Die berühmten 3 Worte

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ROSA

„Ich kenne das, wenn die Panik einen überrollt. Wenn man kaum noch Luft bekommt und das Herz so fest gegen die Rippen schlägt, dass man es kaum ertragen kann. Doch du musst dich dem stellen, Rosa. Für uns alle."

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„Nein!", schreie ich aus voller Kehle und schrecke hoch. Mein Herz hämmert wild gegen meine Brust, während ich kaum noch Luft bekomme. Meine Lunge fühlt sich an, als hätte jemand Beton hineingefühlt.

Ich kralle meine Finger ins Laken, um mich davon zu überzeugen, dass ich mich nicht mehr in dieser Zelle befinde, sondern in Guzmans Loft.

„Das war nur ein Traum, Rosa. Ein dummer Traum", wispere ich und schlage die Decke zur Seite und streiche mir durch das verschwitzte Haar. Das Schlucken fällt mir schwer, was mit einer ausgetrockneten Kehle auch kein Wunder ist.

Langsam drehe ich mich zur Seite und taste nach dem Wasserglas, dass auf dem improvisierten Nachttisch aus ein paar Backsteinen und einem Brett gefertigt ist und trinke gierig. Es ist gerade Mal drei Uhr morgens und die anderen schlafen tief und fest.

Noch immer ist es unfassbar, dass Guzman lebt. Wir haben nicht sonderlich viel geredet, er geht mir die meiste Zeit aus dem Weg und wenn ich ehrlich bin, ich ihm auch.

Ich kann nicht einfach so wieder zur Tagesordnung übergehen. Zu vieles ist passiert und einiges kann ich davon nicht mehr rückgängig machen. Ich schiebe die Gedanken an Gandia und mich zur Seite und stelle das Glas wieder an seinen Platz.

Guzman hat mir sein Bett überlassen, was er nicht hätte tun müssen. Mein Vater wollte mich bei sich haben, aber da er bei Pepe und Santiago wohnt, wäre das zu eng gewesen.

Nicht, dass ich nicht mit drei Männern in einem Haushalt klargekommen wäre, aber ich fühle mich noch nicht bereit dazu.

Um niemanden zu wecken taste ich mich im Dunkeln durch das Loft, doch auch nach über einer Woche finde ich mich nicht wirklich zurecht. Aber wie immer finde ich das Badezimmer und als ich das Licht anknipse, fühle ich mich auf einmal etwas sicherer. Nachdem ich mich erleichtert habe, wasche ich mir die Hände und als ich in den Spiegel blicke und mich betrachte, frage ich mich, ob ich mich jemals wieder normal fühlen werde.

„Du bist nicht mehr du selbst", flüstere ich und schüttle den Kopf.

Mein Körper erholt sich langsam von der Tortour, die ich mitmachen musste, aber meine Psyche. Na ja, die Albträume sagen schon viel aus, wie ich finde. Jede Nacht schreie ich das Gebäude zusammen, manchmal sogar mehrfach. Doch bis jetzt haben sich Jesus und Guzman nie darüber beschwert.

Mit einem kalten Schwall Wasser im Gesicht, fühle ich mich schon etwas ruhiger. Ich stütze mich mit den Händen am Waschbecken ab und betrachte mich, während die Tropfen über meine Wangen rinnen. Der Abdruck meiner Zähne verfärbt sich bereits, tut aber immer noch höllisch weh.

Ich zucke zusammen, als ich mit dem Finger vorsichtig darüberfahre. Dass ich mich einmal beiße, um den Druck in mir abzubauen, hätte ich nie gedacht. Aber die Gefangenschaft hat bei mir Spuren hinterlassen. Solche, die sich durch Panikattacken und Selbstverletzung äußern. Was ist nur aus mir geworden?

Ich wende den Blick ab, gehe zur Tür und lösche das Licht. Als ich hinaustrete, sehe ich Jesus vor mir stehen. Seine grünen Augen sehen ziemlich glasig aus und der süße Geruch nach Hasch bestätigt mir, dass er gekifft hat.

„Auch eine Nachteule, was?", scherzt er und schiebt sich an mir vorbei, geht zur Toilette und fängt an zu pinkeln.

Ich verdrehe die Augen und lasse ihn allein, mein Weg führt mich in die Küche. Idas Licht des Kühlschranks erhellt die moderne Einrichtung. Ich nehme mir eine Tupperdose mit kalten Quesadillas heraus und schließe die Tür wieder, sodass mich die Dunkelheit wieder umhüllt. Tröstend, genau wie das Essen.

Gangs of Sinaloa - Cruel LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt