Die neue Französischlehrerin

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Anna Lilienthal

„Das ist so cool!"

Die Klasse rief laut durcheinander und direkt am ersten Tag, in der ersten Stunde sehnte ich mich wieder nach Ruhe und dem Strand in Italien.
Ich hatte meine, mittlerweile achte Klasse, in den ersten beiden Stunden des neuen Schuljahres und wie es der Stundenplan vorsah, nutzen wir diese Stunden für das Organisatorische.

Der Grund für die rege Aufruhe gerade war, dass ich meinen Schülern und Schülerinnen von der bevorstehenden Klassenfahrt erzählt hatte. Es war Teil des Plans für die achten Klassen eine Klassenfahrt durchzuführen. Das Ziel konnte jede Klasse für sich bestimmen, je nach Wünschen, Geldbudget und Zustimmung der Elternteile.

Eigentlich freute ich mich aber auch. Erstens musste ich eine Woche dann nicht unterrichten und andere Städte sehen war auch nie schlecht. Außerdem wusste ich von der Klassenfahrt auch, seit ich zugestimmt hatte, eine siebte Klasse für zwei Schuljahre zu übernehmen.

„Ich will unbedingt nach Berlin!"

„Nein, wir müssen ins Ausland!"

Die Schüler waren schon total in Plänen und sogar Zimmeraufteilungen versunken.

„Liebe Klasse!", rief ich und unterbrach so die Gespräche, „Ich verstehe, dass ihr euch alle freut und ich verspreche euch, dass wir auch eine schöne Klassenfahrt zusammen haben werden... Allerdings ist bis dahin ja noch Zeit und wir werden erst dann planen und über mögliche Zimmeraufteilungen reden! Jetzt teile ich euch euren Stundenplan für dieses Halbjahr aus, aber wie immer: Der kann sich auch jede Woche noch mal ändern!"

„Gab es Lehrerwechsel?", fragte Olga laut durch die Klasse.

„Olga, wir haben doch erst nach allen zwei Jahren Lehrerwechsel!", antwortet ihre Freundin ihr vorwurfsvoll.

„Trotzdem!", entgegnet Olga schnippisch und riss mir förmlich das Blatt, welches ich in den Reihen verteilte, aus der Hand.

„Ne, kein Lehrerwechsel", sagte Maximilian.

„Doch! In Französisch ist ein neues Kürzel!", rief Olga, „Wer hat das Kürzel >>St<<?"

„Schmidt?"

„Ne, der hat doch >>Sh<<!"

„Wir haben wen Neues in Französisch!", bemerkte nun auch jemand anderes.

Als ich alle Stundenpläne verteilt hatte, ging ich wieder nach vorne und lehnte mich ans Pult.

„Genau, bei euren Lehrkräften ändert sich nicht, außer für diejenigen unter euch, die Französisch haben. Den Unterricht wird eine Referendarin namens >>Streich<< übernehmen", verkündete ich und hörte mir selber zu, wie ich Juliettes Namen aussprach.

„Referendare sind immer cool", merkte Julia an und bekam dafür Zustimmung.

„Ihr werdet sie dann, soweit ich das gesehen habe, morgen kennenlernen...", fuhr ich fort.

„Genau", bestätigte Olga mich.

„Dann hätten wir für heute auch alles geklärt..."

Es klingelte in dem perfekten Moment.

„Wir sehen uns morgen zu Deutsch!", rief ich und packte meine Sachen zusammen, „Habt einen schönen ersten Tag!"

„Sie auch!"

„Tschüss Frau Lilienthal!"

Dann war ich aus der Tür und lief mit einigen Schülern den Flur und die Treppe hinunter. Am Lehrerzimmer angekommen, zückte ich meinen Schlüssel und schloss auf. Ein Kollege huschte mit mir rein. Ich steuerte meinen Platz am Fenster an und lies mich auf den Stuhl fallen. Kurze Zeit später tauchte eine grinsende Maria vor mir auf.

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