Auf die Familie

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                           Juliette Streich

„Anna, Juli!", rief meine Mutter laut, als sie uns erblickte.

Mein Vater und Helena drehten sich sofort um.

„Hallo", grinste ich.

„Kommt rein, kommt rein!", sagte meine Mutter und kam auf uns zu, „Lass mich dir das mal abnehmen Anna!"

Sie nahm die Tupperschale mit dem Nudelsalat aus Annas Hand und eilte zum Tisch auf dem schon viel Essen stand. Der Garten wurde von den Lichterketten der Terrasse erleuchtet und Mama hatte auf jeweils jeden Stuhl um den Tisch schon eine Decke gelegt. Es war Anfang September und der Sommer neigte sich dem Ende zu. Dennoch war es noch sehr warm und abends ließ es sich definitiv gut draußen aufhalten.

„Hey ihr beiden", sagte meine Schwester und umarmte erst mich, dann Anna.

„Hey."

„Wie gehts dir?", fragte Anna Helena.

„Sehr gut, auf der Arbeit ist es zwar etwas stressiger, dafür genieße ich die Zeit hier um so mehr", antwortete meine Schwester.

„Siehst du! War doch eine gute Idee, mein Schatz", sagte meine Mutter, die wieder auftauchte und wuschelte Helena durch ihre Lockenpracht.

Diese verdrehte nur die Augen.

„Na ihr", begrüßte nun auch mein Vater uns, „Setzt euch hin, wir haben mit dem Grillen schon angefangen, damit es nicht mehr so lange dauert!"

Wie mein Vater es befohlen hatte, setzten wir uns hin. Helena stellte uns Gläser hin. Mir ein normales Glas und Anna und sich selber ein Weinglas. Dann stellte sie mir Cola vor die Nase und öffnete selbst behutsam einen Rotwein.

„Danke?", sagte ich augenrollend und beobachtete meine Schwester dabei, wie sie Anna vorsichtig etwas zum Kosten einschenkte.

„Ist ein guter Jahrgang, mein Kollege hat Beziehungen zu einem Weinhändler in der Stadt und bringt uns immer was zum Kosten mit. Dieser hier ist mein absoluter Liebling", erklärte Helena Anna, die das Glas schwenkte und dann vorsichtig dran nippte.

„Der ist wirklich fantastisch!", kam es von meiner Freundin.

Daraufhin schenkte Helena ihr noch mehr ein und sie unterhielten sich über Wein.

„Soll ich dir was helfen?", fragte ich an meinen Vater gewandt, da ich keinen Bedarf hatte, an der Konversation der beiden anderen Frauen teilzuhaben.

„Mir nicht, frag mal deine Mutter, ob du ihr drinnen was helfen kannst."

„Was macht sie denn drinnen?"

„Bereitet den Nachtisch vor", antwortete mein Vater und drehte die Maiskolben.

Seufzende stand ich auf und ging nach drinnen, um nach meiner Mutter zu gucken. Ich fand sie tatsächlich in der Küche.

„Was machst du?", fragte ich sie neugierig und trat näher an sie heran.

„Tiramisu",antwortete sie, „Hier, halt mal. Ich muss ein Küchentuch holen!"

Sie drückte mir eine offene Flasche Eierlikör in die Hand und griff zum Küchentuch.

„Machst du das darauf?", fragte ich angewiderte.

„Ja, warum?"

„Bei mir bitte nicht."

Meine Mutter hielt inne und guckte mich unergründlich an.

„Was ist?", fragte ich verwirrt.

„Bist du...", fing sie an, „Bist du schwanger?"

„Was?!", kam es nun von hinten.

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