15.

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"Mit dir ist gar nichts! Wieso glaubst du eigentlich immer, dass meine Stimmung was mit dir zu tun hat? Du bist nicht der Mittelpunkt meines Lebens!", fährt Rick mich an und mein Herz fühlt sich an, als würde jemand darauf herum treten und es danach in tausend Stücke reißen.
"Ich dachte halt nur...es muss etwas an mir sein, denn an der Situation", ich wedele mit den Händen im Raum herum, "hat sich ja nichts geändert."
Frustriert verziehe ich das Gesicht. Vielleicht auch ein bisschen, um die Tränen, die sich ihren Weg anbahnen zurückzuhalten.
Rick schnauft und sein Blick ist auf mich gerichtet: "Also...äh...ich...", beginnt er und ich beobachte, wie er die richtigen Worte zu suchen scheint.
"Ich kann sowas nicht so gut", sein Gesicht verzieht sich und ich sehe ihn fragend an.
"Naja...du bist...du bist jemand von den wenigen Leuten, die freiwillig Zeit mit mir verbringen wollen und da ich es gewohnt bin, dass die anderen...eigentlich immer weg wollen, da...da bin ich es nicht gewohnt auf...auf Dauer nett zu sein."
Er holt tief Luft und ich starre ihn an. Wie können andere nicht mit ihm quatschen oder Zeit verbringen wollen? Er ist einer der sympathischsten und witzigsten Menschen, die ich kenne...
"Ich mag dich...also...so wie du bist", bringe ich hervor und ich sehe, wie er versucht, sich ein Lächeln zu verkneifen.
"Das sagst du auch bloß so!", sagt er und setzt wieder diese Maske auf, unter welcher ich schlecht seine Emotionen sehen kann.
Ich schüttele den Kopf: "Wieso sollte ich? Ich habe doch keinen Grund, dich anzulügen. Ich meine, was bringt's mir denn?" Er zuckt die Schultern und sieht dabei wie ein bockiges Kind aus.
"Hey", ich greife nach seiner Hand und drücke leicht zu. Seine Augen richten sich erst auf die Stelle, wo sich unsere Finger berühren und dann zu meinen Augen.
"Du bist toll, so wie du bist", sage ich und er richtet sich langsam auf. Sein schüchterner Blick wandert an mir auf und ab, als er wieder mein Gesicht mustert sagt er: "Das denkst du..."
"Ja...das denke ich und ich meine es ernst!", ich streiche ihm eine Strähne seiner Haare zurück nach oben, die ihm in die Stirn gefallen ist und lächle.
Seine rechte Hand fährt langsam meinen Arm empor und ich merke, wie ich eine Gänsehaut auf meinem unbedeckten Unterarm bekomme.
Unerwartet presst er seine Lippen auf meine und drückt mich leicht nach hinten, sodass ich unter ihm liege. In mir fängt alles Feuer und ich will mehr davon. Unser Kuss ist innig und seine Lippen fordernd.
Als Rick kurz von mir ablässt, fragt er mit einem Blick, ob das auch wirklich okay ist und ich nicke.
Nachdem wir uns einige Minuten lang nur geküsst haben und unsere Körper aneinander gerieben haben, was schon ziemlich heiß war, werde ich in die Realität zurückgeholt.
Die Glocken der Kirche bei uns in der Nähe schlagen und Rick lässt von mir ab.
Ich sehe ihn fragend an: "Musst du noch irgendwo hin?"
Er schüttelt den Kopf: "Nein, aber ich will nicht so spät heimkommen...außerdem ist diese Nacht Regen angesagt und ich weiß nicht, wie lange es noch durchhält."
Genau in dem Moment, als er den Satz fertig gesprochen hat, höre ich wie der Regen an die Scheiben prasselt und sage: "Tja...zu spät", ich zucke die Schultern und er zieht die Nase kraus.
"Wenn du willst, kannst du hier schlafen...", biete ich an, obwohl mir das Ganze schon ziemlich komisch vorkommt. Seit diese WG existiert, hat noch nie jemand hier übernachtet.
Rick nickt: "Das wäre echt...echt super", murmelt er und ich lächle.

"Wir haben leider bloß noch diese Steppdecke und ein Kissen müsstest du dir von hier nehmen", ich deute mit der Hand auf die Couchlehne und Rick dreht sich um. Er ist auf einmal so still.
"Danke", murmelt er und ich nicke lächelnd: "Kein Problem, dafür sind Freunde doch da..."
Freunde...ja das sind wir...
Er nickt und ich sage ihm noch, wo das Klo ist, wünsche ihm dann eine gute Nacht und gehe selber erstmal ins Bad.
Es ist schon um zehn und ich bin echt fertig. Jedoch muss ich noch duschen und so lasse ich das Wasser laufen und warte, bis es eine angenehme Temperatur hat.

Als ich mich gerade ausziehe und nur noch in BH und Slip dastehe, öffnet sich die Tür und ein entsetzt wirkender Rick steht davor und starrt mich an.
Er hat mich im Schwimmbad im Bikini gesehen, also mache ich kein Drama daraus, dass ich jetzt nur in Unterwäsche vor ihm stehe.
"Äh...sorry...tut mir...äh...tut mir leid", er schluckt, sein Blick hängt immer noch an meinem Körper, "...ich gehe einfach nochmal..." Dann schließt er die Tür hinter sich und ich atme aus, merke erst jetzt, dass ich die Luft angehalten habe.

Nachdem ich das Badezimmer, nur mit einem Badetuch bedeckt, verlassen habe und mich in meinem Zimmer gerade umziehe, höre ich die Klospülung und kurz darauf steht Rick auch schon vor meiner Tür und klopft. Ich ziehe mir schnell meinen Pyjama an und rufe: "Ja?"
Die Tür öffnet sich und er kommt langsam auf mich zu. Rick lässt sich neben mir auf meinem Bett nieder.
"Danke das ich hierbleiben darf", bringt er schließlich nach einigen Minuten Schweigen hervor und ich nicke nur.
"Kein Problem", erwidere ich und sehe mich angespannt in meinem Zimmer um.
"Was ist?", fragt Rick, als er bemerkt, wie ich nervös an meinem Fingernagel herumspiele.
"Nichts...ich...ich bin bloß...äh...ich bin froh, dass du hier bist", bringe ich hervor und sein zweifelnder Blick schweift durch mein Zimmer.
Ich lasse mich nach hinten fallen und beginne, die Decke anzustarren. Rick tut es mir gleich und legt sich neben mich. Ich glaube, daran könnte ich mich gewöhnen...
"Wer ist das?", fragt Rick und deutet auf eines der Poster an meiner Wand.
"Ach...nur so 'ne Sängerin", ich betrachte das Poster meiner Lieblingssängerin und bemerke, dass er dasselbe tut.
"Und wie heißt die?", fragt er.
"TINI", antworte ich, mittlerweile flüstern wir nur noch.
"Kenn' ich nicht", antwortet er und ich muss schmunzeln. Natürlich kennt er sie nicht...er ist eher der Metal Typ.
"Ist nicht schlimm", versichere ich ihm und drehe mich so um, dass ich ihn beobachten kann.
Ich sehe ihn lächeln und tue dasselbe.

Wo die Liebe hinfällt... (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt