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In meinem alten Zimmer angekommen, sehe ich mich erstmal um.
Es ist komisch, den Raum so zu sehen. Es sieht komplett anders aus, was ja auch logisch ist...
Die Wände sind weiß, wie sie es waren, aber trotzdem heller...frisch gestrichen. Ein Bett steht genau auf der Stelle, wo meins stand. Unter dem Fenster steht ein dunkler Schreibtisch mit Retro Charme. Ein Kleiderschrank im selben Stil steht gegenüber der Tür. Und auch ein Regal steht auf der rechten Seite der Tür.

„Tja, das ist also mein altes Zimmer...", sage ich und Rick sieht sich um.
„Echt sehr schön eingerichtet", bemerkt er mit einem Grinsen auf den Lippen und ich muss lachen.
„Vermisst du es?", fragt er und ich zucke mit den Schultern.
„Naja...ein bisschen, aber ich liebe mein jetziges Zimmer zu sehr, um das hier stark zu vermissen."
Er nickt und wir entscheiden uns nach ein paar Minuten, wieder zu den anderen zu gehen.

„Echt schön habt ihr das gemacht", bemerke ich, „das muss euch doch einen Haufen Geld gekostet haben."
Sie erzählen von den Renovierungsarbeiten und wie sie einen riesen Einkauf bei Ikea gemacht haben.
Bei dieser Geschichte stöhnt mein Bruder genervt auf: „Du willst echt nicht wissen, wie lange wir in diesem verdammten Laden waren!"
Ich sehe meine Mom an, doch Ben sagt: „Drei Stunden! Drei Stunden lang, wenn nicht sogar vier. Und weißt du wie viel wir bezahlt haben?"
Jetzt stößt meine Mutter ihn mit dem Ellenbogen in die Seite, doch er lässt sich nicht davon abbringen: „1857 Euro und 48 Cent!"
Ich reiße die Augen auf und meine Mutter sagt streng: „Ben, lass gut sein. Es war wirklich nötig und wir haben das alles berechnet."

Doch mein Bruder verdreht nur die Augen und stopft sich noch einen Keks in den Mund.
Meine Eltern erzählen von dem Wellnesswochenende von letztens.
Die lassen es sich wirklich zu gut gehen...
„Und da gab's eine Saunalandschaft!", schwärmt mein Dad.
„Wir waren bestimmt dreimal am Tag dort...es hat einfach so gut getan...einfach mal entspannen", bemerkt meine Mom und ich spüre Ricks Blick auf meiner Haut und als ich zu ihm aufsehe, weiß ich sofort, woran er denkt: Unser Schwimmbadabenteuer liegt jetzt zwar schon eine Weile zurück. Jedoch fängt gleich wieder das Kribbeln in mir an, bei dem Gedanken an die Sauna...
Ich habe gerade einen Schluck von der Limo genommen und als ich Rick ansehe und er die Augenbrauen hebt, verschlucke ich mich.
„Schatz, was ist denn los?", fragt meine Mutter und sieht mich besorgt an.
Ich schüttele abwesend den Kopf, versuche mein Husten unter Kontrolle zu bekommen und werfe Rick einen gespielt bösen Blick zu.
Meine Mom redet weiter, aber ich bin in Gedanken nur bei Ricks Händen auf meiner Haut.

Als wir fertig sind mit Essen, schlägt mein Dad vor, in die Wohnstube zu gehen. Sicherlich nur, weil er dort besseres Internet hat und natürlich die Couch bequemer ist, als die Stühle hier.
Wir wechseln also das Zimmer und Rick und ich setzen uns an das eine Ende der Couch und mein Paps ans andere.
Ben und Rick beginnen ein Gespräch über irgendein Computerspiel und auf einmal sehe ich nicht Rick vor mir, sondern ein Kleinkind. Irgendwie witzig.
Dann reden wir noch über alles Mögliche, bis es irgendwann 17:00 Uhr ist.

Rick und ich verabschieden uns von Mom und Dad, denen ich versprechen muss, öfters mal anzurufen.
Wir ziehen unsere Sachen an verlassen die Wohnung.
Draußen ist es ungemütlich und ein hässlicher Wind bläst mir die Haare ins Gesicht. Rick hebt eine Hand und streicht sie mir wieder hinters Ohr. Ich muss lächeln bei dieser Geste und auch Ricks Mundwinkel bewegen sich nach oben.

„Und...wie fandest du es?", frage ich ihn und er überlegt nur kurz und sagt dann: „Deine Familie ist echt nett. Dein Bruder hat Humor."
Mir war von Anfang an klar, dass die beiden sich verstehen würden.
Er greift nach meiner Hand und wir verschränken die Finger miteinander.
„Ich hätte auch gern einen Bruder", bemerkt er und ich runzle die Stirn.
„Sicher?", frage ich und Rick antwortet: „Ja...stell' ich mir cool vor."
Ich ziehe bloß die Augenbrauen hoch und zucke gleichzeitig mit den Schultern: „Wenn du meinst."
Nach einer Weile Schweigen sagt er: „Wenn doch nur meine Mutter so chillig drauf wäre wie deine!"
Ich frage: „Was ist denn so schlimm an ihr?"
„Sie...", er stöhnt genervt, „...sie meckert ständig...über alles! Wenn ich mal fünf Minuten länger auf der Couch sitze, um eine Sendung zu ende zugucken, obwohl ich eigentlich die Spüle ausräumen sollte. Oder wenn ich mal zehn Minuten später von der Schule nach Hause komme, als sonst. Da will sie gleich wissen, wo ich war und mit wem und wieso es so lange gedauert hat." Er verdreht genervt die Augen und ich muss lachen.
„Meine Mom war nie so. Solange ich eine Nachricht hinterlassen habe, wohin ich gehe und wie lang, da kam dann meistens bloß, wenn sie nach Hause kam eine Nachricht mit: Wann kommst du wieder? Oder Wie lange hast du vor, noch weg zu bleiben? Das war eigentlich ganz gut so."
Rick nickt: „Davon kann ich nur träumen. Meine Mutter ist ein Kontrollfreak!" Er erzählt noch von einigen speziellen Fällen und manches ist so absurd, dass mir mein Bauch vor Lachen anfängt wehzutun.

Als wir gerade in meine Straße einbiegen, kommt Me an uns vorbei.
„Hey, wo wart ihr denn?", fragt sie und ich erinnere sie an den Besuch bei meinen Eltern.
„Gab's den Schokokuchen?", will sie wissen und ich muss lachen.
Natürlich habe ich ihr ein Stück mitgebracht...
„Okay...ich...ich muss dann mal los", meint Rick und deutet mit dem Finger die Straße runter. Ich nicke und wir verabschieden uns.
Leider ohne Kuss...wahrscheinlich, weil meine Cousine neben uns steht...
Sie und ich gehen also hoch in die Wohnung. Oben angekommen, lege ich meine Sachen ab und wir setzen uns auf die Couch.

Keine fünf Minuten später kommt auch Sissy nach Hause. Sie setzt sich zu uns und wir sitzen einfach nur so da, jeder in seine Gedanken verwickelt.
„Kamil und ich waren heute Eis essen", bemerkt meine Cousine und erzählt von ihrem Schwarm. Er scheint ein echter Gentleman zu sein und sie ist ihm komplett verfallen.
„Och Mädels...hört doch mal auf von euren Jungs zu sprechen!", meint Sissy genervt, als ich fertig bin mit der Erzählung über den vergangenen Nachmittag.
„Ich dachte, du hast der Liebe den Rücken zugekehrt?", frage ich meine beste Freundin, diese lacht und verdreht die Augen.
So würde ich das nicht nennen. Nur, dass Florian ein Arsch ist und ich nicht wieder auf so jemanden reinfallen will."
Me und ich nicken verständnisvoll und dann schweigen wir uns an...jede vertieft in ihre Gedanken.

Wo die Liebe hinfällt... (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt