ROSA
„Weiß man schon, wie sie auf Brandstiftung kommen. Außer von der Leiche?"
***
„Guzman?", rufe ich, als ich die Villa betrete. Es ist totenstill, was mir eine Gänsehaut beschert, die nicht verschwinden will.
„Hallo?"
Ich sollte mich vielleicht nicht noch dümmer verhalten, denke ich. Denn die Gefahr besteht noch immer, dass die Polizei uns gefunden hat und nur darauf wartet, dass wir in ihre Falle tappen. Oder zumindest ich, aber vielleicht haben sie auch schon Guzman in ihrer Gewalt?
Gott! Wieso musste sich auch mein Leben so derart auf den Kopf stellen, dass ich mich schon wie eine paranoide Trulla aufführe, die zu lange auf einem schlechten Tripp war. Ich bin stehen geblieben und weiß nicht was ich tun soll. Soll ich wieder abhauen, oder mich nicht so anstellen und die Angst, die in meinem Nacken sitzt, an der Wurzel packen und sie auf den Boden werfen, als wäre ich Karatekid?
Ich gehe langsam rückwärts und als ich gegen etwas hartes stoße, lächle ich und könnte mich ohrfeigen.
„Dachte ich es mir doch, aber das nächste Mal schleichst du dich bitte nicht mehr einfach so heran", sage ich lachend und drehe mich um, doch es erstirbt in Sekundenschnelle. Denn nicht Guzman steht vor mir, sondern Gandia.
„Keine Angst, Rosa", sagt er und lächelt mich auf diese kranke Art an, die mich dazu bringt zu schreien. Doch er ist schneller und presst mir seine kalten Hände auf den Mund, in seinen Augen steht der Wahnsinn und doch wirkt er alles andere als leide er unter Wahnvorstellungen.
„Sei still. Ich will dir nichts tun", sagt er und sieht mich an.
Ach ja? Und wenn ich schreie, dann bringt er mich um?
Keine Ahnung, aber ich möchte es nicht ausprobieren. Ich kann nicht fassen, dass er vor mir steht. Lebendig zumindest.
„Wirst du still sein?", flüstert er fast schon mit einem lieblichen Unterton in der Stimme. Ich nicke langsam, nehme den Geruch von Benzin war und frage mich, ob er darin gebadet hat, oder wieso ich diesen ekelhaften Geruch wahrnehme.
Langsam nimmt er die Hände von mir, sodass ich wieder freier Atmen kann. Mein Herz hämmert zwar, aber nicht so, wie man es sich vorstellt, wenn einem der totgeglaubte Entführer gegenüber steht.
Warum ist das so?
Wieso gerate ich nicht in Panik, renne weg oder überwältige ihn, damit ich fliehen kann? Und wieso wusste er, dass wir hier sind?
Ich verstehe das alles nicht.
„Ist Guzman hier? Hast du ihm etwas angetan?", zische ich, was wohl die einzige Reaktion auf sein Auftauchen von mir ist. Im Moment wenigstens. Vielleicht ist mein Gehirn auch einfach viel zu überfordert damit und hat sich ausgeklinkt. Ich kenne sonst wirklich keinen Grund, dass ich nicht außer mir bin.
„Nein. Ich habe ihm nichts getan. Genau wie dir", meint er und bedenkt mich mit einem Blick, der genau sagt, was er mit mir vorhat. Und zwar schmutzige Dinge, solche, die er mir damals im Auto angedroht hat. Das habe ich damals nicht ernst genommen, diesen Fehler würde ich heute nicht wieder machen. Aber im Moment stehe ich noch auf festem Boden und hänge nicht nackt von der Decke, während er sich einen runterholt, oder sonstige Fantasien auslebt.
„Was tust du hier?", übernimmt mein Gehirn dann doch noch seinen Job. Ich schlucke und warte auf seine Antwort, doch er kommt näher und bleibt so dicht vor mir stehen, dass ich ihn mit Leichtigkeit küssen könnte. Was ich natürlich nicht will, aber ich könnte es, wenn ich wollen würde.
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Gangs of Sinaloa - Cruel Love
ChickLitRosa hat sich Gandia ausgeliefert und ist nun seine Geisel. Doch was macht das mit ihr und wie ergeht es Guzman? Er tut alles dafür, um seine Rosa zu befreien. Ihm werden Steine in den Weg gelegt, um ihn daran zu hindern. Aber als Unterstützung durc...