Anna LilienthalIch wanderte auf und ab im Wohnzimmer und schüttelte den Kopf. Hinter mir lag ein fünfzehnminütiges Telefongespräch mit der Elternsprecherin meiner Klasse bezüglich der Klassenfahrt. Die Planungen der Klassenfahrt hatten begonnen und erst Gestern hatte ich in der Klasse gefragt, ob sie schon eventuell Wünsche hatten, wohin es gehen sollte. Ein Tag. Ein Tag war vergangen und ich hatte die Mutter von Julia am Telefon und wurde davon unterrichtet, dass die Eltern sich einheitlich für Frankreich entscheiden hatten. Eine achte Klasse und Frankreich. Und natürlich ich und die Organisation.
„Och, warum?!", stöhnte ich und warf mich auf die Couch, „Warum können die sich nicht mit Hamburg zufriedengeben?"
Es war nicht übertrieben zu sagen, wenn man behauptete, dass die Eltern der Kinder in meiner Klasse extravagant waren. Natürlich hätte ich mir denken können, dass die Klassenfahrt auch so werden würde. Nur das Beste für die Kinder.
Erneut seufzte ich laut.
Normalerweise fuhr man in der achten Klasse höchstens an die Nordsee für eine Woche oder in eine Großstadt. Jetzt wollte die Klasse nach Frankreich. Weder ich noch mein Kollege und Stellvertreterklassenlehrer konnten gut genug Französisch, um eine Woche eine Klasse dort zu beaufsichtigen.
War das von Bedeutung gewesen für die Eltern? Nein. Darauf war nur ein >>Ach, Frau Lilienthal, das macht doch nichts! Dann holt man eben noch eine Französischlehrerin dazu! << gefolgt.Erschöpft und etwas verärgert erhob ich mich und griff meinen Rucksack, um mich nun auf den Weg zur Schule zu machen. Ich hatte zur dritten Stunde und Juliette war schon seit halb sieben aus dem Haus.
Draußen trat ich etwas stärker in die Pedalen meines Fahrrads als sonst. Ich nahm mir fest vor, den Direktor als aller Erstes zu fragen, ob dies mit der Klassenfahrt überhaupt möglich wäre.
Klassenfahrten bedeutete immer Aufwand, aber ins Ausland mit wuseligen, aufgedrehten Kindern hörte sich schon in der Theorie nach Horror an.Innerhalb vier Minuten war ich dieses Mal vor der Schule und schloss eilig mein Rad an. Ich eilte zum Eingang und rannte dabei fast den Direktor um.
„Ah Herr Gaff! Gut, dass ich Sie sehe, ich müsste was mit Ihnen besprechen!", sagte ich atemlos und hielt dem Direktor die Eingangstür auf.
„Frau Lilienthal! Worum gehts?", sagte er lächelnd.
„Sie wissen ja, dass in der achten Klasse eine Klassenfahrt ansteht und das die Planungen begonnen haben un-"
„Natürlich weiß ich Bescheid!! Die Elternvertreter haben mich bereits kontaktiert", sagte er „Und ich finde die Idee ihrer Klasse wunderbar!"
„Ach."
„Ja! Frankreich ist mein Lieblingsland und das die Schule kaum Kosten übernimmt ist natürlich auch gut", sagte der Direktor mit einem Zwinkern, „Frau Lilienthal, melden Sie sich mit den Details, wenn Sie welche haben und ich werde mich drum kümmern!"
„I-ich...", stammelte ich, doch da war der Direktor auch schon davon geeilt.
Für einen Moment wusste ich nicht, ob ich weinen oder schreien wollte.
„Anna!"
Ich drehte mich um und erblickte Arne, den Stellvertretendenklassenlehrer der Klasse.
„Hey!", sagte ich und fuhr mir durch die Haare.
„Die Pläne für die Klassenfahrt sind wohl schon fest, was?", lachte er.
„Oh hör bloß auf!", sagte ich genervt, während wir uns in Richtung Lehrerzimmer bewegten.
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Lieben lernen
RomanceTeil 2 "Und das Frau Streich, ist Anna Lilienthal. Sie unterrichtet ebenfalls Sport, also eine weitere Ansprechpartnerin für Sie, wenn Sie mal Hilfe benötigen", lachte der Direktor ölig, der nun direkt neben mir stand, „Wenn ich mich recht entsinne...