„Valea Schätzchen bist du es?" Ertappt drehe mich um. Vor mir steht eine mich breitmaulfroschmäßig anlächelnde Christina. „Äh ja, hallo Chrisi richtig?", gezwungen grinse ich leicht zurück. „Wie geht es dir Süße? Betty meinte, letztens ging es dir nicht sonderlich gut, aber Noah scheint sich ja gut um dich gekümmert zu haben, nicht wahr?" Ohne Punkt und Komma redete die Frau mittleren Alters auf mich ein. „Oh ja, Noah ist eben ein richtig toller Typ.", nuschelte ich ironisch vor mich hin. Christina schien diese Äußerung entweder nicht gehört zu haben oder sie ignorierte sie geflissentlich.
„Hast du um eine solche Uhrzeit eigentlich keine Schule?", fragt sie mich beiläufig, während sie irgendetwas im Regal neben uns zu suchen scheint. „Ich habe früher Schluss.", obwohl ich eine recht gute Lügnerin bin, macht mich Christina nervös. Mit einem recht desinteressierten Nicken reagiert sie, dreht sich dann jedoch ruckartig zu mir um. Stolz hält sie eine Packung Pralinen, auf welcher eine Erdbeere abgebildet ist, hoch. „Das sind Bethanys Lieblingspralinen. Ich treffe sie gleich vor dem Geschäft." Während sie die Schachtel vorne am Tresen zahlen geht, schmuggle ich die Kippen schnell zurück an ihren Platz.
Kaum wirbele ich herum, so steht die Dunkelhaarige auch schon neben mir und hakt sich bei mir unter. Die Situation ist mir sehr unangenehm. Sowie wir das Geschäft verlassen haben und hinter der Ecke verschwunden sind, lässt Christina mich los und kichert. „Es war die richtige Entscheidung! Tabak schädigt die Lunge, Mäuschen." Ich spüre, wie mein Gesicht um einige Nuancen blasser wird. Sie hatte es mitbekommen. Warum also kicherte sie darüber? Würde sie mir nun keine Predigt übers Klauen halten? „Jetzt guck doch nicht so! Denkst du Beth und ich hätten früher keine Scheiße gebaut?" Eine Weile herrscht Stille zwischen uns. Wir warten verschwiegen auf Bethany.
„Ich rauche gar nicht.", gebe schließlich leise von mir. „Ist auch nicht zu empfehlen.", grinst mich plötzlich Beth an. Zusammenzuckend sehe ich zu ihr auf. „Also, wie kamt ihr auf's Rauchen?", will die Neugierige nun wissen. „Ein Kumpel von Valea...", will Christina ihrer Freundin bereits eine höchstwahrscheinlich ziemlich unglaubwürdige Lüge aufbinden, jedoch unterbreche ich sie.
„Ich hätte gerade eben beinahe ein Päckchen Zigaretten geklaut, wenn Chrisi mich nicht reuevoll gestimmt hätte.", gestehe ich ehrlich. Anders als erwartet, erhalte ich auch von meiner Pflegemutter keine Standpauke. „Tu so etwas nicht. Klauen ist meist ein stummer Schrei nach Hilfe, rede einfach mit mir oder wem auch immer du willst darüber.", sachte lächelt mich Beth an. Als Antwort nicke ich leicht. Ich schätze es sehr, dass sie mich nicht anschreit oder verurteilt. Andere Eltern hätten mich nun wahrscheinlich angemessenerweise sanktioniert, für den Versuch eine Straftat zu begehen. Doch Beth teilt mir lediglich ihr Vertrauen zu und gibt mir das Gefühl, verstanden zu werden.
Sobald wir zuhause, es fühlte sich immer noch sehr seltsam an, das Haus so zu bezeichnen, angekommen waren, hatte ich mich in meinem Zimmer verschanzt. Die beiden Frauen hatten mir zwar versichert, ich könnte ihnen alles anvertrauen, jedoch wollte ich einfach nur mit meinen Gedanken alleine sein.
Jedenfalls dachte ich das, bis meine Zimmertür aufgeschlagen wurde, sodass sie beinahe aus ihren Angeln flog. Hereinstürmte natürlich niemand dramatischeres als Eliza. „Weißt du, wie schwer es ist heraus zu bekommen, wo zum Teufel du wohnst?", theatralisch wischt sie sich den nicht vorhandenen Schweiß von der Stirn und schließt die Tür nun etwas behutsamer. „Nein, ich versuche selten selbst herauszufinden, wo ich nächtige.", gebe ich ihr eine Antwort auf ihre offensichtlich rhetorische Frage.
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ᖴᗩᑌSTSᑕᕼᒪᗩG ᑎᗩᑕᕼ ᒪIEᗷE!
أدب المراهقينGegensätze ziehen sich an, nicht wahr? Doch was passiert, wenn zwei Rebellen aufeinander treffen? Stoßen sie sich ab? Oder rebellieren sie auch gegen diese Theorie? Valea Konstantinova hat jeglicher Art von zwischenmenschlicher Beziehung schon vor l...