Juliette StreichIch war nie die Art von Menschen gewesen, die in privaten Sachen der anderen stöbert. Schon gar nicht in den Sachen meiner festen Freundin. Ich las nicht das Tagebuch von meiner Schwester und ich wartete, bis Freundinnen mit Problemen von selber rausrückten, denn drängeln hatte noch nie was gebracht.
Annas Handy, welches ich mittlerweile in unserer Wohnung gefunden hatte, hört nicht auf zu klingen und mein Kopf brummte sowieso schon. Natürlich gingen wir öfter an das Handy des anderen. Ich wusste ihren Pin, sie meinen und genau deswegen brauchte ich auch nicht ihr Handy zu durchforsten. Obwohl das sowieso ziemlich dumm war. Vertrauen war in unsere Beziehung mit das Wichtigste, so wie es bei allen anderen auch sein sollte.
Doch nun tigerte ich in unserer gemeinsamen Wohnung umher, wusste nicht, wohin mit meinen Gefühlen. Die Wut stieg wie Galle meinen Hals empor und doch gleichzeitig zog die Trauer mein Herz immer weiter und weiter runter. Ich wollte, dass Annas Handy aufhörte zu klingeln und das meine Tränen irgendwann aufhörten zu fließen. Die Person, die Anna so dringend erreichen wollte, legte auf, nur um vier Sekunden später wieder anzurufen.„Was willst du?!", schrie ich die unbekannte Person an und stürmte ins Arbeitszimmer, aus dem Annas Handy leise klingelte.
Hektisch sah ich mich um. Ich konnte das Klingeln nicht mehr ertragen. Wütend schlug ich auf die Arbeitsfläche des Tisches und guckte mich um. Dann fiel mein Blick auf eine rausgezogene Box. Schnell hechtete ich hin und zog das brummende und klingelnde Handy aus dieser. >> Maria<< verkündete der Bildschirm, dann die Stimme von Maria.
„Anna, ich weiß, es ist gerade alles kompliziert, aber muss es jetzt wirklich ein Treffen mit Torben sein? Denk bitte nach und ruf mich dann unverzüglich an. Juliette liebt dich!"
Lange drückte ich auf die Aus-Taste und kurze Zeit später wurde der Bildschirm schwarz. Nun war es leise in der Wohnung, auch wenn es in meinen Ohren noch pfiff und rauschte. Erschlagen blieb ich auf dem Boden sitzen. Ich fuhr mir durch meine Haare und atmete tief durch. Die Tränen hatten tatsächlich aufgehört zu fließen. Sekunden blieb ich in meiner Position verharren, doch es fühlte sich wie eine Ewigkeit an. Gerade wollte ich aus Frust das Handy einfach wieder in die Box werfen, als mein Blick auf einen zerknitterten und gefalteten Zettel fielen.
Mein Arm brauchte ebenfalls eine Ewigkeit, bis ich ihn erhoben hatte und mit meinen kalten Fingern nach dem Zettel griff. Es dauerte wieder, bis ich den endlos gefalteten Zettel entfaltete hatte. Mehrmals musste ich blinzeln, bis ich durch den restlichen Tränenschleier etwas sehen konnte.
Sofort erkannte ich Annas Handschrift, doch sie war nicht, wie normalerweise, ordentlich und deutlich. Sie war krakelig und kaum leserlich. Die Worte waren mit rotem Stift verfasst worden und befanden sich auf der Rückseite irgendeines Arbeitsblattes.
Es fühlte sich an, als wäre es etliche Male gefaltete und entfaltete worden und Wasserspuren auf dem Papier verrieten, dass Anna geweint haben musste, als sie es irgendwann mal in der Hand gehalten hatte.Gründe, warum ich sie nicht so angucken darf, wie ich es tue:
Neue Tränen bahnten sich den Weg zu meinen Augen. Zitterig hielt ich das Blatt in der Hand, von dem ich nicht wusste, was es war. Beim Überfliegen des Textes hatte ich jedoch eine Ahnung. Langsam fing ich an, den ersten Punkt zu lesen.
1. Ich habe einen Mann.
Trotz all meiner Gefühle schaffte ich es, kurz und trocken aufzulachen.
2. Ich habe Pläne mit ihm.
Ich hörte auf zu lachen.
3. Ich habe Pläne für meine Zukunft und sie hat bestimmt Pläne für ihre.
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Lieben lernen
RomanceTeil 2 "Und das Frau Streich, ist Anna Lilienthal. Sie unterrichtet ebenfalls Sport, also eine weitere Ansprechpartnerin für Sie, wenn Sie mal Hilfe benötigen", lachte der Direktor ölig, der nun direkt neben mir stand, „Wenn ich mich recht entsinne...