslung, die Unterhaltung, die Krimis mit sich brachten. Auch die Denkweise der Ermittler gefiel mir, der Nervenkitzel, die Lösung selbst herauszufinden und jeden noch so kleinen Hinweis zu erhaschen, war interessant. Womöglich lag es also daran, dass ich der Macht der Bücher verfiel. Sicher konnte ich es jedoch nicht sagen.
Aber heute halfen mir nicht einmal Bücher dabei, eine Auszeit zu finden. Obwohl ich mir Mühe gab, meinen Mitbewohner zu ignorieren und mich nicht mit seinesgleichen zu beschäftigen, gelangte ich an dem Punkt, an dem mich jedes noch so kleine Geräusch nervte. Und da Jungkook es offensichtlich nicht als nötig empfand, sich einfach einmal hinzusetzen, statt andauernd auf und ab zu laufen, ließ mich irgendwann schwer aufseufzen.
Mein Gott, war es denn so schwer, sich eine Beschäftigung zu suchen?
"Jungkook", sprach ich schließlich kühl seinen Namen aus und klappte das Buch zusammen. Die Stelle, an der ich soeben hatte pausieren müssen, war spannend, ich wollte wissen, wie es sich fortführen würde, aber ich konnte nicht klar denken, wenn der Jüngere andauernd in Bewegung war. Für gewöhnlich mochte ich mir zwar nichts anmerken lassen, doch auch ich brauchte irgendwann eine Pause, in der ich regenerieren durfte, denn nicht einmal ich hatte eine grenzenlose Geduld.
"Was?", gab der Angesprochene beinahe schon giftig zurück. Er war nicht gut auf mich zu sprechen. Alles an ihm verriet das. Seine abweisende Haltung, sein kalter Tonfall, selbst seine Arme, die er wie ein bockiges Kind vor seiner Brust verschränkt hatte. Ich war mir nicht sicher, woran das liegen mochte. Etwa wegen dem Sex von heute Mittag? Hing ihm das so bitter in der Magengrube? War er nicht erwachsen genug, damit umzugehen? Er hatte doch selbst gesagt, ich wäre nicht sein Erster, deswegen fragte ich mich, wieso er sich nun so anstellte, als hätte ich ihm seine ach so heilige Jungfräulichkeit geraubt.
"Wie kannst du überhaupt noch laufen?", entschied ich mich zu fragen, um ihn möglichst wenig zu provozieren. Mir fehlte schlicht und ergreifend die Motivation, an dem heutigen Tage noch weiter mit ihm zu spielen. Durch unseren Sex hatte ich fürs Erste erhalten, wonach ich mich im Inneren gesehnt hatte - wenn auch nicht unbedingt geplant. Mehr verlangte ich nicht mehr, mein Spiel war beendet. Morgen würde ich neu beginnen.
Aber da es mich tatsächlich interessierte, wie der Brünette mit seinen Schmerzen fertig wurde, beobachtete ich unauffällig interessiert seine Reaktion. Zuerst gab er ein abfälliges Schnauben von sich und drehte sich leicht von mir weg, vermutlich, um mir zu trotzen. Gleichzeitig bot er mir dabei aber eine wunderbare Sicht auf sein Hinterteil, weshalb ich ihn weiterhin schweigend anstarrte und auf eine Antwort wartete. Im nächsten Augenblick schien Jungkook zu realisieren, in welcher Position er dort stand, weshalb er ruckartig herumfuhr und meine Augen fest fixierte. Unbeeindruckt hob ich eine Augenbraue an und starrte ihn ebenso fest an, bis er letztlich nachgab und leise seufzend auf das Sofa setzte.
"Schmerzen waren für mich noch nie ein großes Problem. Ich dachte, das hättest du mittlerweile verstanden", knurrte er leise. Innerlich schüttelte ich enttäuscht meinen Kopf. Ich hatte gehofft, mir wäre es gelungen, näher an ihn heranzukommen und über die Hassfassade hinwegblicken zu können. Aber offenbar war ich gescheitert. Dann durfte ich nochmal von vorne anfangen. Welch' eine Freude mir das doch bereitete.
"Ich bezweifle dennoch, dass das ein Grund für dich ist, weiterhin auf den Beinen zu sein und nicht einfach ein Buch zu nehmen und dich auszuruhen", gab ich ruhig zurück und warf einen kurzen, sehnsüchtigen Blick auf mein eigenes Buch. Hoffentlich kam Jungkook schnell zur Vernunft, damit ich mich diesem wieder widmen konnte. Das wäre wahrlich ein Segen an diesem Abend.
Aber irgendetwas hatte ich heute scheinbar in dem Jungen erweckt, sodass er seinen Kampfgeist zeigte. Er wollte sich mir nicht unterwerfen, wie jeder andere es getan hätte. Er war stärker. Intelligenter. Zu meinem Leidwesen. Oder eher zu meinem Glück?
"Nein, das nicht. Aber Bewegung hilft mir beim Nachdenken und mir geht nicht aus dem Kopf, wieso zur Hölle ich dir erlaubt habe, mich zu ficken, Taehyung."
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Missing メ Vkook
Fanfic❝Dein nackter Körper sollte nur denjenigen gehören, die sich auch in deine nackte Seele verlieben.❞ Jungkook und Taehyung sind beide Männer, die unterschiedlicher nicht hätten sein können. Taehyung ist ein machtbesessener Mann, wohingegen Jungkook a...