14.

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"Hi, ich bin's", sagt eine vertraute Stimme, aber da ich mir sicher bin, dass ich mich bestimmt gerade verhört habe, frage ich: "Äh...wer jetzt nochmal genau?"
Am anderen Ende höre ich nur ein belustigtes Schnauben: "Rick!"
Rick??? Oh Gott, was macht der denn hier?
"Äh...was machst du hier?", frage ich sichtlich verwundert und er fragt, ob ich ihn nicht lieber erstmal reinlassen würde.
"Natürlich", sage ich und drücke den Knopf zur Entriegelung der Tür.
Dann öffne ich die Wohnungstür einen Spalt, sodass er dann gleich reinkommen kann, wenn er oben ist.
Unruhig laufe ich den Flur auf und ab.
Warum ist Rick hier?
Was will er?
"Hey, na?", sage ich, als er die Wohnung betritt zieht er sich automatisch seine Jacke aus und hängt sie an den Haken. Auch die Schuhe streift er von den Füßen.
"Äh...was war so dringend, dass du hierher kommen musstest?", frage ich ihn, während er mir ins Wohnzimmer folgt. Ich deute mit meinem Kopf neben mich auf die Couch und er lässt sich nieder.
"Nichts...ich dachte nur...naja, vielleicht willst du den Abend nicht alleine verbringen. Ich hab nichts zu tun und da dachte ich, wir könnten zusammen abhängen..."
Rick sieht mich mit erwartungsvollem Blick an und ich nicke nur.
"Okaaay...und was dachtest du...könnten wir machen?", frage ich und halte die Luft an. Er zuckt mit den Schultern: "Keine Ahnung...'ne Runde WiiU?", fragt er mit Blick auf die Konsole gerichtet. Ich zucke die Schultern: "Meinetwegen...aber ich muss dich vorwarnen! Ich bin die beste Super Mario Spielerin die es gibt", sage ich im Scherz und er verdreht die Augen.
"Das glaube ich nur, wenn ich es sehe!", meint Rick und ich gehe auf den Schrank, in welchem die Spiele und Controller liegen, zu.
Nachdem ich das Spiel eingelegt und die Konsole gestartet habe, gehe ich zurück zur Couch und überreiche ihm einen Controller.
"Du weißt wie es geht?", frage ich und er nickt: "Naja, so 'n bisschen..."
Das Spiel läuft und wir wählen die Charaktere. Da wir Mädels nicht oft spielen, sind noch kaum Level freigeschalten. Wir entscheiden uns für das einfachste und starten. Rick scheint ein paar Tricks drauf zu haben, denn die erste Runde gewinnt er mit deutlichem Vorsprung. Ich werfe ihm eine Grimasse zu.
"Du hast geschummelt", werfe ich ihm vor und er zuckt nur mit den Schultern: "Beweise es!"
Eingeschnappt gebe ich zu: "Kann ich nicht...aber ich weiß, dass du es gemacht hast!"
Rick verdreht die Augen, deutet mit dem Controller auf den Bildschirm und fragt: "Noch 'ne Runde? Ich lass' dich auch gewinnen." Er grinst mich an und als ich diejenige bin, die die Augen verdreht zwinkert er mir nur schelmisch zu.
Ich starte also ein neues Spiel und gebe mir extra Mühe, gegen ihn zu gewinnen.
Als ich damals mit meinem Bruder gespielt habe, hat dieser auch jedes Mal gewonnen. Von ihm habe ich auch einige Tricks gelernt und als ich welche davon anwende sieht mich Rick fassungslos an: "Ey...unfair!"
Doch ich lege bloß ein zuckersüßes Lächeln auf und muss mich dann wieder darauf konzentrieren, dass meine Figur im Spiel nicht von so einem Ding da aufgefressen wird. Dafür ist es jedoch zu spät und ich höre, wie sich Rick neben mir halb totlacht.
Ich lege meinen Controller zur Seite, kreuze die Arme vor der Brust und sehe ihn grimmig an.
"Was?", fragt Rick lachend. Ich verdrehe die Augen, versuche danach jedoch seinen Blick wieder zu kreuzen. Und als ich ihm erneut in die Augen blicke, bemerke ich die Lachfältchen an den Rändern, was irgendwie total niedlich bei ihm aussieht.
"Ich...", beginne ich, halte aber inne, als mein Controller in meiner Hand vibriert und sich ausschaltet. Na toll...kein Akku mehr.
"Also, es scheint so, als hätte ich gewonnen...", meint Rick voller Selbstsicherheit und ich muss schmunzeln.
"Quatsch...unentschieden...wenn überhaupt." Ich beginne zu lachen und er stimmt mit ein.
"Und...warum sind die anderen beiden nicht da?", fragt Rick, sichtlich um ein Thema anzufangen und ich antworte: "Beide bei ihren Familien. Bis Sonntagabend."
"Und du nicht?", er mustert mein Gesicht und ich schüttele den Kopf.
"Nope...meine Eltern sind nicht da und mit meinem Bruder rumzuhängen wäre auch nicht besser, als hier zu chillen."
Rick nickt und ich muss lächeln, als ich sage: "Schön, dass du hier bist und mir Gesellschaft leistest."
Rick kratzt sich verlegen am Kopf: "Ja...äh...genau..."
Was ist denn jetzt schon wieder?
"Is was?", frage ich und er schüttelt den Kopf: "Nein...Quatsch...ich find's auch cool." Doch sein Blick sagt etwas anderes, danach zu urteilen ist er sich nicht sicher, ob er das Ganze gut oder schlecht finden soll.
Da ich auf sowas kein Bock habe, frage ich: "Wirklich? Du siehst nämlich nicht gerade begeistert aus!"
Ich komme mit solchen Situationen nicht klar und um meine Unsicherheit zu verbergen reagiere ich aggressiv, was meinen Gegenüber eher einschüchtert...
"Ne...ne, alles gut...ich...ich...", er scheint nach Worten zu ringen und ich will hier weg...aber irgendwie will ich auch das Ende des Satzes hören.
"Ich glaube...", Rick holt tief Luft und spricht dann so schnell, dass ich ihn kaum verstehe: "Ach vergiss es."
Er tut nun unbeteiligt und sieht auf sein Handy, wahrscheinlich um die Uhrzeit zu checken.
Ich will wissen, was er sagen wollte.
"Was soll ich vergessen? Du hast ja nicht mal was gesagt!", fahre ich ihn an und er sieht betroffen aus.
"Sorry", murmelt er, ohne seinen Blick zu heben.
"Ne...ich muss mich entschuldigen...das war...das war gerade Scheiße von mir. Es ist nur so...", fange ich an und weiß gar nicht mehr, was ich eigentlich sagen wollte.
Jetzt sieht Rick doch zu mir auf und ich beiße mir auf die Unterlippen.
Mist...was soll ich denn jetzt sagen?
Ich reiße mich zusammen und sage so ruhig, wie ich kann: "Ich bin halt bloß verwirrt, weißt du? Im einen Moment bist du voll cool und chillig drauf und im nächsten dann wieder so abweisend. Was soll das denn? Mache ich irgendetwas falsch?" Ich klinge so verzweifelt und fühle mich auch so, als mich ein missbilligender Blick trifft.

Wo die Liebe hinfällt... (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt