Jeder Tag könnte mein letzter sein, dem war ich mir mehr als nur bewusst.
Ich bereute es vor drei Monaten gedacht zu haben diese Zeit könnte langweilig werden.
Denn damals wusste ich einfach nur noch nicht das ich hier die Person treffe werde die mir jeden Tag die Motivation gibt weiter zu kämpfen.
Ich weiß nicht sie lange ich noch habe. Vielleicht Tage? Wochen? Oder Stunden? Denn meine Ärzte sagen es steht schlecht um mich.
Vor kurzem war ich doch noch bereit zu sterben wieso jetzt nicht mehr?
Wieso fühlt es sich jetzt so an als würde ich etwas ganz wichtiges einfach zurücklassen?
Wenn ich mich entscheiden müsste was da schlimmste an meiner Krankheit ist würde ich nicht das sterben wählen, sondern den Sterbeprozess.
Dieser war qualvoller als alles was ich bis jetzt erlebt hatte.
Mir vielen die Haaren immer mehr aus. Ich würde dünn, schwach und zerbrechlich. Ich konnte mich nicht einmal richtig alleine fortbewegen.
Sogar bei kleinen Alltagsdingen war ich auf Hilfe angewiesen.
Ich hasste es. Wieso machte mein Leben es nicht einfach kurz und schmerzlos?
Wieso lässt es alle dabei zusehen wie ich elendig zu Grunde gehe.
Ich war erbärmlich. Einfach nur erbärmlich.
Und ich vermisse Iwa. Er ist zwar gerade mal seit 20 Minuten weg und wird bald wieder da sein, aber trotzdem vermisse ich ihn.
Auch hatte ich Angst. Angst jeder Blick könnte unser letzter sein.
Ihm ging es genauso und deswegen durfte er ab heute bei mir "einziehen" bzw. In mein kleines Krankenhauszimmer.
Mein Arzt hielt dies für eine clevere Entscheidung, da es mir in der Nähe des dunkel braunhaarigen gut ging, psychisch gut natürlich nur.
Meine Augenlider werden schwer und ich beschloss etwas zu schlafen. Könnte auf jeden Fall nicht schaden, da ich wieder viel zu erschöpft war.
Iwaizumi pov.
Zu Hause kramte ich nur das nötigste zusammen. Es mag paranoid klingen aber ich hatte böse Vorahnungen.
Ich kam schneller wieder im Krankenhaus an als ich erwartet hatte und sofort eilte ich zu Kawas Zimmer.
Angekommen fand ich einen friedlich schlafenden Oikawa vor. Erleichtert atmete ich aus und setzte mich auf den Rand des Bettes. Ich hätte wohl umsonst Angst.
Immer wenn er schlief sah er so ruhig und entspannt aus, so als könne ihm nichts und niemand etwas anhaben. Dabei war er der der am meisten zu kämpfen hatte.
Ich führte einen Kampf den er nicht gewinnen konnte.
Ich bewundere ihn ein wenig dafür. Er weiß das er bald drauf gehen wird und trotzdem beginnt er jeden Morgen mit einem Lächeln.
Nur wie es hinter dem scheinbar niemals endenen Lächeln aussah zeigte er eher selten.
Oft quälte er sich durch die Nächte, machte sich Vorwürfe und betrauerte sein Schicksal.
Es war sein gutes Recht und niemand nahm es ihm übel.
Ich war immer für ihn da, denn das ist das mindeste was ich tun kann.
Ich griff nach seiner knochigen Hand und strich mit meinem Daumen über seinen Handrücken.
"Ich werde bis zum Ende an deiner Seite bleiben, dass verspreche ich dir Tooru." flüsterte ich eher zu mir selbst.
Hätte ich gewusst das er in dem Moment wach gewesen ist wären die Dinge vielleicht anders gekommen.
Die Tage vergingen und obwohl draußen Hochsommer herrschte war die Atmosphäre eher kühl und drückend.
Ich saß mit Oikawa auf einer Bank, in der Außenanlage des Krankenhauses. Auf Grund seines Zustandes durften wir das Gelände nicht mehr verlassen.
"Darf ich dich was fragen Iwa?"
"Alles"
"Was wirst du nach meinem Tod tun?"
In meinem Hals bildete sich ein Kloß. Mit so einer Frage hatte ich nicht gerechnet.
"Ich weiß nicht. Ich werde wahrscheinlich hier weiter machen, mal sehen was die Zukunft so bereit hält." Antworte ich mit einem zaghaften Lächeln.
"Genieße es Iwaizumi. Genieße jeden Augenblick, versprich mir das." Oikawa lehnte seinen Kopf auf meine Schulter und schloss die Augen.
"Ich verspreche es dir."
Ich wünschte ich hätte ihm damals noch mehr gesagt.
Später am Abend lagen wir gemeinsam eng umschlungen in seinem Bett. Das passierte oft wenn er nicht schlafen konnte, oder einfach wenn wir die nähe des jeweils anderen vermissten.
Verträumt spielte ich mit einigen Strähnen seiner seiden weichen Haare. Ich merkte wie sein heißer Atem an meinem Hals kitzelte und wusste dadurch das er schläft.
Die darauf folgenden Tage waren qualvoll. Oikawa wurde mehrere Male notoperiert, da sein Zustand wieder schlechter wurde. Man sah ihm immer mehr an wie sehr ihn der Tumor zerfraß und es tat weh. Es tat verdammt weh ihn so zu sehen.
Ich saß auf dem Stuhl an dem alles angefangen hatte. Vieles hatte sich in der Zeit verändert. Wir waren keine Fremde mehr, sondern Freunde.
Vieles hatte wir voneinander gelernt, vieles voneinander abgeguckt und vieles von einander erfahren.
"Was grübelst du so Iwa-lein? Ich höre deine Gedanken ja bis hier." scherzte der größere.
Ich gab ein müdes Lächeln von mir. "Es ist nichts alles gut." Wieso hatte ich in dem Moment nicht die Wahrheit gesagt? Ich weiß es selber nicht.
Mein Gegenüber pickste mir in die Wange.
"Dann hör auf ein so ernstes Gesicht zu machen." Nach all dem hatte er sein lächeln immer noch nicht verloren. Diese Erkenntnis brachte mich selber zum grinsen.
"So siehst du gleich viel freundlicher aus Iwa."
Es wurde wieder still zwischen uns keiner wusste was er tun geschweige denn sagen sollte.
Ich konnte nicht mehr. Ich musste es wenigstens einmal. Ich musste wenigstens einmal den Geschmack seiner Lippen spüren bevor er mich verließ.
Und so legte ihn eine Hand aus seine Wange, zog ihn zu mir und verband unsere Lippen. Ich erwartete nicht das er erwidert, doch genau das tat er. Ich wollte nicht das diese zarten, rosanen Lippen meine jemals wieder verließen. Doch alles schöne hat irgendwann ein Ende.
So sahen wir uns gegenseitig in die Augen und mir lief eine Träne über die Wange. Oikawa wischte sie weg und lächelte.
"Ich glaube jetzt ist ein guter Zeitpunkt um zu gehen. Iwa versprich mir ab und zu mal an mich zu denken, aber klammer dich nicht hier dran okay? Lebe ein glückliches Leben und tu all das was ich nicht konnte. Sei frei und lebe, Iwaizumi."
Und dann hallte ein schrilles Piepen durch den Raum. Sein Herz war stehengeblieben und es gab keinen Puls mehr. Nun war er fort. Er war fort und all die Dinge die ich ihm sagen wollte werden ihn niemals erreichen.
Ich saß einigen Sekunden, ohne jegliche Regung auf dem Stuhl, bis ich von Ärzten die hereinstürmten und Krankenschwestern hinaus gescheucht wurde.
Sei frei und lebe hatte er gesagt. Es würde schwer werden aber ich werde ihm seinen letzten Wunsch erfüllen. Ich werde leben für dich Oikawa, oh mein überalles geliebter Tooru ich werde für dich leben.
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Und ende😃 ich hasse mich gerade selber dafür lol
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