EPILOG

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Einige Wochen später...

Als ich an jenem Freitag den Hörsaal meiner letzten Vorlesung des Tages verließ und auf den sonnenbeschienen Parkplatz trat, war ich genau dort, wo ich vor einem Jahr mein neues Leben in Silverhaven begonnen hatte, mit dem Unterschied, dass ich nicht mehr das gebrochene, kaputte Mädchen von damals war, das vor seinen Problemen und seiner Vergangenheit davonlief. So, wie ich heute hier stand, hatte ich im vergangenen Jahr gelernt, zu kämpfen und mich meinen Problemen zu stellen, auch wenn der Weg zu einer Lösung hart und steinig war. Ich war vielleicht in diese Stadt gekommen, um zu vergessen, aber ich hatte schnell gelernt, dass man vor seiner Vergangenheit und seinen Problemen nicht davonlaufen konnte, egal wie viele Kilometer man dazwischen brachte. Unsere Vergangenheit blieb immer ein Teil von uns, aber sie musste unser Leben nicht bestimmen, wenn wir es nicht wollten.

Und ich war längst nicht mehr dazu bereit, mir meine Freude am Leben nehmen zu lassen, auch wenn meine beste Freundin tot war. Ich vermisste Emma noch immer jeden Tag, aber ich hatte eingesehen, dass sie fort war und nie mehr zurückkehren würde. Loslassen war schwierig, aber ich zweifelte nicht mehr daran, dass ich es mithilfe meiner Psychotherapeutin Dr.Hunt, die ich einige Tage nach Newtons und meiner Versöhnung aufgesucht hatte, schlussendlich schaffen würde. Die Sitzungen mit Dr.Hunt halfen mir jeden Tag ein bisschen mehr, auch wenn es mir noch immer schwierig fiel, über das Vergangene zu reden. Sogar Newton hatte sich dazu bereit erklärt, einen Psychotherapeuten aufzusuchen, nachdem er mir gestanden hatte, wie viel ihn Emmas Tod noch immer belastete. Ich wusste längst, dass dies der erste Schritt in die richtige Richtung war, den wir schon nach Emmas Tod hätten tun sollen, anstatt davonzulaufen. Aber dass wir heute dazu bereit gewesen waren, zeigte, wie viel uns dieses letzte Jahr in Silverhaven gelehrt hatte.

Denn auch wenn unsere Gründe für den Umzug nach Silverhaven zweifelhaft gewesen waren, konnte ich nicht behaupten, dass diese Stadt nicht das Beste war, das mir je passiert war. Ohne Emmas Tod wären wir nie hergekommen, wir hätten Liv, Chase und Ashley nie kennengelernt und hätten kostbare Erfahrungen nie unsere nennen können. In Portland lag meine Vergangenheit, doch in Silverhaven war meine Zukunft. Und in gewisser Weise hatte es Emmas Tod eine Bedeutung geschenkt. Ich konnte mit Gewissheit sagen, dass Emma nie umsonst gestorben war. Denn so schrecklich es auch klang, ihr Tod hatte uns neue Freundschaften, Erfahrungen und Gefühle geschenkt, die sonst niemals an die Oberfläche gekommen wären. Es war ihr Tod, der uns gezeigt hatte, wie wichtig Freundschaften, die Liebe und das Bedürfnis, zu kämpfen, waren. Ich wusste, würde mich je Zweifel überkommen und der Schmerz erneut die Oberhand gewinnen, konnte ich daran festhalten, dass Emma uns selbst nach ihrem Tod so viel gegeben hatte. Vieles, das ich erst jetzt erkannte und noch immer wieder entdeckte.

Auch wenn Emma tot war, hatte ich alles, was ich zum Glücklichsein und Leben brauchte. Ich hatte Freunde, die immer für mich da waren. Ich hatte ein Studium, das mich mehr als erfüllte, ein Zuhause, das mir die schönsten Gefühle gab. Und ich hatte einen Mann, der mich mehr als alles auf der Welt liebte, der mich zum Lachen und Grinsen brachte. Einen Mann, den ich manchmal so sehr liebte, dass es wehtat. Ich war nicht allein und wurde geliebt. Ich hatte Glück, Liebe, Hoffnung und Erinnerungen, die kostbar waren. Ich lebte und liebte es jeden Tag ein bisschen mehr. Was wollte ich mehr, wenn nicht das? Ich hatte es vielleicht nie gesehen, aber Emmas Tod hatte mein Leben nicht zerstört, so, wie ich es immer geglaubt hatte.

Während die warme Sonne auf meine gebräunte Haut schien und ich eine dunkle Sonnenbrille auf meiner Nase trug, lief ich durch die Autoreihen zu meinem roten Cadillac CTS, der irgendwo in diesem Meer aus Autos auf mich wartete. Ich grüßte und lächelte Kommilitonen und Professoren, die mir über den Weg liefen, an, doch in Wahrheit gab es nur einen Menschen, den ich anlächeln wollte und zwischen den vielen Autos suchte. Ein Mensch, auf dessen Heimkehr ich mich seit dem Tag, in dem er im Krankenhaus gelandet war, freute. In den vergangenen Wochen hatten Newton und ich Unmengen von Zeit miteinander verbracht, obwohl er noch eine lange Zeit im Krankenhaus verbracht hatte. Doch ich war so oft bei ihm gewesen, dass mich am Ende jede Schwester gekannt hatte. Aber als letzte Woche die Nachricht kam, dass Newton endlich nach Hause kommen durfte, war ich unendlich froh gewesen, all diese Schwestern und das Krankenhaus nicht mehr sehen zu müssen. Und als Newton mir dann auch noch versichert hatte, er würde mich am Freitag von der Uni abholen, war mein Leben mehr als perfekt geworden, zumal Newton noch nichts davon wusste, dass unsere Freunde in seiner Wohnung mit einer kleinen Überraschungsparty, die ich mit Liv geplant hatte, auf uns warteten.

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