Würdest du mitkommen?

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Juliette Streich


„Qui pourrait résumer les résultats?", fragte ich in die Klasse.

Einige Arme gingen in die Höhe.

„Mia", rief ich das Mädchen aus der hintersten Ecke auf.

Sofort begann sie unsere erarbeiteten Ergebnisse erneut aufzuzählen und gut zusammenfassen. Ich hörte ihr nickend zu und schrieb etwas auf mein Tablet. Mein Geschriebenes wurde an die Wand projiziert und die Achtklässler schrieben eifrig mit.

„Okay noch mal auf Deutsche damit es alle auch wirklich verstehen: Diese Doppelstunde ist sehr wichtig für eure kommende Klassenarbeit! Also heftete die Blätter von heute gut ab und verliert sie nicht!", appellierte ich an die Klasse und lehnte mich auf dem Lehrerstuhl zurück, „Ihr habt heute sehr gut mitgearbeitet, das freut mich! Deswegen machen wir heute fünf Minuten eher Schluss!"

Bewegung kam in den Kurs. Ich wartete, bis auch die Letzten fertig abgeschrieben hatten und zog dann das Kabel von meinem Tablet, um zusammenzupacken.

„Frau Streich?"

Ich blickte auf und sah eine Schar von Schülern und Schülerinnen um meinen Tisch versammelt. Ich zog die Augenbrauen hoch.

„Ja?"

Olga trat vor und räusperte sich.

„Hat Frau Lilienthal Sie schon gefragt?"

Bei dem Namen von Anna wurde ich doppelt aufmerksam. Verwirrt fragte ich: „Was sollte Frau Lilienthal mich gefragt haben?"

„Na wegen unserer Klassenfahrt", erklärte Olga.

„Die nach Frankreich", fügte Jonas hinzu.

„Ach", entfuhr es mir, „Ihr meintet das ernst?"

Ich erinnerte mich an Vorgestern, als ich in die Klasse von Anna kam und nach einem Kabel fragen musste.

„Natürlich!"

Anna und ich hatten über die Sache nicht mehr gesprochen und wenn ich ehrlich war, hatte ich es auch schon wieder vergessen, doch nun standen all diese Kinder von mir und guckten mich mit großen Augen gespannt an.

Für einen Moment überlegte ich, was ich sagen sollte, während ich langsam meine Sachen in meine Tasche packte.

„Frau Lilienthal... Hat mich noch nicht gefragt, nein", sagte ich dann.

„Och ich wusste es!"

„Egal, dann fragen wir Sie jetzt eben!", grinste Olga und ihre Augen funkelten, „Würden Sie bitte mitkommen? Die Lehrer sagen, dass wir noch eine dritte Person brauchen und die muss Französisch sprechen und wir wissen alle, dass Sie es können!"

Die Gruppe Schüler lachte und auch ich musste lächeln.

„Ja, das stimmt, aber-"

„Bitte kein >>Aber<<! Wenn Sie sich bereit erklären, dann würde Frau Lilienthal bestimmt nicht nein sagen!"

Da wäre ich mir nicht so sicher, dachte ich und erhob mich nun von meinem Stuhl und ging in Richtung Tür.

„Bitte Frau Streich!"

Ich lachte und öffnete die Tür des Klassenraums, die Gruppe folgte mir.

„Wir sind eine ganz tolle und liebe Klasse!"

„Ach ist das so?", lachte ich und ließ die Kinder aus dem Klassenraum treten um abzuschließen.

„Ja wirklich!", beteuerte Jonas, „Und wenn sie Ja sagen, dann schreiben wir auch alle eine Eins in der nächsten Klassenarbeit!"

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