Am nächsten Morgen war es der süchtig machende Geruch von frischem Kaffee, der mich aus einem albtraumlosen und tiefen Schlaf holte, wie ich ihn seit Emmas Tod nicht mehr erlebt hatte. Erst einige Sekunden später, nachdem ich registriert hatte, dass Newton mir die volle Kaffeetasse praktisch vor die Nase hielt und dabei verschmitzt grinste, bemerkte ich mit aufgerissenen Augen, dass ich noch immer in seinem Bett lag. Nicht in meinem. Allein diese Tatsache reichte, um mich hellwach zu bekommen und mein Herz einen Vollsprint hinlegen zu lassen. Gleichzeitig war es mir so unglaublich peinlich, dass ich mir am liebsten die Bettdecke über den Kopf gezogen hätte.
»Auch mal wach, du Schlafmütze.«, sagte er grinsend und hielt mir die Kaffeetasse entgegen, die ich ihm mit leicht zitternden Händen und einem peinlich berührten Blick abnahm, um sie gleich darauf an meine Lippen zu führen. Auch wenn ich schon mehr als wach war, spürte ich, wie der Kaffee meine Lebensgeister zurückbrachte, die es nach der gestrigen Aktion ziemlich hart getroffen hatte. Leider half der Kaffee nicht dabei, meine pochenden Kopfschmerzen und geschwollenen Augen zu vertreiben.
»Newton«, begann ich zögernd, während ich die Tasse in meinen Händen hin und her drehte und mich nicht traute, ihm in die Augen zu sehen, »Ich—«
»Schon gut, Eve«, unterbrach er mich sanft, »Es war lediglich eine Nacht, keine große Sache. Und ob du es glaubst oder nicht, unsere Couch ist auch ganz gemütlich.« und unterstrich seine Worte mit einem typischen Newton-Grinsen, das mich den Kopf schütteln ließ. Für ihn schien es vielleicht keine große Sache zu sein, für mich schon. Denn das war es, eine große Sache und ich hatte keine Ahnung, wie ich ihm je dafür danken sollte. Nicht nur für das Bett, für alles, was er gestern getan hatte.
»Du hättest es nicht tun müssen.«, erwiderte ich leise, während ich mir Newtons Blick deutlich bewusst war.
»Aber das habe ich.«, hörte ich ihn sagen, »Und selbst wenn es noch 100 Mal vorkommt, würde ich es immer wieder tun, Everlyn. Solange es dir hilft, dich besser zu fühlen, habe ich nicht das kleinste Problem damit.« Seine Worte brachte etwas in meinem Magen zum Flattern. Und als ich endlich aufsah, traf mich sein warmes Lächeln so unerwartet, dass ich unwillkürlich selbst lächeln musste. Wie hatte ich diesen Mann nur verdient?
»Danke«, flüsterte ich.
Er nickte kaum merklich und sah für eine Sekunde aus, als wollte er mich in seine Arme ziehen. Doch er tat es nicht. Stattdessen trat er einige Schritte zurück und räusperte sich. »Jetzt trink endlich deinen Kaffee, du Plappertasche, und mach dich fertig. In 15 Minuten treffen wir uns draußen auf dem Parkplatz.« Und mit seinen Worten verschwand auch die Anspannung aus der Luft, als hätte er einen Schalter umgelegt.
Nett, wie ich war, überging ich die Tatsache, dass er mich Plappertasche genannt hatte und grinste. »Warum? «, fragte ich lachend, »Willst du mich aussetzen, damit ich dich nicht mehr nerven oder dein Bett besetzen kann?«
Er lachte leise und beugte sich zu mir herunter. »Sehr lustig, Everlyn. Aber heute hast du Glück: denn die Nacht auf der Couch hat ihre Spuren bei mir hinterlassen, dass ich leider nicht dazu fähig bin, dich zu kidnappen. «, antwortete er und seine Augen nahmen einen geheimnisvollen Zug an, »Allerdings würde ich dir sehr gerne etwas zeigen.« Dann verließ er das Zimmer und ließ mich völlig ahnungslos zurück. Was zur Hölle?
—
15 Minuten später stand ich mit einer schwarzen Shorts und einem rosa Top bekleidet auf dem Parkplatz im Innenhof und starrte Newton völlig entgeistert an, als hätte er gerade vorgeschlagen, eine Bank auszurauben. Seit wann genau besaß er denn bitte ein Motorrad und warum hatte ich davon nichts mitbekommen?
»Warum um alles in der Welt hast du ein Motorrad, Newton?«, fragte ich ihn mit piepsiger Stimme, während ich es noch immer nicht schaffte, meine Augen von dem Ding zu lösen.
DU LIEST GERADE
LEAVE THE PAST BEHIND
Romance»Wir sind voll von Chaos, aber genau deswegen liebe ich uns zusammen so sehr.« Als Everlyn Monroe zusammen mit ihren Freunden ihre einst so geliebte Heimat Portland verlässt, hat sie nur ein Ziel vor Augen, das sie um jeden Preis erreichen möchte: e...