Eingesperrt

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GANDIA

„Ich bin hier, um mit Ihnen zu reden, Gandia"

Das ist wieder einmal in einer Zelle sitzen würde, hätte ich nicht gedacht. Aber das habe ich in den letzten Tagen nicht viel getan. Denken. Ich habe nur gehandelt. Mal richtig, mal falsch. Und trotzdem hat es mich nicht weit gebracht.

Wenn ich die grauen Betonwände betrachte, die mit irgendwelchen schamlosen Motiven vollgekritzelt wurden, dann könnte ich mich auf zehn verschiedene Arten exekutieren, nur weil ich meinen Schwanz nicht bei mir behalten konnte.

Rosa zu vögeln, ihre Wände wieder und wieder zu teilen, war so nicht in meinem Plan enthalten, was aber nicht bedeutet, dass es mir keinen Spaß gemacht hat. Im Gegenteil.

Es war höchst erregend und hat mir ein paar Minuten der Erholung eingebracht. Ihren Körper zu besitzen hat sich unbeschreiblich gut angefühlt und lässt mich auch jetzt nicht kalt. Die Beule in meiner Knasthose verrät mich mehr als das Kopfkino, welches sich gerade abspielt. Doch bevor ich mir etwas die Zeit vertreiben kann, erscheint ein bulliger Wärter.

„Gandia, mitkommen! Sie haben Besuch", brüllt er und denkt, dass er mich einschüchtern kann. Ich schaue ihm in die Schweinsaugen und erhebe mich langsam, ehe ich mich vor ihn hinstelle und ihm provokant die Hände hinhalte.

Mein auffordernder Blick ist das einzige, was ich ihm als Reaktion gebe. Doch er scheint wenigstens noch ein kleines bisschen von seinen Gehirnzellen behalten und nicht in der Trist seiner Arbeit verloren zu haben.

Mit einem Schnauben, das einem gereizten Stier gleicht, legt er mir die Handschellen an und gibt mir zu verstehen, dass ich mich in Bewegung setzen soll.

„Wer will mich sehen?", frage ich und auch nur aus dem Grund, weil ich diesen langweiligen Fettwanz aus der Reserve locken will. Nicht, um zu fliehen, sondern, weil es der einzige Spaß ist, den es hier gibt.

Da ich in Einzelhaft gesteckt wurde, habe ich keinen Kontakt zu anderen Häftlingen, was wirklich jammerschade ist. Ich hätte bestimmt den einen oder anderen wiedererkannt, da ich es mir zur Aufgabe gemacht habe, die bösen Jungs hinter Gittern zu schaffen.

Vielleicht war es auch keine schlechte Idee mich zu isolieren, damit ich nicht noch Opfer eines Racheplanes werde. Oder, sie hatten Angst, dass ich mich mit einen von den schweren Jungs verbrüdere, damit ich entkommen kann. Aber das ich auch so meine Kontakte habe, die inn- und außerhalb dieser Mauern sind, scheinen sie nicht bemerkt zu haben. Noch nicht.

Na ja, so viel traue ich den mexikanischen Ermittlern auch nicht zu. Selbst dann, wenn die Jefa sich daran beteiligt, von dem ich schwer ausgehe. Wahrscheinlich ist sie auch mein Besuch, aber träumen darf ich ja, dass es Rosa ist, die zu mir zurückkommen will.

„Es ist auf jeden Fall nicht die Queen", brummt er und bleibt vor der Tür zum Besucherzimmer stehen.

Das habe ich auch nicht gedacht, Pendecho!

Das Material der beigen Uniform – die aus einem sackartigen Oberteil und einer schlecht geschnittenen Hose besteht – kratzt fürchterlich, doch mit den gefesselten Händen wird es schwierig mich an der Stelle zu kratzen. Ich sehe zu, wie er die Tür öffnet und zum Vorschein kommt ein alter Tisch aus Metall mit zwei Plastikstühlen, die eindeutig schon bessere Zeiten erlebt haben.

„Wirklich schade, ich hätte mich so auf die Queen gefreut", scherze ich, als ich mich mit entschlossenen Schritten in den Raum bewege. Er ist grösser, aber genauso kahl und wüst eingerichtet. Nicht einmal eine Kaffeemaschine gibt es hier, denke ich und spüre die massige Gestalt des Wärters hinter mir.

Gangs of Sinaloa - Cruel LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt