Lehrerinnen-Lächel

1.3K 79 4
                                    



Juliette Streich

„Ihr habt es so schön hier!", schwärmte Maria, als sie den Flur der Wohnung von Anna und mir betrat.

Sie sah sich neugierig um, während sie ihre Schuhe auszog und Anna den Sekt in die Hand drückte. Anna bedankte sich mit einem Lächeln und führte dann ihre beste Freundin in das Wohnzimmer. Dort kamen noch mehr Komplimente von Maria bezüglich unserer neuen Einrichtung, bis Anna dann den Kuchen auf den Tisch stellte und Maria erst mal mit kauen beschäftigt war.

„Wie gehts dir?", fragte ich und tat mir ebenfalls ein Stück Marmorkuchen auf.

„Alles ganz entspannt", antwortete Maria mit vollem Mund und lehnte sich auf der Couch zurück, „Ich war drei Wochen mit meiner Familie in Spanien. Total schön!"

„Drei Wochen?!", fragte ich ungläubig, „Da würde ich ja die Krise bekommen, wenn ich so lange mit meiner Familie auf einem Fleck wäre!"

„Ach, das geht immer klar! Das Haus war groß und meine Familie immer total lustig, wenn der Wein fließt!"

„Also war es eine gute Zeit?", fragte Anna.

„Definitiv. Und euer romantischer Trip nach Italien?"

„Auch klasse. Wir haben uns so viel angeguckt und so viel Pizza gegessen", schwärmte Anna.

„Und dann hat sie mich ausgeführt in dieses noble Restaurant", ergänzte ich.

„Ja, der Abend war schön", stimmte Anna mir zu und gab mir schnell einen Kuss auf den Mund.

„Ach hört bloß auf ihr Turteltauben!", rief Maria und machte ein angewidertes Gesicht.

„Neidisch?", fragte ich grinsend.

„Aber total", antwortet die andere Lehrerin und rollte mit den Augen, „Aber es freut mich zuhören, dass ihr so eine gute Zeit hattet! Dann seid ihr ja jetzt bestens erholt für das neue Schuljahr!"

„Ist man denn überhaupt wirklich irgendwann ernsthaft erholt und bereit für ein neues Jahr?", stöhnte meine Freundin.

„Ach Ann, deine Klasse ist erst in der Neunten und die sind doch wirklich zahm...", widersprach Maria, „Es wird eher turbulenter für Juli an der neuen Schule!"

„Ja, da gibt es noch was, was du nicht weißt", sagte ich vorsichtig zu meiner ehemaligen Französischlehrerin.

Diese guckte mich sofort verwirrt an und stellte den Kuchenteller ab.

„Tja...", sagte Anna und kräuselte die Nase, „Juli wird unsere Kollegin."

„Hä?"

Bei dem Ausdruck der Verständnislosigkeit in dem Gesicht von Maria musste ich sofort anfangen zu lachen. Auch Anna sah mich grinsend an und dann begann ich die beste Freundin meiner Freundin aufzuklären.
Am Ende meiner Erzählung der Ereignisse der letzten Wochen sah Maria nur noch verwirrter aus. Anna konnte daraufhin nur lachen.

„Also wenn ich das jetzt richtig verstanden haben... Die keine Kohle mehr und mussten deswegen alle verabschieden?", fragte Maria.

„Genau."

„Und jetzt kommt Juli wieder an unsere Schule und ihr wollt vor allen anderen einfach nur gute Kolleginnen sein?"

„Jup."

„Das ist-"

„Verrückt", beendete Anna den angefangen Satz von Maria und dann erzählte Anna ihr die ganze Geschichte. Von unserem Streit bis hin zu unserer Entscheidung.

Lieben lernenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt