LEAVE THE PAST BEHIND

KAPITEL 13

Es war mir schleierhaft, wie so ein simples Basketballspiel mich so nervös machen konnte, dass ich nicht einmal mehr dazu in der Lage war, still auf den unbequemen Holzbänken der Tribüne zu sitzen. Eingequetscht zwischen Liv und irgendeinem fremden Typen rutschte ich ungeduldig hin und her und reckte dabei meinen Kopf, um etwas sehen zu können, wobei ich genau wusste, dass es noch mindestens 10 Minuten dauerte, bis das Spiel losging. Ich hatte jedes noch so kleine Detail der Sporthalle in mich eingesaugt und dabei nicht ein Wort von dem mitbekommen, über das Ashley und Liv sich, seit wir hier angekommen waren, unterhielten. Sie hatten sich nicht einmal die Mühe gemacht, mich aus meinem Tranceartigen Zustand zu holen, wofür ich ihnen sehr dankbar war. Denn angesichts meiner Nervosität hätte ich vermutlich nicht ein Wort herausbekommen. Es fühlte sich unglaublich seltsam an, hier zu sitzen. Und auf irgendeine Art und Weise fühlte ich mich noch immer schuldig. Schuldig, weil ich in den fünf Jahren, in denen Newton und ich nun schon befreundet waren, nicht ein einziges Spiel von ihm besucht hatte. Als seine beste Freundin sollte ich so etwas tun, aber ich hatte es niemals, dabei wusste ich nicht einmal den genauen Grund dafür. Newton hatte mich niemals darum gebeten, vielleicht hatte ich deshalb nie darüber nachgedacht. Ich wusste es jedenfalls nicht. Ein kleiner Teil von mir bereute es, dass ich erst jetzt dazu gekommen war. Und wer wusste schon, ob ich auch hier sitzen würde, wenn Liv nicht den Vorschlag gemacht hätte.

Die Tribünen waren bis auf den letzten Platz besetzt. Überall trugen die Menschen T-Shirts, Schaumhandschuhe und vereinzelt sogar Schals, für die es viel zu warm war, in der Farbe der University Of Silverhaven. Auch die Spieler aus Los Angeles hatten ihre Fans mitgebracht, die hin und wieder vernichtende Blicke zu unserer Tribüne hinüberwarfen, als wären wir eine lästige Krankheit. Doch trotz der kleinen Feindseligkeiten war die Stimmung ausgelassen und fröhlich. Man sah den Leuten an, dass sie sich auf das Spiel freuten und hofften, dass ihre Mannschaft den Sieg nach Hause tragen würde. Auch auf Ashley, Liv und mich hatte diese Stimmung irgendwie abgefärbt, auch wenn ich hin und wieder spürte, wie angespannt Liv angesichts der vielen Menschen war. So sehr sie uns auch verkaufen wollte, dass alles gut war, ich war nicht blöd, auch wenn ich mit meiner eigenen Nervosität beschäftigt war.

Als eine Ansage durch die Lautsprecher ertönte, die ich nur verzerrt wahrnahm, spürte ich plötzlich, wie Liv mich mit ihrem Ellenbogen in die Seite stieß. »Das Spiel geht los, Ever.«, flüsterte sie mir zu und setzte sich gerade auf ihrem Sitz hin, die Beine überschlagen.

Ich nickte und richtete meinen Blick auf das Spielfeld, auf dem die Spieler bereits begannen, sich zu versammeln. Während die Mannschaft der University Of Silverhaven blaue Trikots trugen, war es bei der Mannschaft der University Of Southern California rot. Obwohl sich eine große Menge an Spielern mit ihren jeweiligen Coaches auf dem Feld befand, war es die Nummer 23, die mir sofort ins Auge stach: Newton. Selbst in dem unmodischen, durchgetragenen und möglicherweise auch verschwitzten Trikot sah Newton einfach umwerfend aus. Es betonte seine Schultern und gab mir einen perfekten Blick auf seine durchtrainierten Arme. Seine dunklen Haare waren verwuschelt und sahen vom Aufwärmtraining bereits etwas verschwitzt aus. Und als Newton seinen Blick schließlich suchend über das Publikum gleiten, schlich sich ein kleines Lächeln auf meine Lippen, das noch breiter wurde, als seine Augen meine fanden. Einige Herzschläge lang existierten nur wir beide. Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an, in der wir beide uns einfach nur ansahen und lächelten. Bis auch Chase uns bemerkte und grinsend seine Hand hob. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Liv ebenfalls die Hand hob und winkte. Ein letztes Mal grinste ich Newton zu, dann nahmen die Spieler ihre Position ein und der Startpfiff ertönte, der das Spiel offiziell eröffnete. Mein Herzschlag beschleunigte sich und als ich meinen Blick auf das Spielfeld richtete, schaffte ich es nicht mehr, ihn abzuwenden. Es war die reinste Kunst, was die Jungs dort vollführten. Vor allem Newton.