Warme Sonnenstrahlen, die mein Zimmer in goldenes Licht tauchten, weckten mich aus meinem Tiefschlaf. Mit einem Stöhnen rollte ich mich im Bett herum und drückte mir eines der bunten Kissen aufs Gesicht. Ich wollte mein Bett nicht verlassen. Allerdings machte mein Zimmer von der Temperatur her mittlerweile einem Backofen Konkurrenz. Um es genau zu sagen: Es war verdammt heiß und ich hatte das Gefühl, dass meine Haut jeden Moment verbrennen würde. Ein ziemlicher Nachteil, wenn das Zimmerfenster direkt an der Sonnenseite lag.
Mit einer aggressiven Bewegung strampelte ich die viel zu dicke Bettdecke, die mit einem kitschigen Blumenmuster bedruckt war, weg und sprang auf, als hätte mich eine Biene gestochen. Es war kaum auszuhalten in dieser Hitze. Selbst Mitte April herrschten in Silverhaven schon Temperaturen von 20 Grad. Etwas, das es in Portland niemals gegeben hätte. Danke, Kalifornien!
Der Spiegel neben meinem Kleiderschrank ließ mich abrupt innehalten. Hatte ich etwa so geschlafen? Völlig ungeduscht, mit verwischter Schminke, die mich wie ein Waschbär aussehen ließ und meinen schmutzigen Alltagsklamotten? Ähm...ja.
Ein leises Knurren entwich mir, während ich mir frustriert die Haare raufte. Das konnte ja wohl nicht wahr sein. Wie oft war mir das in den vergangenen Monaten passiert? Zu oft, als dass ich es hätte zählen können. Abends war ich teilweise so fertig von meinem Tag, dem Studium und anderen Sachen, dass solche Dinge wie Abschminken oder Klamottenwechseln in den Hintergrund rückten und ich einfach nur noch tot müde ins Bett fiel.
Wenn Emma noch hier wäre, dann würde dir sowas nicht passieren, dachte ich bitter.
Traurigerweise war das die Wahrheit. Emma hatte auf ihre Weise auf mich aufgepasst und dafür gesorgt, dass ich niemals vergaß, mir Zeit für mich alleine zu nehmen, als ich noch diese Art von Schülerin gewesen war, für die Schule an erster Stelle gestanden hatte. Manchmal hatte sie mich sogar spät abends angerufen, um sich zu vergewissern, dass ich nicht noch immer an meinem Schulkram saß. Vielleicht war sie überfürsorglich gewesen, aber meine beste Freundin blieb sie trotzdem. Keiner kannte mich besser als Emma, nicht mal Sky, die mich schon einige Jahre länger kannte, als Emma es tat. Im vergangenen Jahr war mir erst bewusst geworden, wie sehr ich meine beste Freundin brauchte. Nur war sie nicht mehr da.
Tränen juckten in meinen Augen und der dicke Kloß in meinem Hals machte mir das Atmen schwer. Automatisch ballte ich die Hände zu Fäusten und grub meine Fingernägel so tief in meine Hände, dass es wehtat. Mein Kiefer malte, während ich mit aller Kraft versuchte, die Tränen zu unterdrücken. Ich wollte nicht weinen. Mein Tag durfte nicht mit Tränen beginnen. Niemals.
Als ich mich wieder einigermaßen unter Kontrolle hatte, schnappte ich mir missmutig eine blaue Jeansshorts und ein schwarzes Tanktop aus meinem milden Kleidersortiment und stapfte schlecht gelaunt in Richtung Badezimmer. Ich brauchte dringend eine Dusche, um mich wieder einigermaßen frisch zu fühlen. Und eine Tasse Kaffee.
Für einen Donnerstagmorgen war es noch unwirklich still in unserer Wohnung, was wohl daran lag, dass unsere morgendlichen Vorlesungen aufgrund irgendeiner Veranstaltung ausfielen. Da Leo und Sky die größten Morgenmuffel aller Zeiten waren, schliefen sie vermutlich noch tief und fest, während Newton sowieso immer früh aufstand, um Sport zu machen und ich nicht sonderlich viel davon hielt, lange zu schlafen. Ganz nach dem Motto: der frühe Vogel fängt den Wurm.
Gerade, als ich nach der Türklinke greifen wollte, wurde die Tür schon schwungvoll aufgerissen und ich taumelte gegen eine breite Brust. Ein breite Männerbrust. Ein würziger Geruch umwehte mich. Und ohne aufzusehen, wusste ich schon, zu wem diese Brust und der Geruch gehörten. Newton. Mir stockte der Atem, als mein müdes Hirn registrierte, dass er kein T-Shirt trug, und ich sog scharf die Luft ein, um die Tatsache zu überspielen, dass es mich alles andere als kalt ließ. Verdammt. Ich machte mich bereits auf einen spöttischen Kommentar von Newton gefasst. Warum musste sowas immer mir passieren? Und dann auch noch mit ihm. Sollte er nicht eigentlich gerade irgendeinen Sport machen und sich dabei die Seele aus dem Leib trainieren?
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LEAVE THE PAST BEHIND
Romance»Wir sind voll von Chaos, aber genau deswegen liebe ich uns zusammen so sehr.« Als Everlyn Monroe zusammen mit ihren Freunden ihre einst so geliebte Heimat Portland verlässt, hat sie nur ein Ziel vor Augen, das sie um jeden Preis erreichen möchte: e...