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Vor etwa zwei Monaten kam mir die Idee, dass ich, da ich ja schon alt genug bin, doch endlich in eine eigene Wohnung ziehen könnte. Auf der Suche nach einer, traf ich nur auf zu teure oder zu große.
Nach einer Weile hatte ich eine passende, etwas außerhalb der Innenstadt gefunden und hoffte, dass, da ich sie mir schlecht alleine leisten kann, meine potenziellen Mitbewohnerinnen zusagen würden.
Eigentlich kamen nur drei in die engere Auswahl. Meine Cousine (mütterlicherseits) Esmeralda (Me), meine beste Freundin Sibel (Sissy) und noch eine andere Freundin Justine.
Keine Ahnung, ob die drei sich so gut verstehen würden. Sissy kommt mit jedem klar, dafür kann Justine nicht jeden leiden. Auf jeden Fall nahm ich mir also mal einen Abend Zeit, um alle drei anzuklingeln.
Meine beste Freundin sagte sofort zu. Sie hatte nur auf die Gelegenheit gewartet, um bei ihren Eltern auszuziehen. Jedoch konnte sie nur einen kleinen Teil der Miete beisteuern, wie sie mir erzählte. Natürlich war das kein Problem, da meine Eltern, da sie froh sind, dass ich ausziehe, mir schon einen Großteil bezahlen. Auch die anderen beiden Mädels konnte ich gut überreden.

Heute ist Mittwoch, der erste richtige Tag in der Wohnung. Ich habe schon am Wochenende meine Sachen hierhergebracht. Meine drei Mitbewohnerinnen ziehen erst heute ein. Es ist gerade mal um neun und ich sitze frisch geduscht am Frühstückstisch, als es an der Tür klingelt. Sicher ist es Sissy, die sich heute den Tag freigenommen hat, um sich hier einzuleben.
Ich gehe zur Sprechanlage und lasse sie rein. Mit einer kräftigen Umarmung, nehme ich sie im Flur in Empfang. Ich bitte sie in die Küche und kurze Zeit später klingelt mein Telefon. Als ich rangehe, höre ich, wie Justine mir mit bedauernder Stimme mitteilt, dass sie an dem WG Projekt doch nicht teilnehmen kann. Sie erzählt mir, dass sie ein Zimmer viel näher bei ihrer Arbeit bekommen konnte und lieber da hinziehen würde. Ich versichere ihr, dass das kein Problem ist, als sie fragt, ob es auch wirklich okay für mich sei. Dann haben wir auch schon wieder aufgelegt.
"Was ist?", fragt mich Sissy mit verwundertem Blick, nachdem ich mein Handy zur Seite gelegt habe. Ich erzähle ihr, dass Justine abgesagt hat und sie schnauft etwas enttäuscht. Eigentlich hätte ich die beiden gerne miteinander bekannt gemacht, aber vielleicht können wir uns ja mal ein anderes Mal treffen.
Zum Mittag backen wir die eine Pizza auf, die ich gestern noch schnell gekauft habe und trinken dazu Mirinda.
Nach dem wir fertig sind, klingelt wieder mein Telefon. Es ist Esmeralda...
Ich hoffe, sie sagt nicht auch noch ab. Das wäre echt zu blöd.
"Ja, Me...was gibt's?", frage ich, als ich rangehe und Me abnimmt.
"Hey, Belle. Ich ähm...du kennst ja meine Mom..." oh ja...kenn ich nur zu gut...
"Was ist mit ihr?", frage ich und Me schnauft.
"Sie...sie hat mich aufgehalten und so konnte ich den Zug nicht mehr bekommen. Ich bin gerade auf dem Weg zum Bahnhof, in 'ner halben Stunde kommt der nächste und dann bin ich in circa zwei Stunden bei euch", informiert sie mich und dann verabschieden wir uns auch schon wieder.
Auch diese kurzfristige Änderung teile ich Sissy mit. Ich weiß gar nicht, ob sie meine Cousine kennt. Ich glaube kaum, dabei sind wir gefühlt schon unser ganzes Leben lang befreundet.
Wir pflanzen uns dann auf die Couch und gucken noch ein bisschen fern, während wir auf das Türklingeln warten.

Ich muss wohl eingeschlafen sein, denn der schrille Klang der Klingel rüttelt mich aus dem Schlaf.
"Ich geh' schon", meint Sissy und ich rapple mich auf.
Als Esmeralda oben im Flur steht, höre ich, wie ihr ein leiser Freudenschrei entwischt. Zur Info: Ich kann es voll verstehen...bei der Mutter.
"Na...ewig nicht gesehen! Cool, dass deine Mom dich doch noch heute freigelassen hat", sage ich, Me muss lächeln und auch Sissy zieht die Mundwinkel nach oben.
"Achso...das hier...", ich drehe mich zu meiner besten Freundin um und sage: "Das ist Sibel...ich hatte dir ja schon gesagt, dass sie vielleicht auch einzieht." Me lacht und stellt sich vor: "Hi, ich bin Esmeralda, aber du kannst mich gerne Me nennen, das machen alle so in der Familie." Sie lacht und Sissy meint: "Mich nennen alle Sissy, Sibel klingt so alt." Die beiden lachen und ich muss schmunzeln.
"Zur Zimmeraufteilung...also...", beginne ich, doch meine beste Freundin unterbricht mich gleich: "Also ich nehm' das kleine Zimmer neben der Küche."
"Aber...", will ich protestieren und ihr sagen, dass sie das nicht muss, da ich das eigentlich als Abstellkammer gedacht hatte und ich mir mit ihr ein Zimmer geteilt hätte. Doch Sissy wischt das mit einer Handbewegung zur Seite und sagt: "Ich bin von früh halb acht bis abends 16:30 Uhr arbeiten und habe wirklich nicht viel Zeug. Wozu brauche ich da ein so großes Zimmer?" Diesen Ton kenne ich gar nicht von ihr, doch er lässt keinen Widerspruch zu. Also zucken Me und ich mit den Schultern. Ich zeige meiner Cousine den Raum, welchen ich für sie gedacht habe und jeder verschwindet in seinem Zimmer, um sich dort einzurichten. Wir machen noch schnell aus, dass wir uns in eineinhalb Stunden gegenseitig unsere "neu" eingerichteten Zimmer zeigen und dann schließt jeder die Tür hinter sich.
Da ich die letzten beiden Tage schon Zeit zum Einräumen hatte, bin ich nur dabei, meine Bücher ins Regal einzusortieren und den Rest Deko im Zimmer zu verteilen
Innerhalb von fünfzig Minuten bin ich fertig und weiß nicht, was ich jetzt tun soll
Also schnappe ich mir mein Smartphone, um zu sehen, ob mir jemand geschrieben hat. Instagram zeigt mir eine Nachricht an und ich öffne die App.
Wie erwartet hat Rick mir geschrieben. Er fragt, wie es mir geht und was ich heute noch so vorhabe. Da es mittlerweile schon fast halb sieben ist und ich todmüde bin, schreibe ich, dass ich wahrscheinlich nur noch was essen werde und vielleicht noch etwas Fernsehen gucke. Dies kommentiert er nur mit einem Daumen-Hoch-Smiley.
"Belle!", höre ich Sissy rufen und schmeiße mein Handy auf das Bett und stehe auf.

"Okay...bei welchem Zimmer fangen wir an?", fragt meine beste Freundin ganz aufgeregt. Wir entscheiden uns für Me's Zimmer, da ihres am Anfang des Flures liegt und wir uns so "nach hinten arbeiten können". Natürlich hat sie die pinke Bettwäsche auf ihr Bett gezogen, die ich schon aus unserer Kindheit kenne. An der Wand hängen ein paar Poster und der braune Schrank ist schlicht und unauffällig. Unter dem Fenster steht der große Schreibtisch, welcher schon vor ein paar Tagen mit dem Bett und dem Schrank geliefert wurde, pinke Vorhänge umrahmen die Fensterscheiben. Auf der Kommode neben der Tür stehen Schminke, ein CD-Player, ein paar Bücher und Figuren und darüber hängt ein Spiegel. Auf dem Bett türmen sich Kissen und ihre drei Lieblingsplüschtiere. Ich selbst habe eine ganze Armee auf der Couch in meinem Zimmer platziert. Als wir Me's Raum genug betrachtet haben, gehen wir über den Flur zu Sissy's.
Der kleine Raum ist ebenfalls mit Postern voll. Links steht das Bett und rechts ein Schrank und der Schreibtisch. Von dem Fenster aus kann man in den Innenhof blicken. Auf der linken Seite steht noch ein Regal, in welchem sich ein paar Bücher und Figuren befinden.
"Jap...das war's schon. Wie gesagt, ich habe nicht viel Zeug", meint Sissy und ich geleite die beiden in meinen Raum
Ich muss zugeben...ich habe mich echt selbst übertroffen.
Gleich links von der Tür steht mein Bücherregal. Gegenüber davon der Hängesessel, den ich so liebe. Unter dem Fenster mein Schreibtisch und die kleine Couch. Geradezu von der Tür steht mein Kleiderschrank und daneben noch ein paar Topfpflanzen, welche dem Raum ein gewisses "Nature-Feeling" verleihen sollen. Und rechts von der Tür steht mein Bett, so habe ich einen super Überblick über den Raum.
Mittlerweile ist es schon voll spät und wir gehen in die Küche, um das Abendessen vorzubereiten.

Wo die Liebe hinfällt... (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt