TAEHYUNG
Skeptisch musterte ich die jungen Männer, die sich uns in den Weg gestellt hatten, verzog dabei jedoch keine Miene. Ich ließ mir nicht anmerken, wie suspekt sie meiner Meinung nach auftraten und auch zeigte ich keinerlei Reaktionen auf ihre Ansprache Jungkook gegenüber. Irgendwie hatte ich bereits geahnt, dass er sich mit solchen Typen angelegt hatte und er war mir definitiv später hierfür eine Antwort schuldig. Wenn ich mich für ihn einsetzen und ihn beschützen wollte, musste ich nämlich mehr als bloße Bruchstücke über ihn wissen.
"Wenn ich euch bitten dürfte, zur Seite zu treten, wir wollen weiter", sagte ich mit kühler Stimme und straffte etwas meine Schultern. Furchtlos blickte ich dem vermeintlichen Anführer der Dreien an und hob leicht mein Kinn, um ihnen selbstbewusst gegenüber zu treten. Mir war egal, in welcher Verbindung sie zu Jungkook standen, ich wollte sie lediglich loswerden. Dieser Ort war immerhin nicht dafür geeignet, einen Konflikt auszutragen.
"Wieso sollten wir?", grinste mich einer seiner Schergen an und kam mir näher, trug dabei ein gefährliches Grinsen auf den Lippen. Knurrend musterte ich ihn und gestattete den Dreien, meine kalte Miene zu durchschauen. Sie sollten spüren, wie genervt ich von ihrem Auftreten war und wie lächerlich das doch war.
"Weil ich sonst ziemlich ungemütlich werde und das möchte keiner von euch miterleben", drohte ich zurück und baute mich vor dem Kerl auf. Zwanghaft versuchte er sich nichts anmerken zu lassen, jedoch erkannte ich, wie sich sein Adamsapfel bewegte, da er leicht schlucken musste. Scheinbar schien ich bei diesen Typen meine einschüchternde Macht ausnutzen können. Das sollte ich zu meinem Vorteil verwenden. Doch gleichzeitig musste ich darauf achten, nicht nur zu bluffen. Das machte bloß angreifbar und das war vielen nicht bewusst, wenn sie es wagten, solch' eine Karte auszuspielen.
"Wie süß, unser kleiner Jungkook hat einen Bodyguard bekommen. Oh nein, wir erschaudern vor Angst!" Sarkastisch lachte der Anführer der Drei auf und sogleich entspannten sich seine Begleiter wieder, ergriffen die Oberhand, die er ihnen anbot. Er zeigte ihnen fälschlicherweise, dass sie klar im Vorteil uns gegenüber waren, etwas, was wohl rein an der Zahl lag. Der Mensch glaubte immer, dass die Mehrzahl siegte, dabei benötigte es einen geringen Anteil an Idioten und ihre tollen Pläne würden scheitern. Wie auch jetzt.
Ich wollte etwas auf seine Worte erwidern, eiskalt und schneidend, allerdings teilten sich die Drei nun auf. Der Anführer blieb vor mir stehen, um mich weiterhin herauszufordern, während die anderen beiden um mich herum gingen, wie Raubkatzen auf der Jagd, und versuchten, an Jungkook zu gelangen. Dieser stand angespannt hinter mir, seine Augen huschten umher. Er verspürte Angst, das wusste ich und ich verstand auch, wieso. Wahrscheinlich hatten sie ihn stets in der Hand gehabt und mit ihm machen können, was sie wollten. Aber an diesem Tage würde sich das ändern. Ich würde es ändern.
Während die beiden hinter mir gleichzeitig zu Jungkook stürmten und ihn an seinen Armen packten, um ihn wehrlos zu machen, drehte ich mich wieder zu ihrem Anführer. Gehässig lachte er und ließ seine Finger knacksen, schien offenbar Gefallen daran zu haben, Jungkook leiden zu sehen. Ich hingegen ballte meine rechte Hand zu einer Faust, zielte auf sein Kiefer und ließ dann meine Hand in einem perfekt abgeschätzten Winkel auf sein Gesicht treffen.
Wahrscheinlich hatte er geglaubt, dass ich ein reicher Schwächling wäre, der außer Geld nichts zu bieten hatte, weshalb er - vollkommen überrascht und überrumpelt von dem plötzlichen Schlag - zurückstolperte. Ein schmerzerfüllter Laut entwich ihm und sofort presste er sich eine Hand auf sein Kiefer, starrte mich dabei fassungslos an. Seine Schergen, die sich gerade an Jungkook hatten vergreifen wollen, schreckten direkt auf und ließen meinen Sekretär los, ehe sie mich anrempelten und an mir vorbei zu ihrem Anführer stürmten.
"Jiyong!", riefen sie geschockt und betrachteten ihn besorgt, jedoch ging es diesem Jiyong besser als erwartet. Noch immer hielt er sich sein Kiefer und schien es wieder einzurenken, bevor er sich von ihnen losriss und verärgert auf mich zustampfte. In seinen Augen glänzte unbändige Wut und Hass, doch sein Blick reichte nicht aus, um mich einzuschüchtern. Stattdessen fing ich sogar an, schadenfroh zu grinsen und hob eine Augenbraue an, schob währenddessen Jungkook mehr hinter mich.
Ich hatte versprochen, diesen Jungen zu beschützen, also tat ich das auch.
"Das wird du bereuen, du verdammtes Arschloch!", drohte er mir, hielt sich wohl nur mit Mühe zurück, keine Prügelei zu starten. Kühl schaute ich ihn an, verzog keine Miene und ließ diese Drohung unbesorgt an mir vorbeiziehen. Dass sie Jungkook deutlich mehr besorgte und ihm sogar Angst bereitete, konnte ich nur erahnen, den genauen Grund dafür kannte ich nicht. Schließlich wusste ich nicht, was er alles wegen diesen Männern hatte durchmachen müssen und das beeinflusste selbst sein freches Mundwerk. Auch wenn er es nicht ganz so offen zeigte, wie manch anderer, ich erkannte es.
"Ich werde gar nichts tun. Eher werdet ihr es sein, die das bereuen werdet", gab ich zurück, mit eisiger Stimme. "Lasst Jungkook in Ruhe und versucht nie wieder, ihm auch nur ein Haar zu krümmen. Ihr werdet für all eure Taten bezahlen", fügte ich knurrend hinzu. Dabei trat ich ebenso einen Schritt auf ihn zu, doch im Gegensatz zu seinen Schergen, ließ sich Jiyong davon nicht beeindrucken. Noch immer starrte er mich hasserfüllt an, dachte vermutlich darüber nach, sich an mir zu rächen, jedoch siegte seine Vernunft. Mit einem verächtlichen Schnauben spuckte er mir vor die Füße - sein Speichel hatte sich dank des Blutes rot verfärbt - und drehte sich dann um, um zu verschwinden. Einen Moment lang verfolgte ich sie noch mit meinen Blicken, nickte dann aber zufrieden und drehte mich zurück zu Jungkook.
Er stand noch etwas verkrampft da und erst, als er sich sicher war, dass sie weg waren, seufzte er leise und entspannte sich langsam wieder. Mit seinen Zähnen bearbeitete er seine Unterlippe, bis er zu bemerken schien, dass ich ihn anschaute und er meinen Blick erwiderte. Wir sahen einander schweigend an und ich wartete ab, was er sagen würde. Ich wusste, er würde etwas sagen. Nicht nur, weil es angebracht war, sondern auch, weil es zu seinem Verhalten passte. Ich hatte ihn vor seinen Feinden beschützt und das war noch längst nicht alles: Ich würde diese Männer vernichten, sodass ich Jungkook niemals wieder etwas antun würde. Und wir beide wussten das. Jungkook wusste das.
Deswegen überwand er sich schließlich auch und fing leise, jedoch ohne Demut und auch ohne Hass, an zu sprechen:
"Danke, Taehyung."
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Missing メ Vkook
Fanfic❝Dein nackter Körper sollte nur denjenigen gehören, die sich auch in deine nackte Seele verlieben.❞ Jungkook und Taehyung sind beide Männer, die unterschiedlicher nicht hätten sein können. Taehyung ist ein machtbesessener Mann, wohingegen Jungkook a...