16.

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Auch er dreht sich zu mir und fixiert mich mit seinen Augen. Diese sind so dunkel und mysteriös, dass ich gar nicht mehr damit aufhören kann hineinzustarren.
Was tue ich hier, oder besser gesagt was tun wir hier? Diese Frage stelle ich mir in Ricks Anwesenheit viel zu oft.
Ich rutsche unruhig hin und her, denn die Lage, in welcher ich mich gerade befinde ist ziemlich unbequem. Mein Rücken schmerzt und als ich endlich eine passende Position gefunden habe und nun fast mit meiner Nase an Ricks Kinn stoße, werde ich ruhiger. Ich spüre seinen Atem an meiner Haut und lächle in mich hinein. Ja...ich bin glücklich...hier bei Rick.
Auch er bewegt sich nun etwas, aber nur, um seine linke Hand, welche er unter seiner Wange hatte, freizumachen. Er positioniert sie vorsichtig, fast zaghaft, an meiner Taille und weil es so unerwartet kommt, zucke ich zusammen.
"Sorry", murmelt Rick und will seine Hand schon wieder wegziehen, doch ich schüttele den Kopf, drücke seine Finger zurück und flüstere: "Alles gut...hab mich bloß erschrocken."
Mit seinen langen Fingern fährt er unter mein Shirt und streichelt langsam die Haut an meiner Hüfte. Eine Weile lang beschreibt er Kreise auf meinem Körper und ich seufze so leise, dass er es nicht hören kann. Er tastet sich langsam nach unten und verhakt seinen Zeigefinger im Bund meines Slips. Er spielt etwas mit dem Gummi herum und lässt mein Gesicht dabei nicht aus den Augen.
Ich muss schlucken, so intim ist diese Situation.
"Darf ich...äh...darf ich dich...äh...anfassen?", fragt Rick mit gerunzelter Stirn und ich reiße die Augen auf, was er im Dämmerlicht aber nicht zu merken scheint.
Ich nicke und muss schlucken, als seine Hand in meinem Slip verschwindet.
Rick ist vorsichtig, scheint aber zu wissen, was und wie er es machen muss...
Ich bin mir sicher, er hat null Erfahrung...außer vielleicht aus Pornos...

Rick drückt mich leicht auf den Rücken und ich schließe meine Augen, widme meine ganze Aufmerksamkeit seinen Fingern, welche um diesen gewissen Punkt kreisen und innerhalb weniger Minuten bekomme ich kaum noch mit, was um mich herum passiert, abgesehen von Ricks vorsichtigen Küssen auf meinem Dekolleté, welches mein runtergerutschtes Shirt freigibt. Eine Welle durchzuckt meinen Körper und ich beiße mir auf meine Hand, um nicht noch lautere Geräusche von mir zu geben. Mein Atem geht nur noch stoßweise und ich spüre Ricks Lächeln an meinem Hals, als er diesen vorsichtig küsst. Er reibt weiter seine Finger an mir und kurz darauf komme ich so heftig, wie noch nie. Es fühlt sich an, als wäre ich in einem anderen Universum und nur Rick, ich und dieses Gefühl existieren.
Während der Rausch, in welchem ich mich befinde wieder abklingt und ich langsam wieder zu Atem komme, muss ich mich selbst erstmal ordnen und wieder in die Realität zurückkehren.
"Und...äh...wie war...das?", stottert Rick und streicht mir mit dem Zeigefinger eine Strähne aus der Stirn.
Mir ist es peinlich, vor ihm auszusprechen, dass es mir gefallen hat und so hebe ich nur meinen Kopf ein Stück und drücke ihm einen Kuss auf den Mund. Ich spüre, wie sich seine Mundwinkel nach oben bewegen und muss auch automatisch lächeln.
"Ich glaube...wir...wir sollten jetzt besser schlafen", sagt Rick, nach einem kurzen Blick auf die Uhranzeige seines Smartphones. Ich nicke und will mich wegdrehen, doch er zieht mich zu sich ran und ich schmiege mich an den Stoff seines T-Shirts. Er liegt auf dem Rücken und ich habe ein Ohr auf seiner Brust, obwohl ich nicht direkt an seinem Herz liege, höre ich es wummern und in mir breitet sich ein wohliges Gefühl aus.

- - -

Am nächsten Morgen, als ich aufwache, muss ich die Augen zusammenkneifen. Da ich am Abend anscheinend vergessen hatte, die Jalousien runter zu machen, strahlt jetzt die Sonne mit voller Kraft ins Zimmer.
Neben mir regt sich was und ich fahre erschrocken zusammen. Ich bin es nicht gewohnt, neben jemandem aufzuwachen. Und schon gar nicht neben einem Jungen...abgesehen von meinem Bruder (im Urlaub in den Ferienhäusern zum Beispiel, aber das zählt ja nicht).
"Morgen", murmle ich, als sich Ricks Blick auf mich richtet und er mich verwirrt mustert.
"Äh...hi?", sagt er schüchtern und ich lächle ihn an.
Oh Gott!
Als Rick sich auch aufsetzt streift seine Hand meine und bei dem Gefühl seiner Finger auf meiner Haut, kribbelt es, was mich an die Gefühle von gestern erinnert.
Oh Mann...wir...er hat es wirklich getan.
"Alles klar?", fragt Rick und holt mich aus meinen Gedanken.
Ich nicke: "Ja klar. Was willst du zum Frühstück?"
Er scheint kurz zu überlegen, sagt dann aber: "Ist egal...wirklich."
Ich nicke und will schon aufstehen, doch da zieht er mich am Arm zurück.
"Wir können doch...noch ein bisschen liegen bleiben...oder willst du noch wo hin?", fragt er und ich schüttele den Kopf. Zum Glück habe ich heute nichts vor und selbst wenn...dann hätte ich das eben abgesagt.
Also schlingt Rick seinen Arm um meine Schultern und ich lehne mich zurück an ihn.

Die Situation ist komisch. Einfach nur, weil ich niemals gedacht hätte, dass Rick der erste sein würde mit dem ich das hier erlebe.
Doch komischerweise bin ich entspannter, als ich dachte.
Wir liegen noch eine Weile einfach so da, niemand sagt etwas und ich lausche nur seinem Atem.

Als ich dann endlich mal auf die Uhr blicke ist es fast halb zehn und ich richte mich auf. Ich schnappe mir meine Klamotten und gehe ins Bad. Rick bemerkt mich gar nicht, denn er scheint nochmal eingeschlafen zu sein.
Dann gehe ich in die Küche und entscheide mich, die Apfelpfannkuchen zu machen, welche ich auch letztens in einer Kochsendung gesehen habe.
Ich hoffe Rick mag Pfannkuchen, aber wer tut das nicht?
Während ich die Pfanne auf den Herd stelle, nachdem ich den Teig fertig eingerührt habe, schalte ich mein Handy ein.
Dann lege ich es jedoch erstmal wieder weg und brate die Pfannkuchen.
Rick kommt, nur in Boxershorts in die Küche und sieht mich mit verschlafenem Blick an.
"Was brätst du?", fragt Rick und ich lächle: "Apfelpfannkuchen."
Er schmunzelt: "Aha..."
Eindeutig ein Morgenmuffel.

Als der Teig aufgebraucht und die Pfannkuchen auf einem Teller gestapelt sind, stelle ich zwei Teller bereit und lege uns Messer und Gabel hin.
"Ach sorry...ich hoffe, das ist okay, mit den Pfannkuchen...", sage ich und merke erst jetzt, dass ich ihn vielleicht vorher hätte fragen sollen, was er essen will.
Er nickt: "Kein Problem, sieht super aus."
Er zieht sich mit der Gabel einen Pfannkuchen auf seinen Teller und ich stehe nochmal schnell auf, um Zucker und Zimt zu holen.

"Was hast du heute so vor?", frage ich Rick, um das Schweigen zu beenden und er kaut erstmal runter, bevor er antwortet:
"Meine Mom hat vorhin geschrieben, ich muss ihr heute helfen ihren neuen Schrank aufzubauen. Außerdem hat sie neue Gartenmöbel gekauft, welche sie wahrscheinlich auch nicht alleine aufgebaut bekommt."
Ich nicke: "Klingt ja spannend."
Er lacht verlegen: "Ja...und du?"
Ich zucke mit den Schultern: "Mal sehen, vielleicht hat Justine Zeit...wir wollten uns schon seit Ewigkeiten mal wieder treffen." Ich spieße noch ein Stück von dem Teig auf meinem Teller auf und stecke es mir in den Mund.
"Du hast noch Kontakt zu ihr?", fragt Rick verwundert und ich nicke.
"Ja, wir schreiben gelegentlich."
"Cool", meint er nur. Ich weiß nicht so genau, wie das Verhältnis zwischen Rick und Justine war, aber auch sie hat die Klasse verlassen, jedoch nicht um die Schule zu wechseln, sondern, um eine Ausbildung anzufangen. Sie hatte die zehnte geschafft und dank eines Praktikums ihren Traumjob gefunden.

Wir essen auf und Rick hilft mir dabei, die Spülmaschine einzuräumen. Als wir damit fertig sind, lassen wir uns nochmal am Tisch nieder und quatschen noch ein bisschen.
Bis er dann schließlich auf die Uhr blickt und meint, er müsse dann mal los.
Zum Abschied drückt er mir im Flur, nachdem er seine Jacke übergezogen hat, noch einen Kuss auf die Wange.
Ungewohnt...aber schön.
Wir verabschieden uns voneinander und er verlässt die Wohnung.

Wo die Liebe hinfällt... (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt