Justine und ich treffen uns wie immer am Busbahnhof und da wir uns ewig nicht mehr gesehen haben, fallen wir uns erstmal in die Arme.
Ich habe gar nicht gemerkt, wie sehr ich sie vermisst habe.
Wir laufen die Bahnhofstraße runter in Richtung Stadtzentrum.
"Und...was gibt's bei dir so Neues?", frage ich sie und während sie von ihrer Praxisleiterin spricht, schweifen meine Gedanken ab.
"Also wenn du mir eh nicht zuhörst, brauche ich gar nicht erst reden. Mensch Belle, was ist denn los?", fährt Justine mich an und ich verschiebe den Gedanken an Rick in den hintersten Teil meines Kopfes.
"Äh...nichts...", sage ich, doch das glaubt sie mir natürlich nicht.
"Okay...ich erzähle es dir", gebe ich nach ewigem Betteln ihrerseits nach und sehe, wie sie selbstsicher grinst.
"Du kennst doch noch Rick, oder?", sie nickt und meint: "Den kann man einfach nicht vergessen."
Lachend fragt sie: "Was ist mit ihm?"
Soll ich ihr jetzt wirklich alles sagen?
Ich entscheide mich dagegen und sage: "Wir haben letztens mal wieder miteinander geschrieben."
Ich denke, mit dieser Aussage mache ich einen guten Anfang.
"Aha...und über was?", Justine klingt nicht gerade fasziniert von den News.
"Ist unwichtig...", für sie...
"Und weiter?", fragt sie genervt.
Warum treffe ich mich nochmal mit ihr?
Naja...eigentlich ist sie ja ganz cool, nur in manchen Situationen reagiert sie halt anders als es jemand normales machen würde.
Ich erzähle ihr von unserem "Spaziergang Date" und sie verdreht die Augen: "Komm' zum Punkt Belle!"
Ich schnaufe: "Ich brauche deinen Rat. Sissy und Me sind nicht gerade gute Ratgeber...also bei dieser Sache. Du kennst Rick bisschen besser als die zwei. Was denkst du...kann ich ihm vertrauen?"
Justine reißt die Augen auf, als wäre sie überrascht, dass ich ausgerechnet sie frage.
"Äh...also...ich weiß nicht so richtig. Du bist so wie du bist und wenn Rick noch wie damals ist dann...naja..."
"Was?", frage ich angespannt und Justine holt tief Luft.
"Naja...da die ganze Klasse damals dachte, dass ihr ein Paar wäret und da ihr gefühlt die ganze Zeit aneinander geklebt habt..."
"Hey...wir haben nicht aneinander geklebt", unterbreche ich sie und sie verdreht die Augen.
"Naja okay, aber der Punkt ist, wenn alle dachten ihr wäret zusammen und euch eigentlich auch geshippt hätten, dann muss das doch was bedeuten, oder?", sie sieht mir über ihre Brille hinweg tief in die Augen.
"Okay...also denkst du, dass...ich mit ihm irgendwie darüber reden sollte?", frage ich und hoffe auf eine brauchbare Antwort von ihr.
Sie neigt den Kopf ein Stückchen nach links und sieht mich fragend an: "Hey...am Ende ist es immer noch deine Entscheidung. Ich will nicht, dass du irgendetwas Unüberlegtes tust und mir dann die Schuld in die Schuhe schiebst, wenn es nicht funktioniert."
Ich nicke, natürlich hat sie recht...ich muss selbst wissen, was ich will. Aber das ist ja das Problem! Ich habe keine Ahnung, ob zwischen Rick und mir mehr als Freundschaft sein könnte.
"Okay...aber jetzt Themenwechsel", meint Justine und plappert los, was das Zeug hält. Ich komme nicht ganz mit. Sie erzählt so wirres Zeug, unter anderem, wie eine Dame aus ihrem Haus sie letztens wegen irgendwas dumm angemacht hat.
Irgendwie glaube ich, dass Justine sowas öfter passiert...
Ich nicke auf jeden Fall immer mal wieder, um ihr zu zeigen, dass ich zuhöre. Außerdem reden wir noch über Belangloses, wie zum Beispiel meine Schule und ihre Ausbildung.
Mit Justine ist es eigentlich immer cool, obwohl wir total verschieden sind, sind wir uns irgendwie ähnlich.
Der Nachmittag geht schneller rum, als ich dachte und als wir gerade unser Eis essen, bemerke ich, wie am Horizont die Sonne schon langsam unterzugehen scheint.
Justine ist wegen ihrer Ausbildung in die Nachbarstadt gezogen und muss nun ihren Bus zurück schaffen.
Nach dem sie eingestiegen ist und der Bus sich langsam in Bewegung setzt, winke ich ihr noch zum Abschied.
Vom Bahnhof aus bis zu uns ist es ein ganz schönes Stückchen, aber ich stöpsele einen Kopfhörer in mein linkes Ohr und gehe los. Langsam dämmert es...ich liebe es am frühen Abend noch durch die Stadt zu schlendern.
Als ich unsere Straße erreiche und in meiner Tasche nach meinem Schlüssel krame, gehen gerade die Laternen am Straßenrand an.
Oben in der Wohnung lasse ich mich erstmal auf mein Bett fallen. Wow...dieser Tag war mega anstrengend...
Ich nicke schon fast weg, da höre ich, wie mein Handy piept. Ich ziehe es also aus meiner Hosentasche und schaue auf die Nachricht.
Hi, wie war's mit Justine?
Fragt Rick und ich muss schmunzeln. Ich schreibe ihm, dass es cool mit ihr war und frage im Gegenzug, wie sein Tag gelaufen ist.
Dann lege ich mein Handy weg, um ins Bad zu gehen. Geduscht habe ich innerhalb von wenigen Minuten und kuschele mich dann, in meinen Pyjama gehüllt, in mein Bett.
Mich überkommt der Schlaf, doch dieser hält nicht lange, als mich die Türklingel brutal aus dem Schlaf holt.
Wer kann denn das jetzt sein?
Angepisst, weil derjenige mich aus dem Schlaf geklingelt hat, motze ich in den Hörer: "Was ist?"
Die Person am anderen Ende der Leitung räuspert sich und sagt dann: "Äh...ich dachte...ach egal. Kann ich hochkommen?"
Also lasse ich Rick rein und weiß echt nicht, was er hier will. Ich bin totmüde und will eigentlich nur noch schlafen.
Ich habe mich zurück in mein Bett gekuschelt und höre, wie sich die Wohnungstür schließt und sich im Flur was bewegt.
Meine Zimmertür steht einen Spalt offen und das Flurlicht flimmert durch einen kleinen Spalt hindurch.
Ich setze mich auf, lehne mich an das Kopfteil meines Bettes und starre auf die Tür, bis diese sich öffnet und Rick mit großen Augen davorsteht.
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Wo die Liebe hinfällt... (1)
Teen FictionBelle und Rick kennen sich seit fast drei Jahren. Zwischen ihnen war nie mehr als Freundschaft, doch nach dem sie nach einem Jahr ohne Kontakt wieder zusammenfinden, sind beide sich ihrer Gefühle nicht mehr so sicher. Sie lernen sich neu kennen, Eri...