18.

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"Du bist schon im Bett?", fragt er mit gerunzelter Stirn, kommt aber auf mich zu, um sich auf die Bettkante zu setzen.
Ich nicke: "Jap...wusste sonst nicht, was ich tun sollte." Ich zucke mit den Schultern und er wirkt etwas angespannt.
"Wieso bist du hier?", frage ich Rick, welcher nur mit den Schultern zuckt.
"Ich wusste nicht, was ich machen sollte...außerdem wollte ich mit dir reden."
Wie bei jedem Menschen, fängt mein Herz bei diesem Satz an, schneller zu schlagen.
"Um was geht's?", frage ich unbeteiligt und hoffe, dass das hier nicht unangenehm wird. Jedoch kann ich an Ricks Gesichtsausdruck schon erkennen, dass ich mir keine Hoffnung machen muss.
"Justine hat mir geschrieben", sagt er und sieht mir tief in die Augen.
Ich schnaufe: "Und was hat sie dir geschrieben?", frage ich neugierig und er dreht sich mit dem Oberkörper zu mir rum.
"Äh...das ist erstmal unwichtig. Was ich dich fragen wollte ist: Hatten wir nicht ausgemacht, nie...also wirklich nie mit jemandem darüber zu sprechen?"
Sein Blick wirkt verschlossen und auch irgendwie verletzt.
Ich nicke: "Ja...aber eigentlich wollte ich bloß einen Rat von ihr. Ich brauchte eine Meinung von einer außenstehenden Person, verstehst du?", frage ich und Rick runzelt die Stirn.
Doch dann nickt er: "Okay...aber...ach Mist, wie soll ich das jetzt sagen...", Rick holt tief Luft und sagt dann: "Ich wäre dir wirklich dankbar, wenn das alles unter uns bleiben würde."
Ich nicke: "Kein Problem."
Soll es das jetzt schon gewesen sein?
"Und das war's jetzt schon?", frage ich und Rick nickt. Irgendwie glaube ich ihm das nicht ganz und sage: "Das hättest du mir aber auch schreiben können."
Ich richte meinen Blick auf sein Gesicht und bemerke erst jetzt, dass seine Haare in letzter Zeit gewachsen zu sein scheinen, da sie nun sein Gesicht umrunden. Rick richtet sich seine Brille und gibt dann schüchtern zu: "Naja...ich...ich wollte dich sehen..."
Das bringt mich wiederrum zum Schmunzeln und ich sage: "Das ist süß von dir." Ehe ich weiß, was ich tue, hebe ich meine Hand und streiche ihm eine Strähne seiner Haare, die ihm ins Gesicht gefallen ist, wieder zurück.
"Aber...wenn du...äh...lieber schlafen willst, da...da kann ich auch wieder gehen..."
Ich schüttele den Kopf: "Kein Problem. Wirklich."
Er nickt und meint: "Achso...also..."
Rick sieht sich verlegen um und scheint nicht zu wissen, was er machen soll.
Ich rutsche zur Seite und mache ihm Platz. Mit fragendem Blick sieht er mich erst an, kommt dann aber zu mir auf das Bett und lehnt sich dann wie ich an das Bettgestell.

"Schicker Pyjama", meint er schmunzelnd und ich verdrehe die Augen. Es ist der älteste den ich habe, darauf sind zwei knutschende (zumindest sieht es so aus) Eulen abgebildet und darüber ein Herz.
Zu meiner Verteidigung...den habe ich damals von meiner Mom bekommen.
Er betrachtet das Bild, einen Moment lang passiert gar nichts und ich starre ihn einfach nur an.
Dann bemerke ich, dass ich ja keinen BH anhabe und verschränke sofort die Arme vor der Brust, während ich mich hinlege.
Ich höre Rick leise lachen und verdrehe die Augen.
"Was?", frage ich und nun legt auch er sich hin.
"Du bist so...so schüchtern...", ich verstehe nicht ganz, auf was er hinaus will, also sehe ich ihn fragend an.
"Ich meine...erstens warst du damals, was deine Fantasien anging noch viel offener als ich und zweitens...ich hab' dich quasi schon halb nackt gesehen im...im...Schwimmbad...und außerdem bist du letztens sogar...äh...hattest du sogar vor meinen Augen einen...einen Orgasmus, also brauchst du dich jetzt nicht schämen, weil du keinen BH anhast."
Wahre Worte...
"Lass mich doch", sage ich, muss aber grinsen, da er recht hat.
"Ich sag's ja nur", meint er schulterzuckend.
Dann ist es eine Weile lang still. Ich überlege, was ich sagen könnte, doch mir fällt nichts ein, um die Stille zu beenden.
Dafür scheint Rick etwas eingefallen zu sein, denn bevor er anfängt zu sprechen, holt er tief Luft: "Erinnerst du dich noch an damals...als ich...als wir uns darüber unterhielten, mit wem wir aus der Klasse schlafen würden?", fragt er und ich ziehe erschrocken die Luft ein.
Oh Mann, das hatte ich ja schon fast wieder vergessen. Wieso bin ich ihm gegenüber nur so offen? Oder besser gesagt, wieso haben wir über sowas geredet???
"Ja, kann sein", antworte ich und er fährt fort: "Ich hatte damals Camila gesagt."
Ich erinnere mich und muss daran denken, dass es irgendwie weh getan hatte, ihn ständig über Camila reden zu hören.
Sie ist, ich sage mal, das coolste, hübscheste, selbstbewussteste und reichste Mädchen der Klasse. Irgendwie könnte ich wetten, dass alle Jungs irgendwie, und wenn es nur ein kleines bisschen ist, auf sie stehen.
"Jap", sage ich, kurz angebunden und Rick atmet tief ein und meint dann aber trocken: "Das war gelogen."
Ich schnappe nach Luft und frage: "Ach ja? Glaube ich kaum, du hast sie doch bei jeder sich bietenden Gelegenheit angemacht." Bei der Erinnerung daran verkrampft sich mein Magen.
"Ich weiß, aber das war alles Tarnung", flüstert Rick nur noch und ich reiße die Augen auf, erstaunt über dieses Geständnis.
Ich frage: "Aha und weshalb musstest du dich 'tarnen'?", ich mache Anführungszeichen mit meinen Fingern in der Luft und merke, wie er die Schultern zuckt.
"Keine Ahnung. Aber wenn ich jetzt ehrlich bin, dann...", er überlegt, wie er den Satz zuende formulieren soll und ich warte geduldig.
"...sie war schon heiß, ja, dass konnte jeder bestätigen, aber ich wollte nur...das klingt jetzt vielleicht krank, aber ich wollte nicht, dass du bemerkst, dass ich eigentlich auf dich stand."
Schweigen...
Okay, ich wusste es. Ich habe es gewusst und hier ist die Bestätigung!
"Okay...", flüstere ich, "und jetzt?"
"Und du? Ich weiß, dass du heimlich in Diego verknallt warst...habt ihr euch eigentlich mal getroffen?"
Typisch Rick...einfach mal vom Thema abschweifen ich verdrehe die Augen.
"Erstens...nein und zweitens ich war nicht verknallt...ich fand Diego einfach nur...einfach nur...naja, er war halt n cooler Typ." Rick nickt und ich frage mich, warum wir hier und jetzt über unsere vergangenen Lieben unterhalten.
"Aber das ist Vergangenheit...das Hier und Jetzt ist doch viel wichtiger", sage ich und Rick stimmt mir zu.
"In der Vergangenheit hätten wir niemals zusammen im Bett gelegen...", stellt Rick fest und diese Aussage bringt mich ins Grübeln. Er hat recht...

Wo die Liebe hinfällt... (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt