Und so finden wir uns nun schweigend auf einer alten Holzbank im hinteren Teil des Pausenhofs wieder. Ungeduldig schnaube ich auf. „Lass mir doch wenigstens etwas Zeit, um mich zu sammeln.", motzt mich die Zicke neben mir an. „Wärst du irgendein gottverdammtes, anderes Mädchen könnte ich einfach mein gesamtes Verhalten auf mein Geschlecht abwälzen. Von wegen ich bin nun mal ein Junge, da ist es eben meine Art, mich vor anderen zu profilieren, ohne Rücksicht auf die Gefühle dritter zu nehmen. Aber du bist niemand, den man unter drittes ablegt und somit funktioniert meine Erklärung auch nicht."
Schroff setzte ich an seine sexistischen Theorien zu unterbrechen. „Nein, bitte lass mich ausreden. Ich weiß inzwischen, dass man nicht alles über genderspezifische Entschuldigungen eines Charakterunfalls von sich weisen kann, manchmal muss man auch einfach mal dazu stehen, dass man ein Arschloch war. Und das war ich gewiss. Und vielleicht könnte ich einfach so weitermachen, aber jenes geht nicht mehr. Nicht, wenn ich dich dadurch verliere. Val, ich habe dich in deinem Stolz verletzt und deine Ehre beschmutzt, aufgrund meines kindischen Verhaltens, und auch wenn du es nicht hören willst, es tut mir sehr leid."
Eine Weile schaue einfach nur in seine Augen, diese Entschuldigung hatte sich echt angefühlt. Er hatte meinen Stolz angekratzt und nun seinen eigenen runtergeschluckt, wir waren quitt. Doch was bedeutete dies nun? Würden wir jetzt Freunde werden? Wie lief sowas ab?
Allerlei Fragen hielten Sitzungen in meinen Kopf ab und doch war alles, was mir über die Lippen kam: „Ich muss heute zwei Stunden nachsitzen, nur weil ich dem Lehrer einen Tipp zur Unterrichtsgestaltung gegeben habe." Noah scheint einen Moment auf dem Schlauch zu stehen, wahrscheinlich ist er ziemlich verwirrt über den abrupten Themenwechsel. Tatsächlich war ich das auch.
„Ich hole dich danach auf dem Parkplatz ab.", mit dieser Feststellung steht der Hochgewachsene auf und verschwindet. Wie schaffe ich es nur immer Noah mit nur einem Satz zu vertreiben, aber Eliza nicht mal eine einzige Minute zum Schweigen zu bringen?
Wenn man vom Teufel sprach, nicht lange hatte ich noch auf der Bank gesessen, da eilte Eliza mir auch schon völlig verschwitzt, von der Sporthalle aus, entgegen. Über die Versöhnung mit Noah verlor ich kein Wort, nicht nur weil Liz dafür auch keine Minute Platz gelassen hatte in ihrem Anfall von Geplapper. Vielleicht war sie ein Junkie, süchtig nach Gesprächsstoff.
Den restlichen Schultag verbrachte ich ähnlich, mit blutenden Ohren neben Liz. Heute war sie der Superlativ ihrer selbst, kaum noch stillschweigend zu erleben. Sogar die Mittagspause haben wir verpasst, weil der Lockenkopf eine ihrer Meinung nach hochgradig spannende Story noch kurz zu Ende erzählen wollte. Somit investierte ich meine Siesta mit halbem Zuhören und leichtem Dösen im Geschichtssaal, anstatt eine gehörige Menge Kilojoule zu mir zu nehmen, um die zwei ausdrucklosen Strafstunden zu überstehen.
Mit einem „Konstantinova, wird das nun zum Ritual?", leitete die Aufpasserin, wessen Namen ich vergessen hatte, meine Nachsitzzeit ein. Ihre Anspielung auf meine wiederholte Teilnahme war nicht ganz unbegründet, schließlich war ich auch schon letzten Freitag hier, aufgrund einer kleinen, verbalen Auseinandersetzung mit meinem Mathelehrer, welcher zusätzlich auch noch Sportlehrer ist. Da ich keine seiner Fragen mit der richtigen Lösung oder überhaupt irgendeiner beantwortete, verlangte er als Sanktion Kniebeugen von mir, welche ich mit einem „Ich knie nur vor Gott!" abtat. Jenes beförderte mich ebenfalls zum Nachsitzen, da ich undiszipliniert sei und die Autorität meiner Lehrkräfte in Frage stellen würde. Letzteres konnte man durchaus so stehen lassen.
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ᖴᗩᑌSTSᑕᕼᒪᗩG ᑎᗩᑕᕼ ᒪIEᗷE!
Teen FictionGegensätze ziehen sich an, nicht wahr? Doch was passiert, wenn zwei Rebellen aufeinander treffen? Stoßen sie sich ab? Oder rebellieren sie auch gegen diese Theorie? Valea Konstantinova hat jeglicher Art von zwischenmenschlicher Beziehung schon vor l...