32. Lettimur

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"Du kannst ihnen vertrauen", dieser Satz ging Tatze einfach nicht mehr aus dem Kopf. Der Meister der Zeitenbibliothek hatte ihm das gesagt. Aber woher sollte er das wissen? Er wusste es einfach! Tatze wusste das schon länger, hatte sich aber immer noch nicht getraut, den nächsten Schritt zu machen. Vor einer halben Stunde waren sie aus der Zeitenbibliothek aufgebrochen. Sophie war mitgekommen. Elli und Rot wollten sie kurz vor der Grenze stehen lassen und dann irgendeine Anna Persephone holen. Jetzt hüpfte sie neben Ellie und Rot her. Tatze fasste einen Entschluss.

Zügig holte er auf. Desto näher er kam, desto mehr konnte er verstehen.

„Weißt du was ich mal gedacht habe?", sagte Elli gerade zu Rot.

„Nee, weiß ich nicht", Rot lachte. Die beiden waren total fröhlich und ausgelassen. Hatte der Meister Recht gehabt? Ja, hatte er. Das wusste Tatze schon lange. Er hielt an seinem Entschluss fest und holte gerade Luft, als Thuna sagte: „Wir sind da! Da vorne geht es in Rackines Welt!"

Elli und Rot verstummten und liefen zügiger. Auch Tatze erhöhte seine Geschwindigkeit. Am liebsten hätte er sich in eine Katze oder einen Leopard verwandelt, aber in den Niemandsländer funktionierte die Magikalie nicht. Dennoch gelangten sie nach kurzer Zeit zu einem größerem Haus. 

„Rackine müsste hier sein. Hanns hat ihn informiert", sagte Thuna und kurz darauf erschien ein großer Hase hinter ihr. Tatze hatte die Geschichte gehört, dass er mal ein Stofftier gewesen war, aber diesem ähnelte er überhaupt nicht mehr. Er sah eher aus wie ein Tiermensch. Das einzige was sonderlich war, war das Schild an seinem Ohr.

„Hallo Rackine!", rief Thuna. 

Rackine antwortete: „Hallo, ihr wollt nicht nach Lettimur, wirklich, Mungo Bartok ist an der Macht"

Tatze sah wie Thuna die Augen auf riss und hörte auch Elli und Rot nach Luft schnappen. 

„Machst du Scherze?", fragte Rot.

„Nein, das stimmt!"

„Mist"

Rackine beachtete sie nicht, sondern führte sie durch seine Spiegelwelt. Sobald sie heraus kamen, wurde Tatze leichter ums Herz. Aber auch er spürte, dass die Magikalie hier anders war. Knisternder. Frischer. Schnell verwandelte er sich in einen Leopard. Sofort fühlte er sich freier. Aber das Gefühl verschwand schlagartig, als er nach oben blickte. Sie standen auf einem Marktplatz. Er war wohl mal ein wunderschöner Platz gewesen, aber das sah man nicht mehr. In der Mitte war ein Trümmerhaufen und der Boden hatte allerlei Schäden. Der Boden war nur nich hässlich grau. 

„Da stand mal ein Satyr", flüsterte Rot leise, „Und der Boden hat geschimmert". Sie schien entsetzt. Auch die Leute die über den Platz liefen, schienen angespannter als sonst. Sie warfen immer wieder einen Blick auf den Trümmerhaufen, blickten dann aber schnell wieder weg, um nicht aufzufallen oder so auszusehen, als ob sie die Statue vermissten. Klappte aber nicht so gut, man sah es den Leuten deutlich an.

„Das war noch nicht alles", unterbrach Rackine das Schweigen, „Er... er hat das Krankenhaus hochgehen lassen"

„Was?", rief Thuna laut. Ein paar Leute blickten sich nach ihnen um. Als sie Thuna und Rot erkannten, schienen sie sich alle leicht  verbeugen zu wollen, rissen sich dann schnell wieder hoch und blickten auffällig in eine andere Richtung. 

„Es ist schlimm", sprach Rackine das aus, was alle dachten, „Komm ich führe euch hin"

Sie folgten Rackine, alle vor Schreck gelähmt, das man so etwas anstellen konnte. Die Stadt sah für Tatze ziemlich normal aus, aber wenn er in die Gesichter von Rot und Thuna blickte, wusste er, dass sie überhaupt nicht normal war. 

Das zerstörte Gebäude sahen sie schon von weitem. Tatze hörte wie Thuna nach Luft schnappte: „Nein... nein, das darf nicht wahr sein"

„Leider ist es wahr", antwortete Rackine. 

„Waren... waren da Personen drin?", fragte Elli vorsichtig.

Rackine antwortete nicht, sondern führte sie zu dem riesigem Trümmerhaufen hin. Davor war ein riesiges Denkmal und Tatze fand es merkwürdig, dass er es nicht schon von weitem gesehen hatte. Thuna trat vor und las vor, was auf dem Denkmal stand: „Hiermit erinnern wir an das größte Krankenhaus in Lettimur, das von Berry, unserer Präsidentin erbaut wurde. Das ganze Krankenhaus wurde von Mungo Bartok innerhalb einer Minute zerstört. Tausende von Menschen kamen ums Leben. Es ist großes Glück, dass Geicko unser Chefarzt nicht dort drin steckte. Mit diesem Denkmal möchten wir an all die verstorbenen Personen denken und uns Mungo Bartoks Machenschaften widersetzen!"

Tatze trat auch vor. Darunter waren schon ein Dutzend Namen eingemeißelt. Tatze sah, dass Rot zu ihrem Kurzschwert griff, das Lissi ihr mitgegeben hatte und zwei Schritte auf das Denkmal zu machte. 

„Rot, nein!", rief Thuna, aber Rot hatte ihr Kurzschwert schon in den Stein gerammt und ein R eingeritzt. Es folgte ein O und ein T. Auch Elli zog ihr Schwert aus der Scheide. Erst jetzt konnte Tatze es genauer betrachten. Es schien wertvoll und hatte einen rot umwickelten Griff. Es sah gefährlich aus. Aber Elli schwang das Schwert mühelos, als wäre es ihr verlängerter Arm und ritzte ihren Namen herein. Elisabeth. Tatze tat es ihr gleich und auch Thuna nahm sich Rots Kurzschwert und ritzte ihren Namen herein. Als sie zurück traten, erschien um dem Denkmal ein Feuerkreis.

„Durch jeden Namen wird das Denkmal stärker. Ein begabter Zauberer muss es errichtet haben. Es ist sehr stark. Mungo Bartok hat schon mehrfach versucht, es zu entfernen. Ohne Erfolg", sagte Rackine.

Thuna nickte nur: „Es wird schon Abend. Ich würde vorschlagen wir gehen in Berry und Geickos ,Undercover'- Haus. Es ist von Berry persönlich gesichert und hat mehrere Schutzzauber, sodass es noch niemand entdeckt hat. Dort zieht sie sich zurück. Sie hat einen Verwirrungszauber angewandt, aber ich weiß, wo es lang geht."

Thuna führte sie durch gefühlt unendlich viele Gassen, bis sie plötzlich vor einem altem verrotenem Haus stehen blieb.

„Hier?", fragte Elli etwas ungläubig.

„Ja, aber es ist natürlich mit Tarnzaubern versehen. Wartet kurz"

Thuna trat zurück und murmelte etwas. Dennoch passierte nichts, trotzdem schien sie zufrieden. Sie lief voraus in die alte, verrostete Bude. Elli und Rot folgten ihr.

„Tschüss, muss noch etwas erledigen", verabschiedete sich auch der Hase und Tatze blieb nichts anderes übrig, als den anderen zu folgen. Kurzerhand verwandelte er sich in eine schwarze Katze und sprang in das Haus.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 08, 2021 ⏰

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Die Magie der Niemandsländer- Dämmerlicht und SumpfgeflüsterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt