"Habt ihr irgendetwas gesehen?", fragte Hylda.
"Äh..", der Junge, der uns entgegenblickte war ziemlich klein und schien auch genauso schüchtern zu sein. Er hatte eine Latzhose und einen roten Pulli an.
"Hylda! Das musst du netter angehen!", sagte Yuro, "Wie heißt du denn?"
"Äh..", er blickte angsterfüllt zwischen ihnen hin und her. Als sein Blick auf Yuro fiel, wich er etwas zurück. Yuro lächelte dem Jungen aufmunternd zu.
"Anthony. Ich heiße Anthony", sagte er dann schließlich.
"So, Anthony." Yuro ging leicht in die Knie, um mit ihm auf Augenhöhe zu sein, "Vor ein paar Tagen wurde in einem Nachbarzimmer ein Feuer gelegt. Vielleicht hast du das mitbekommen."
Anthony nickte: "Klar." Er schien auch selbstbewusster zu werden.
"Alle haben darüber gesprochen."
Gang erinnerte sich noch ungern. Er war der gewesen, der gerettet werden musste. Das Opfer. Der Schwache. Alle hatten ihn angestarrt und geflüstert. Fallais hatte zwar nur gelacht, aber der hatte ja auch gut Reden! Er war wie ein Held gewesen. Alle hatten ihm zugelächelt. Und er, Gang, war mal wieder der Versager gewesen. "Ach, das ist doch egal. Ignorier sie einfach!", hatte Elli versucht, ihn aufzumuntern. Aber das war nicht so einfach gewesen.
"Ihr wollt wissen, ob ich den Brandstifter gesehen habe, stimmt's? Alle wollen das wissen", sagte Anthony.
Yuro nickte.
"Nee, ich habe nichts gesehen."
"Wirklich?", hakte Wolf nach, "Irgendetwas besonderes an dem Abend?"
"Naja... also... da war immer so ein Schatten. Aber das war bestimmt das Licht. Aber Birk", als er unseren verwirrten Blick sah, "mein Freund, und ich sind deshalb im Zimmer geblieben."
"Seid ihr nur zu zweit?", fragte Hylda.
"Nee, natürlich nicht! Aber die anderen sind zuhause. Es sind doch Ferien!"
"Stimmt!", Wolf lachte, "Habe ich voll vergessen!"
"Danke, Anthony. Wir wollen dich jetzt nicht weiter stören", beendete Yuro die Befragung.
"Warte!", rief Hylda, "Wo ist dieser Birk?"
"Er ist gestern nach Hause gefahren. Ich glaube seine Eltern haben Angst, dass Sumpfloch nicht mehr sicher ist", antwortete Anthony.
"Nicht mehr sicher?", fragte Wolf, "Aber Hanns ist doch hier!"
"Ich glaub sie halten nicht viel von ihm. Sie nennen ihn ein machtsüchtiges Schwein".
Gang spürte wie Hylda zorniger wurde.
"Danke! Tschüss!", er zog Hylda von der Tür weg und schlug sie dem verdutztem Anthony vor der Nase zu.
"Dieser mieser kleiner Junge ist selbst ein kleines Schwein! Wie kann er es wagen, Papa so zu beleidigen!", rief Hylda.
Zwei Glasfenster zerbrachen und somit kam ein pfeifender Wind herein.
"Hylda!", rief Wolf entrüstet.
Plötzlich rief eine Stimme hinter ihnen: "Gang, mein Schatz! Wie schön, dich wieder zu sehen!"
Gang fuhr herum, und da standen seine Großeltern. Hinter ihnen stand seine Mutter und blickte ihn hilfesuchend an. Ihre Lippen formten: "Tut mir Leid, ich konnte sie nicht aufhalten."
"Gang! Willst du deine Großeltern nicht mit einer Umarmung und Küssen begrüßen?", fragte Grazia, seine Großmutter.
Höchst widerwillig lief er auf die beiden zu. Sobald er in Reichweite war, umarmten sie ihn stürmisch. Gang verkrampfte sich.
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Die Magie der Niemandsländer- Dämmerlicht und Sumpfgeflüster
FanfictionDie Nachkommen der Helden der Sumpflochsaga wollen eigentlich nur ein normales Schulleben führen, doch dann passiert etwas unerwartetes und sie müssen zusammenhalten, um die Magie zu retten.... Band 1