Einpacken

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                              Juliette Streich

Als mein Vater, Anna und ich die Treppen zu der Tür meiner alten WG hochgingen, fühlte es sich schon an, wie ein Zuhause hinter sich zu lassen. Ich hatte immer noch die Schlüssel an meinem Schlüsselbund und wusste genau, dass man erst etwas an der Tür ziehen musste, damit sie aufging.

Finn, Lisa und Annabel waren alle samt heute nicht da, aber ich hatte mich von den drein auch schon ausgiebig verabschiedet.

Die Dielen im Flur knatschend immer noch bei jedem Schritt und der altbekannte Geruch von Lisas Räucherstäbchen kam uns entgegen.

Mein Vater kräuselte missbilligend die Nase, während Anna und ich den Geruch schon gar nicht mehr beachteten.

„So, dann lass uns mal loslegen", kam es von meinem Vater, der bereits die zweite Tür links geöffnet hatte und mein ehemaliges Zimmer betrat „Ich kann dir gar nicht sagen, wie erfreut ich bin, dass ihr die Möbel schon auseinandergebaut habt."

„Ja, das wäre auch ein bisschen zu viel gewesen für heute", stimmte ich ihm zu, „Und mein Bett ist auch verkauft und seit gestern abgeholt."

„Alle Bilder sind auch schon ab", stellte Anna zufrieden fest und guckte sich in dem hellen weißen Zimmer um.

„Ja, wir müssen wirklich nur noch die Kartons runter schleppen. Den Rest haben Lisa, Finn, Annabel und ich schon erledigt", sagte ich und stupste einen Karton mit der Fußspitze an.

„Okay, dann mal los!"

Es dauerte gar nicht so lange, bis Anna, mein Vater und ich alle Kartons und Möbelstücke in den Wagen verstaut hatten. Sehr wohl benötigte es aber viel Kraft und Energie, um die schweren Dinge zwei Stockwerke nach unten zu tragen. Am Ende ging ich erschöpft in die Küche, um uns allen noch ein Glas Wasser einzuschenken, als ich einen kleinen Zettel auf der Anrichte sah.

„Was ist das?", Anna war hinter mir aufgetaucht und blickte neugierig über meine Schulter.

„Finn, Annabel und Lisa haben eine kleine Notiz hinterlassen", antwortete ich, „Liebe Juliette, liebe Anna und lieber René... Wir hoffen das Tragen der Kartons ist nicht allzu schwer und ihr kommt alle heile in der Heimat an! Im Kühlschrank ist noch ein Kuchen, der ebenfalls mit euch heile in der Heimat ankommen soll (Lisa hat extra viel Zimt reingetan für Juliette)! Auch wenn wir uns schon verabschiedet haben, lassen wir es uns nicht neben noch mal >> Wir werden dich so sehr vermissen! << zu schreiben."

Ich legte lächelnd den Zettel auf den Tisch und ging rüber zum Kühlschrank, um eine große Schokoladentorte dort drinnen zu finden. Zum Glück stand sie in meiner Tupferschale, die extra für Kuchen war.

„Du wirst sie wirklich alle vermisse, oder?", fragte Anna und Umschulung meine Taille.

„Nachdem man fünf Jahr auf engstem Raum gelebt hat und alles von dem anderen mitbekommen hat... Ja, ich werde sie vermissen."

„Wir können sie jeder Zeit besuchen. Die Kaffees und die Laugenbrötchen aus Berlin werde ich auch vermissen", flüsterte Anna mir ins Ohr, bevor sie mich dort küsste und sich anschließend von mir löste.

„Und den Rabatt im Café >>12<< auch...", lachte ich und holte die Torte aus dem Kühlschrank.

Ich hatte direkt, als ich in Berlin angekommen war, mich bei einem kleinen Café neben der Uni beworben, um so Geld zu verdiene. Das Café hieß >>Café 12<< und war ein sehr gut besuchter Laden. An den Wochenenden musste man Buffet herstellen und die Woche über Kuchen und Kaffee austeilen.

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