25. Der Abschied

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Gang öffnete die Augen. Und schloss sie kurz darauf wieder. Er wollte nicht aufstehen. Dann müsste er nur von Elisabeth Abschied nehmen. Das wollte er nicht. 

Schon bei dem Gedanken daran, schluckte er einen Kloß herunter.

"Gang! Komm, du willst dich bestimmt von Elli verabschieden!"

Elli. So nannten alle Elisabeth jetzt. Elli. Der Name zerging auf seiner Zunge, genau so wie die Schokoladestückchen im Kakao seiner Mutter.

Er nickte und stand schnell auf. Schließlich wollte er Elli nicht verpassen.

Nach ein paar Minuten rannte er die Treppe runter. Er hatte sich mit Elisabeth im Versteck verabredet. Als er den Gang entlang lief, dachte er an die bevorstehenden Ermittlungen mit Berry.

Er war ziemlich besorgt, weil es bestimmt gefährlich werden würde.

Bisher war er immer ruhig zu Hause gewesen, doch jetzt war er ja schon fast in ein Abenteuer geraten.

Er bog um die Ecke und ging in den Gang, der zum Versteck führte.

Elisabeth saß schon auf einer der Matratzen.

Wie immer, wenn er Elisabeth sah, fielen alle Sorgen von ihm ab. Er begann zu rennen und schloss Elisabeth in die Arme. Dann gab er Elisabeth einen Kuss.

Einen langen Kuss. Als sie sich wieder lösten, sah er Elisabeth in die Augen.

Sie brauchte keine Worte um Gang zu beruhigen. Er blickte ihr ins Gesicht. Sah in ihre wunderschönen Augen, die vollen Lippen und schönen rotblonden Haare.

"Vergiss mich nicht!", murmelte er in Elisabeths Haare. "Wie könnte ich jemals?", flüsterte sie.

"Leute, wir müssen los!", rief Wolf von draußen. Widerstrebend ließ Gang Elisabeth los und lief hinaus. Dabei sagte er noch: "Nimm ein Spiegelfon mit."

"Gang? Alles okay?", fragte Wolf

"Äh, ja na klar."

"Du hast Tränen in den Augen."

"Oh.", das hatte er gar nicht gemerkt. Er wischte sie mit dem Ärmel weg und folgte Wolf hinaus.

Dort warteten schon Thuna und Hanns auf sie.

"Guten morgen.", begrüßte Hanns die Kinder, "Gut geschlafen?"

"Geht so, Papa.", kam eine Stimme von hinten. Gang drehte sich um und sah, dass die anderen auch noch gekommen waren. 

"Seid ihr bereit? Elisabeth..", begann Thuna, doch wurde von Rot trotzig unterbrochen: "Elli!"

Thuna startete einen neuen Versuch: "Seid ihr bereit? Elli, Ros...Rot...Tatze?"

Wer war bitteschön Tatze? Gang drehte sich um. Die anderen schienen genauso verwirrt. Nur der dunkle Junge lächelte. Hieß er etwa Tatze?

Sie verabschiedeten sich ein letztes mal. Gang drückte Rot, auch wenn es sich falsch anfühlte.

Dann umarmte er den dunklen...ähh Tatze und als letztes fiel er in Ellis Arme.

Er vergrub seinen Kopf in ihren weichen, roten Haaren und spürte, dass ihm Tränen aufstiegen.

"Ich werde dich vermissen.", flüsterte Elli und gab ihm einen sanften Kuss in den Nacken.

Überall in Gang kribbelte es und er hätte Elli am liebsten nie wieder losgelassen. 

"Auf geht's!", riss Thuna sie aus der Umarmung.

Gang löste sich von Elli. Alles was danach passierte ging nur an ihm vorbei wie in einem Film.

Elli die weglief. Weiter weg. Wie er wieder ins Schulhaus lief. Den ganzen Tag irrte er nur umher. Blieb nicht stehen, aß nichts. Lief nur immer weiter umher.

Er sah, dass Gerald sich Sorgen um ihn machte, aber das war ihm egal.

Abends legte er sich ins Bett und konnte nicht einschlafen. Lange lag er da, bis er nicht mehr konnte. Er stand um Mitternacht auf, zog sich an und lief in den Garten. Dort legte er sich hin und beobachtete die Sterne.

Er muss wohl eingeschlafen sein, denn sein Vater entdeckte ihn am nächsten Morgen dort und machte sich große Sorgen.


Die Magie der Niemandsländer- Dämmerlicht und SumpfgeflüsterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt