Flucht? Ja, oder nein?

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GUZMAN

"Und wenn schon, er hat es verdient. Man sollte demjenigen echt eine Medaille verleihen."

***

„Was soll das heißen?", fragt Rosa fassungslos. Für sie muss das ein wahnsinniger Schock sein, oder? Ich weiß es nicht, vor allem grätscht Jesus dazwischen, denn er sieht ziemlich aufgeregt aus und ich habe keine Ahnung warum, oder kann es mir zumindest denken.

„Jemand hat ihn umgebracht", erklärt er es ihr noch einmal, was mich die Augen verdrehen lässt.

Doch als ich den Mund aufmache, um etwas zu sagen, funkt er mir wieder dazwischen.

„Und die gehen davon aus, dass es Guzman ist, weswegen wir von hier verschwinden müssen. Und zwar jetzt", lässt er die Bombe platzen. Und eine, die alles verändert. Schon wieder.

„Nein. Wieso? Das ergibt doch alles keinen Sinn", meint Rosa geschockt und schüttelt ihren Kopf. Hätte sie noch ihr längeres Haar, würde es jetzt hin und her wehen und ihr Pony würde sich teilen, weil sie an der einen Stelle diesen Wirbel hat. Gott, wie ich mich schon anhöre! Jesus sieht mich an und ich habe keinen Bock ihr das jetzt zu erklären, also übernehme ich jetzt die Führung.

„Das tut jetzt nichts zur Sache, Cabron. Wir müssen weg und zwar schnell!", knurre ich und will Rosa an der Hand nehmen, doch sie weicht einen Schritt zur Seite. Aber nicht, weil sie meine Nähe nicht ertragen kann, sondern, weil sie nicht kapiert, dass wir in Gefahr sind zwar berechtigt.

„Check die Polizei, zapf die DEA oder sonst eine Behörde an, die damit zu tun hat und gib mir Bescheid", weise ich Jesus an, der mit fahriger Hand salutiert und sich wieder an seinen Rechner setzt.

Doch Rosa bleibt stehen und sieht mich an, ihre Arme hat sie vor der Brust verschränkt, die in diesem Fummel echt heiß aussieht, fast so, wie die Frauen aus den Filmchen, die ich mir früher reingezogen habe.

„Was?", frage ich und setze mich in Bewegung. Ich habe keinen Bock mich, ohne meine Klamotten aus dem Staub zu machen. Und wie ich es mir gedacht habe, läuft sie mir hinterher. Wenigstens etwas, das sich nicht geändert hat, denke ich und nehme die Tasche unter dem Bett hervor, während ich wahllos meine Klamotten hineinstopfe.

„Hast du etwas damit zu tun?", fragt sie mich. Ich schüttle den Kopf, lache, was aber nicht hilfreich ist oder sich irgendwie normal anhört. Verdammt!

„Guzman?", zischt sie und sieht mich mit funkelnden Augen an. Ich beiße mir auf die Lippen und zucke mit den Schultern.

„Und wenn schon, er hat es verdient. Man sollte demjenigen echt eine Medaille verleihen", erwidere ich und ziehe den Reißverschluss.

Das Geräusch sticht sich in meinen Kopf, genau wie die Worte, die Rosa ausstößt, ich aber nicht höre, weil ich in meinen Gedanken gerade dabei bin Gandia zu zerstückeln.

Als ich die Nachrichten gesehen habe, war ich zuallererst wütend, denn ich wollte derjenige sein, der ihn killt und jetzt ist mir einer zuvorgekommen, was mich noch wütender macht.

„Willst du nicht auch etwas mitnehmen?", frage ich sie und unterbreche ihren Wortschwall, denn sie mir vor die Füße kotzt. Rosa blinzelt hektisch und verzieht ihr wunderschönes Gesicht zu einer entstellten, aber immer noch attraktiven Version.

„Ich muss nicht packen, weil ich niemanden umgebracht habe und ich will hier nicht weg!" Jetzt kommt sie mir wie eine verwöhnte kleine Zimtzicke vor, die nicht möchte, dass ihre Designerschuhe nass werden. Ich atme tief durch und versuche mich zu beruhigen, doch das ist gar nicht so einfach. Denn Jesus kommt angerannt, oder mehr geschlurft, aber die Panik in seinen Augen verrät mir genau, was er sagen will.

Gangs of Sinaloa - Cruel LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt