Reunion

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                           Juliette Streich

„Ich brauche doch meine Jacke!", rief ich, als ich die Wohnungstür wieder aufschloss und zur Garderobe griff.

„So kalt?", kam es von meiner Freundin aus dem Wohnzimmer.

„So windig", antwortete ich und streifte mir meine dunkelgrüne Jacke über, „Bis dann!"

„Viel Spaß!"

Dann schloss ich die Tür zum zweiten Mal und sprintete erneut die Treppen des Hauses runter. Dieses Mal kehrte ich unten nicht um, sondern machte mich eilig auf den Weg in Richtung Stadt.

Es war Freitag und die erste Woche der Herbstferien war fast vorbei. Der Sommer hatte sich fast verabschiedet und die ersten Blätter wurden von den Bäumen geweht. Der Tag war stürmischer im Gegensatz zu den vorherigen Tagen.
Meine offenen Haare wirbelten um mich herum und auf dem Weg in die Stadt strich ich mir nicht nur zwei Mal genervt durchs Gesicht.
Obwohl ich seit Jahren nicht mehr im Café „Licht" war, kannte ich den Weg durch die Gassen der Innenstadt noch auswendig. Ein Blick auf mein Handy verriet mir, dass ich die letzten Meter eher laufen sollte, als gemütlich zu schlendern.

Als ich die Tür des Cafés öffnete, schlug mir Wärme und der Duft von Kaffe und Gebäck entgegen. Ich blieb kurz im Eingang stehen, um das Innere des Cafés zu mustern. Es hatte sich einiges geändert, seit das Café unser Lieblingscafé geworden war. Neue Möbel, neue Lichter, neue Gemälde und dennoch verlieh es einem sofort das Gefühl einer häuslichen Atmosphäre. Neugierig ließ ich meinen Blick wandern, um nach meinen zwei besten Freundinnen Ausschau zu halten.

„Juli! Hier oben!"

Mein Blick schnellte nach oben, zur höheren Etage und ich erblickte Sofia freudig winkend.
Sofort eilte ich die Wendeltreppe nach oben.
Sofia und Paula saßen an einem Tisch am Fenster und blickten mich erfreut an.

„Na, hier oben hätte ich auch direkt gucken sollen!", sagte ich lächelnd und ließ mich auf den dritten Sessel am Tischen fallen, „Unser alter Stammplatz..."

„Natürlich sitzen wir hier, wenn wir uns wiedersehen!", grinste Paula und zog mich dann in ihre Arme, „Lass dich umarmen Juli!"

Sofort schlossen sich auch Sofias Arme um uns und für einen Moment genossen wir, uns einfach wiederzusehen.

„Wartete ihr schon lange?", fragte ich die Beiden, als jeder wieder auf seinem Sessel saß.

„Ein bisschen, aber wir haben noch nicht bestellt", antwortete Sofia.

„Tut mir leid, ich musste mir noch mal eine Jacke holen", erklärte ich meine Verspätung.

„Juli, es ist Mitte Oktober! Natürlich kann man da nicht mehr im T-Shirt raus!", lachte Paula.

„Jaja!", sagte ich augenrollend.

„Was darf ich euch bringen?", vor uns tauchte eine junge Bedienung mit Schreibblock auf.

„Einen Cappuccino bitte", kam es von Sofia.

„Einen Latte Macchiato mit Hafermilch bitte", sagte ich der Kellnerin, die fleißig schrieb.

„Und was darf für di- Oh mein Gott du bist die Sängerin von >>Dead Love<<!", rief die Kellnerin, als sie Paula ansah.

„Ja, das bin wohl ich", lächelte Paula sie freundlich an.

„I-ich bin ein großer Fan! Ich war auf dem Konzert vorletzte Woche in Wien! Ihr wart so klasse!", schwärmte die Kellnerin, „Bekomme ich vielleicht... Ein Autogram?"

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