Alles wegen deinen Sportsachen

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Juliette Streich

Nach zwei Monaten hatte ich mich an meinen neuen Arbeitsalltag gewöhnt und hatte mich auch daran gewöhnt, dass ich jetzt wirklich unterrichtete. Meine Kurse die ich hatte, waren alle gut zu handhaben und besonders die kleineren Schüler und Schülerinnen waren mir ans Herz gewachsen.
Ich hatte eine Routine gefunden, den Arbeitstag zu überstehen, danach den nächsten Tag vorzubereiten und eventuell Sachen zu kontrollieren. Zwischen all dem fand natürlich noch meine Leben außerhalb der Schule statt. Anna und ich hatten uns mittlerweile auch an den neuen Alltag von und zwischen uns beiden gewöhnt.
Nach diesem Monat fühlte ich mich endlich, als wäre ich angekommen. Ich war nicht mehr nervös zur Arbeit zu gehen und es war für mich normaler geworden, Anna jeden Tag um mich zu haben. Kurz gesagt: Ich war glücklich und es verlief alles gut.

Überall dies dachte ich nach, während ich meine siebte Klasse beim Sportunterricht beobachtete. Das erste Thema dieses Halbjahres war Basketball. Wir hatten nun schon die vierte Unterrichtseinheit und am Ende jeder Doppelstunde ließ ich die Kinder einfach spielen, doch heute war die Klasse nicht ganz dabei. Fast niemand hatte die Motivation, dem Ball hinterherzujagen und Körbe zu werfen. Diese Stimmung kannte ich noch zu gut. In drei Tagen würden die Herbstferien beginnen und die Schüler fingen an abzuschalten.

„Kommt mal her, nachdem ihr die Bälle weggebracht habt!", rief ich laut durch die Halle und klatschte in die Hände.

Ich musste nicht in meine Pfeife pusten, denn laut war es in meinem Teil der Halle sowieso nicht. Aus dem anderen Teil der Halle, abgetrennt durch eine runtergelassene Abtrennung, war es da schon deutlich lauter. Durch die Abtrennung konnte man die Sporthalle der Schule in drei Bereiche teilen, sodass mehrer Klassen gleichzeitig in der Halle Sport machen konnten.

Die Klasse hatte sich mittlerweile um mich versammelt.

„Setzt euch mal hin", forderte sie auf und setzte mich selber ebenfalls im Schneidersitz hin, „Ich habe so das Gefühl, dass die Luft heute raus ist..."

Zustimmendes Brummen der Kinder und Kopfnicken zeigte mir, dass ich mit meiner Vermutung recht hatte.

„Also machen wir Schluss für heute. Die restlichen zehn Minuten müssen wir aber noch rumkriegen...", dachte ich laut nach.

„Wir können erzählen, was wir in den Herbstferien machen!", rief nun ein Mädchen.

„Ich habe keine bessere Idee...", sagte ich, „Also dann legt mal los. Was macht ihr so Schönes in den Herbstferien?"

Sofort fingen die Kinder wild an, durcheinanderzureden. Ich probierte kurz einigen Erzählungen zu folgen, gab es dann aber doch auf. Seufzend lehnte ich mich zurück. Wenigstens hatten sie jetzt etwas zu tun. Jetzt gehen lassen konnte ich sie noch nicht, da ich die Sportklassen sowieso schon immer früher entließ. Aber zwanzig Minuten eher eine siebte Klasse gehen lassen, war dann doch nicht drin.

„Und was machen Sie in den Herbstferien?", fragte mich nun Janis von der Seite.

„Was Festes geplant habe ich nicht... Ein bisschen Ausruhen, Freundinnen treffen...", antwortete ich.

Es war keine ausweichende Antwort. Ich hatte tatsächlich keine großen Pläne für die Herbstferien, außer das Sofia, Paula und ich uns nach langer Zeit mal wieder sehen würden. Beide kamen in die Stadt und wir wollten Essen gehen. Dann müsste ich noch ein Rutsch Französischarbeiten korrigieren und Anna und ich waren bei ihrer Familie eingeladen worden.

„Fahren Sie nicht in den Urlaub?"

„Diese Ferien nicht, nein", beantwortete ich die nächste Frage.

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